Perú Teil 1 - Lima bis Arequipa


Perú

Noch so viel mehr als Machu Picchu

- Teil 1 von Lima bis Arequipa -



Prolog


Ich war etwa 8 Jahre alt. In der Küche meiner Oma hing ein Kalenderblatt, auf dem ein seltsam geformter Berg vor steinernen Mauern, die einmal Häuser waren, emporragte. Bis auf den Himmel reduzierte sich alles auf Grün-, Grau- und Beigetöne. Das war das erste Mal, dass ich von Machu Picchu hörte, dieser von den Inkas erbaute Ort, der mit der Wiederentdeckung durch Hiram Binghams Expedition im Jahr 1911 weltbekannt wurde. Obwohl noch so jung, war ich begeistert von diesem Foto, das ich sah und wollte wissen, wo dieses Machu Picchu denn überhaupt läge. Nachdem meine Ohren die Antwort vernommen hatten, stand fortan für mich fest, nach Perú möchte ich unbedingt einmal reisen und diesen Ort mit eigenen Augen sehen. 


Viele Jahre vergingen, viele Wunschreiseziele kamen im Lauf der Zeit hinzu, aber Machu Picchu war immer eines der Ziele, das ziemlich weit oben auf meiner imaginären Liste stand. Dann endlich wurden meine Planungen konkreter. Leider konnte mein Mann nicht mitreisen, sodass ich mich für eine Gruppenreise entschied.


Mittlerweile wusste ich, dass es noch so viel mehr in diesem Land zu entdecken gibt, daher kam für mich auch keine Kombination mit Nachbarländern in Frage. Auch der eher noch auf der touristischen Landkarte unbekanntere Norden des Landes klang vielversprechend, so suchte ich nach einer passenden Reise. Recht schnell wurde ich bei einem Spezialreiseveranstalter fündig, der eine dreiwöchige Reise anbot, die meine ganzen Kriterien erfüllte. Die Reiseroute passte, die Auswahl der Unterkünfte gefiel mir und nicht zuletzt stimmte für mich der Reisepreis.


Eigentlich wollte ich die Reise alleine unternehmen und fragte eher aus Spaß eine Freundin, ob sie denn mitreisen wolle. Sie besprach das Ganze mit ihrem Mann und kurze Zeit später war klar, der Reiseveranstalter würde keine Buchung für ein Einzel-, sondern für ein Doppelzimmer erhalten. 


Die Vorfreude war wieder einmal enorm. Ich sollte endlich nach so vielen Jahren diesen Ort mit dem so faszinierenden Namen sehen und nicht nur diesen, sondern noch so viel mehr.


Tag 1 – Frankfurt - Madrid - Lima

Der erste Pisco Sour


Mein Mann bringt uns beide frühmorgens zum Flughafen. Wir fliegen in Economy Class mit der Iberia. 


Im Vorfeld hatte ich so einiges über diese Airline gehört, mehrmals war von Unpünktlichkeit die Rede und von Gepäck, das nicht gemeinsam mit dem Reisenden am Zielort angekommen sei. Zwar ist die Maschine von Frankfurt nach Madrid sehr eng bestuhlt, aber sie ist pünktlich und in etwas mehr als zwei Stunden landen wir in der spanischen Hauptstadt. Ebenso pünktlich verlässt unser Weiterflug nach Lima in einer weitaus komfortabler bestuhlten Maschine Madrid. Nach knapp 11 ½ Stunden landen wir in Perús Hauptstadt und zu unserer Freude auch unser Gepäck. Ich kann über unsere Flüge mit Iberia nichts Negatives sagen. Alles hat wunderbar funktioniert und auch die Crew war sehr freundlich.


Am Flughafen werden wir von unserer Reiseleiterin für die nächsten drei Wochen empfangen und wir treffen auf unsere Mitreisenden, insgesamt sind wir 11 Personen. 


Es ist bereits dunkel, als wir zum Hotel fahren, wo wir mit einem Pisco Sour begrüßt werden; dem Nationalgetränk, auf das sowohl Perú als auch Chile den Anspruch erheben, es hätte seinen Ursprung in ihrem Land. 


Todmüde, jedoch mit großer Vorfreude auf die folgenden Wochen, fallen wir ins Bett.


Tag 2 – Lima

Erkundungen in Perús Hauptstadt


Ich bin froh, dass wir nach der langen Anreise nicht gleich weiterreisen müssen, sondern einen Tag in Lima verbringen werden. Die Stadt mit ihren mehr als 8 Millionen Einwohnern wurde für die spanische Krone von Francisco Pizarro im Jahr 1532 gegründet.


Wir starten mit unserer City Tour an der Plaza de Armas, die vom Rathaus, dem Regierungspalast und der Kathedrale flankiert wird. Der Plaza gefällt mir sehr gut, insbesondere haben es mir die Holzbalkone an einigen der prächtigen Gebäude angetan. 


Am von Franziskanern im Jahr 1546 gegründeten Kloster San Francisco arbeiten Männer auf einer abenteuerlichen Konstruktion an der Fassade. 


Die Katakomben des Klosters strahlen auf mich sowohl Faszination als auch einen gewissen Gruselfaktor aus. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurden hier 25.000 Menschen bestattet. Wir sehen menschliche Knochen, die fein säuberlich sortiert sind, Schädel liegen bei Schädel, Oberschenkelknochen bei Oberschenkelknochen.


Der Nachmittag ist dem Museo Oro del Perú im Stadtteil Surco sowie dem schicken, direkt am Meer gelegenen Viertel Miraflores gewidmet.


Tag 3 – Lima – Chiclayo (Túcume/Sipán)

Ein Señor wurde zum Sensationsfund 


Mit einer Maschine der Fluggesellschaft Star Perú fliegen wir am Morgen von Lima nach Chiclayo. Wir fahren zum nördlichsten Punkt unserer Reise, nach Túcume, genauer gesagt ins Tal der Pyramiden.


Nirgendwo sonst gibt es so viele präkolumbianische Pyramiden auf kleinem Raum wie hier. Die Huaca Larga ist um einiges größer als die ägyptische Cheops Pyramide. Die Pyramiden von Túcume sind etwa 1.000 Jahre alt und als ihre Erbauer gelten Lambayeque. Erst spät hat man hier mit der archäologischen Arbeit begonnen. Ich bin gespannt, was die Arbeit der Forschenden hier noch zu Tage fördert. Derzeit habe ich als Laie in diesem weitläufigen Areal doch einige Schwierigkeiten viele der Pyramiden von der umliegenden Landschaft zu unterscheiden. 

Ein peruanischer Nackthund, der an Kopf und Schwanzende gar nicht so nackt ist, wie der Name vermuten lässt, hat es sich zwischen den archäologischen Ausgrabungen gemütlich gemacht.

Eine weitere große Kultur im Norden Perús ist die der Moche. Als vor gerade einmal 20 Jahren die Gräber des Señor de Sipán entdeckt wurden, galt dies als eine archäologischen Sensation. Neben dem Herrscher von Sipán fanden sich in den entdeckten Gräbern weitere menschliche Überreste. Man geht davon aus, dass einige der mit ihm begrabenen Personen geopfert wurden. Die Gräber waren bei ihrer Entdeckung noch vollkommen intakt, keine Grabräuber hatten diese zuvor geplündert. Vor 5 Jahren wurde ein weltweit renommiertes Museum in Sipán eröffnet, wo wir sowohl Grabbeigaben dieses spektakulären Fundes wie auch sehr viel über die Moche-Kultur erfahren. Zwei Stunden und länger halten wir uns alleine in diesem imposanten Museumskomplex auf.

Ich bin gerade einmal zwei Tage in diesem Land und schon lerne ich, dass die Inka nur einen Teil dieses an präkolumbianischen Kulturen so reichen Landes ausmachen.


Tag 4 – Chiclayo - Huanchaco

Hexenmarkt und eine Hauptstadt aus Lehm


Gestern haben wir wenige weitere Touristen gesehen. Der Norden hat seinen Weg (noch) nicht auf die touristische Landkarte gefunden. Auf dem Hexenmarkt von Chiclayo sehe ich außer unserer Gruppe ausschließlich Einheimische. 


Es ist schon interessant, was auf diesem Markt so alles angeboten wird, von Kräutern über Schlangenhäute bis zu Reparaturen für Elektroartikel. 


Natürlich kann man sich auch kulinarisch durch die eine oder andere Speise probieren. Ich möchte jedoch meinen Magen nicht herausfordern und warne meine Freundin. Wir und zwei andere Paare verzichten auf Geschmackserlebnisse. 


Nach dem Besuch dieses Marktes kann ich verstehen, warum man ihn als Hexenmarkt bezeichnet.

Die Chimú waren eine weitere Hochkultur Perús. Für ihre Hauptstadt wählten sie den Namen Chan Chan und erbauten sie vor etwa 800 Jahren zwischen Huanchaco und Trujillo. Chan Chan ist ein UNESCO Weltkulturerbe und zur Hochzeit lebten hier 60.000 Menschen. Die Inka versuchten die Chan Chan zu unterwerfen, dies gelang ihnen jedoch erst, nachdem sie den Wasserspeicher füllenden Río Moche umleiteten.


Die Stadt mit dem klangvollen Doppelnamen war die größte präkolumbianische Stadt des südamerikanischen Kontinents und die größte weltweit aus Lehmziegeln, dennoch ist sie immer noch recht unbekannt.


Leider hat den Lehmbauten vieles zugesetzt, die kämpferischen Handlungen, Plünderungen, Verwüstungen und auch Erdbeben. Nichtsdestotrotz finde ich Chan Chan unglaublich beeindruckend, ganz besonders die noch erhaltenen Reliefs im Areal des Palacio Tschudi haben es mir angetan. Wir sind einmal mehr nahezu die einzigen Touristen vor Ort.

Im nahe gelegenen Ort Huanchaco übernachten wir. 


Tag 5 – Huanchaco (Trujillo)

Lehmziegel Pyramiden und eine farbenfrohe Plaza


Irgendwie scheint es mir, dass wir jeden Tag eine neue Hochkultur Perús kennenlernen, erst die Lambayeque, dann die Chimú und nun die Moche.


Bereits vor 2.000 Jahren und damit lange vor den Inka gab es bereits die Hochkultur der Moche. Sie haben auch die eindrucksvollen Lehmziegel-Pyramiden unweit von Trujillo im 5. Jahrhundert erbaut. Am bekanntesten sind die Huaca del Sol, die Sonnenpyramide, mit einer Höhe von 30 Metern und die Huaca de la Luna, die Mondpyramide, mit einer Höhe von 20 Metern. Die Huaca del Sol ist für Touristen nicht zugänglich, aber die kleinere Mondpyramide. Gräber wurden in diesem Bauwerk gefunden, ebenso farbenprächtige Reliefs, die konserviert werden. 

Francisco Pizzaro war ein fleißiger Gründer von Städten, so auch von Trujillo, die heute eine der größten Städte Perús ist. Die Plaza de Armas und die umliegenden Straßenzüge gefallen mir auf Anhieb. Das Zentrum der Stadt mit seinen farbenfrohen Häuserwänden gehört für mich zu den schönsten in Südamerika.

Unser Hotel in Huanchaco liegt direkt an der Küstenstraße. Im letzten Abendlicht gehen wir mit zwei Paaren aus der Reisegruppe, mit denen wir uns sehr gut verstehen, an den Strand, wo wir Fischer beobachten, die gerade mit ihren kleinen Schilfbooten, den Caballitos de Totora, zurückkehren.


Tag 6 – Huanchaco - Huaraz

Von der Küste in die Kordilleren


Die heutige Tagesetappe hat es in sich, 300 Kilometer liegen vor uns. Das mag nicht viel klingen, aber wir werden 10 Stunden benötigen. Eine ziemlich abenteuerliche Piste führt uns durch schöne Landschaften und durch zuweilen nicht weniger abenteuerlich in die Felsen gehauene Tunnel. Besonders spektakulär ist der Abschnitt des Cañon del Pato, wo die Piste ganz nah entlang des Rio Santa führt. 

Das Ziel ist unsere Unterkunft für die nächsten drei Nächte in der Nähe von Huaraz auf etwas mehr als 3.000 Höhenmetern. Wir haben die Cordillera Blanca erreicht. Neben Magenproblemen bei einigen Mitreisenden, die den Geschmackserlebnissen auf dem Hexenmarkt nicht widerstehen konnten, kommt nun bei mehreren noch Unwohlsein aufgrund der Höhe hinzu. 


Tag 7 – Huaraz_(Huascarán Nationalpark/Lagunas de Llanganuco)

Türkisfarbene Seen und eine schreckliche Naturkatastrophe, die so viele Menschenleben forderte


Hinter Huaraz windet sich die Straße weiter in die Höhe. In einem kleinen Ort stehen und sitzen Frauen in ihren typischen Trachten Schlange, wofür genau, erschließt sich mir nicht. 

Nach einer weiteren kurzen Fahrt halten wir für einen Marktbesuch. Außer uns handeln, kaufen und schauen nur Einheimische. Mir gefällt das Authentische und Ursprüngliche sehr, man merkt sofort, hierher kommen eher selten Touristen. 

Es geht heute noch höher hinauf, wir fahren auf fast 3.900 Meter. Im Huascarán Nationalpark liegt nicht nur der höchste Berg Perús, der Huascarán mit seinen 6.768 Metern, sondern auch die Lagunas de Llanganuco. Die beiden türkisfarbenen Seen, der Chinancocha und der Orconcocha, liegen - flankiert von den umliegenden Steilwänden - in einer spektakulären Landschaft. Imposante Wolkengebilde schieben sich in dieser Höhe zwischen den Bergen regelrecht hinein. Ich finde es ganz wunderbar hier, auch wenn das Wetter besser sein könnte.

Auf der Rückfahrt halten wir in Yungay. Wir befinden uns auf knapp 2.500 Metern Höhe. Leider regnet es mittlerweile, sodass wir uns nicht allzu lange an diesem Ort aufhalten. Am 31. Mai 1970 begrub eine Schlammlawine Yungay Viejo und 20.000 Menschen starben. Nur der höher gelegene Friedhofshügel mit seiner Christusstatue wurde verschont. Rosen wurden überall dort gepflanzt, wo früher Häuser standen, Parks zur Erholung dienten und Menschen ihr Leben lebten. Auslöser der Schlammlawinen war ein Erdbeben mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala. Vom Huascarán stürzten Eismassen in einen Gletschersee. Unglaubliche Mengen an Schlamm, Geröll, Felsen und Wasser rasten in Minuten kilometerweit durch enge Schluchten und begruben Yungay und seine Einwohner unter sich. 


Insgesamt ließen bei diesem verheerenden Erdbeben 70.000 Menschen ihr Leben.


Tag 8 – Huaraz (Chavín de Huántar)

… und noch eine Hochkultur Perús


Bereits gestern hatte die Mehrzahl in der Gruppe Probleme mit der Höhe. Das ist heute nicht besser und die Übernachtungen in der Höhe von Huaraz bringen keine Linderung für die Höhenkranken. Einige wenige der Gruppe entschließen sich, auf die heutige Tour zu verzichten, denn den höchsten Punkt werden wir mit 4.200 Metern am Kahuishpass erreichen und diesen gilt es gleich zwei Mal zu passieren, denn wir werden die Strecke retour fahren.


Wir passieren einen kleinen Ort, in dem gerade eine Feierlichkeit zu Ehren einer Lehrerfortbildung stattfindet. Die Menschen sind uns gegenüber unglaublich offen und freuen sich darüber, dass wir sie in ihren farbenprächtigen Outfits fotografieren möchten. Mit Touristen hatten sie nicht gerechnet und wir nicht mit solch einem schönen Spektakel, noch dazu, dass man sich darüber freut, dass wir zuschauen.

Die weitere Fahrt ist landschaftlich spektakulär. Wir sehen in der Ferne den mit Eis und Schnee bedeckten Gipfel des Huascarán und an der schönen Laguna Querococha auf 3.980 Metern legen wir einen Stopp ein. Einheimische mit ihren Lamas und Alpakas verdienen sich mit den wenigen Touristen, die hier vorbeikommen, als Fotomotive ein kleines Einkommen.

2.000 Jahre v. C. entstand die Kultur der Chavín. Ein riesiges Areal der Chavín ist unser heutiges Ziel. Ich habe gelesen, dass manche Archäologen hier die Wiege aller Kulturen Südamerikas vermuten. Aber noch liegen so viele Geheimnisse über dieser Stätte, von der bisher im Grunde genommen nur ein Tempel freigelegt wurde. Kunstvoll sind die Stelen verziert und das eigentlich Spannende sind die unterirdischen Gänge. Platzangst darf man hier im nur sehr schwach ausgeleuchteten Labyrinth nicht haben. Dann stehe ich im Schummerlicht vor ihr. Fast 5 Meter hoch ist diese Stele und ein sehr grimmiges Gesicht einer von den Chavín vermutlich als Gottheit verehrte Gestalt schaut mich an. Man nimmt an, dass menschliches Blut über eine Öffnung von oben auf die als Heiligtum betrachtete Stele – oder besser die Darstellung der Gottheit darauf – gegossen wurde.


Wer sich nicht in diese dunklen Gänge hinein traut, kann sich eine Nachbildung neben dem kleinen Museum anschauen.


Für mich liegt etwas Mystisches und zugleich Unheimliches über diesem Chavín de Huántar. Beim späteren Betrachten der Fotos ist dies sicherlich kaum jemandem zu erklären, der nicht vor Ort war, aber ich kann mich dem Bann dieser Ausgrabungsstätte nicht entziehen.


Tag 9 – Huaraz - Lima

Zum Zwischenstopp in die Hauptstadt


Eine lange Fahrtstrecke liegt vor. Unser heutiges Ziel ist Lima. 


Die Strecke am Vormittag führt uns durch eine wunderschöne Landschaft mit spektakulären Ausblicken auf die Cordillera Blanca, bevor wir unsere Fahrt auf der Panamericana fortsetzen. Dieser letzte Streckenabschnitt ist weniger spannend. Nachdem wir die karge Wüstenlandschaft entlang der berühmten Straße hinter uns gelassen haben, erreichen wir nach 10 Stunden Fahrt am Abend Lima. 


Tag 10 – Lima - Huacachina

Perú liegt in einer sehr aktiven seismischen Zone


Wenige Wochen vor unserer Reise ereignete sich ein Erdbeben, das mit 8,0 auf der Richterskala gemessen wurde und dessen Epizentrum in der Nähe von Ica und Pisco lag. Mehr als 500 Menschen starben und über 80.000 Häuser wurden zerstört. 


Auch das schöne Hotel in Paracas, in dem wir gemäß Reiseplan die kommende Nacht verbringen sollten, ist betroffen, sodass wir nun zwei Nächte in der Oase Huacachina übernachten werden. Aber das ist ein absolut zu vernachlässigender Punkt in Anbetracht des Leids, das wenige Wochen zuvor über diese Region hereinbrach. 


Immer wieder sehen wir im Vorbeifahren beschädigte Gebäude, je näher wir an unseren Zielort kommen, aber insgesamt hatte ich mir das Ausmaß von Zerstörung tatsächlich noch viel dramatischer vorgestellt. Entweder fahren wir eine Strecke, die nicht zu viel preisgibt oder die Peruaner haben bereits in der kurzen Zeit unglaublich viel von den Spuren, die das Erdbeben hinterlassen hat, beseitigt. Möglicherweise ist es auch eine Kombination aus beidem. 


In jedem Hotel, in dem wir auf dieser Reise wohnen, sehe ich ausgezeichnete Fluchtwege und Sammelpunkte für den Falls eines Terremoto(s), wie ein Erdbeben hier genannt wird. 


In Ica besuchen wir eine Art Heiligtum für die Peruaner, eine Pisco Brennerei, dort wo das Nationalgetränk schlechthin hergestellt wird. Wir erfahren viel über den Herstellungsprozess und natürlich, dass der Pisco in Perú seinen Ursprung hat, nicht etwa in Chile. Die Chilenen sehen das sicherlich etwas anders, denke ich ein wenig amüsiert.

Unser Hotel liegt in der Oase Huachachina. Nur wenige Gebäude stehen in der Dünenlandschaft, in deren Mitte sich ein See befindet.


Tag 11 – Huacachina (Paracas)

Ein Paradies für Seevögel, geheimnisvolle, gravierte Steine und Sanddünen


Wir müssen heute früh aus den Federn, da wir die Strecke bis Paracas zurückfahren müssen. Um 8:00 Uhr startet unsere 2-stündige Bootsfahrt zu den Islas Ballestas, der Ballestas Sur, der Ballestas Centro und der Ballestas Norte.


Auf dem Weg dorthin passieren wir das Scharrbild Candelabro, von dem nicht abschließend geklärt ist, was es genau darstellen soll und ob es möglicherweise nicht sogar neueren Datums ist. Zumindest kann man dieses Scharrbild gut vom Boot aus sehen, für die Linien von Nazca werden wir morgen in ein sehr kleines Flugzeug steigen müssen, wollen wir diese in ihrer ganzen Pracht erblicken.


Wir nähern uns den Islas Ballestas und den kleinen umliegenden Felsen. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde auf den Inseln noch in großem Stil Guano abgebaut, davon zeugen einige Gebäude. Es ist beeindruckend, wie viele Vögel, von Chilepelikanen über Kormorane, Tölpel, Inkaseeschwalben bis hin zu Humboldtpinguinen hier leben. Auf den Felsen tummeln sich zudem Seelöwen und ich bin sicher, im Meer um die Inseln geht es ähnlich lebhaft zu. Ich bin begeistert von dieser Tierwelt. 

In Ica werden wir ein Privatmuseum besuchen. Im Zentrum der Stadt sind die Schäden durch das wenige Wochen zuvor wütende Erdbeben kaum zu übersehen. Auch die Kirche, die sicherlich schon viele Jahre an der Plaza Mayor steht, hat sehr viel abbekommen. Später werde ich lesen, dass alleine in Ica in einer Kirche 17 Menschen während eines Gottesdienstes starben, der stattfand, als die Erde bebte. 

Das Privatmuseum von Dr. Javier Cabrera, das eigens für uns geöffnet wird, sehen wir uns Steine mit eingravierten Symbolen und Figuren an. Diese sollen in Zusammenhang mit Atlantis stehen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich die Erklärungen nicht so ganz verstehe, nichtsdestotrotz finde ich die Sammlung, die sich hier in einigen kleinen dunklen Räumen befindet und sicherlich sehr mühevoll zusammengetragen wurde, ziemlich interessant. 

Mit den beiden Paaren, mit denen wir uns so gut verstehen, sitzen wir am Nachmittag auf der Terrasse unserer Unterkunft zusammen und warten darauf, dass es ein wenig abkühlt, bevor wir uns an die Dünenbesteigung machen und den Sonnenuntergang genießen. Da ich wegen des Sandes und der Schlepperei die Kamera nicht mitgenommen habe, gibt es davon leider keine Bilder. 


Tag 12 – Huacachina - Nazca

Linien im Wüstenboden 


30 Minuten können eine Ewigkeit sein. Das werde ich heute feststellen. 


Die Linien von Nazca – für welche Spekulationen haben sie schon gesorgt. Erich von Däniken schreibt sie gar Außerirdischen zu. Eine Deutsche, Maria Reiche, hat mehr als 40 Jahre ihres Lebens an diesen Linien geforscht, heute sind sie eines der touristischen Highlights Perús. 


Ich muss zugeben, so ganz wohl ist mir schon am Morgen nicht bei dem Gedanken, eine dieser kleinen Maschinen zu besteigen. Leider habe ich von einigen Unfällen gehört, aber nur aus der Luft sieht man das ganze Ausmaß dieser Scharrbilder in der Wüste.


Zwei der Scharrbilder kann man mehr oder weniger von einem Beobachtungsturm, der direkt an der Straße liegt, sehen. Sie tragen die Bezeichnung „die Hände“ und „der Baum“. Dorthin fahren wir zuerst, bevor wir unsere Fahrt zum Flughafen fortsetzen. 


Meine Freundin und ich teilen uns auf. Wir setzen uns jeweils zu einem der Paare, mit denen wir uns gut verstehen. In jedem dieser kleinen Flugzeuge ist gerade genug Platz für den Piloten und drei Passagiere. 


Wir fliegen über verschiedene Scharrbilder: der Wal, die Spirale, Affe, Hund, Kondor, Spinne, Kolibri, die Hände und der Baum schaffen es meine Speicherkarte sowie die für mich witzigste Figur, der Astronaut.


So ganz genießen können wir allerdings den Flug nicht. Es fängt plötzlich ganz merkwürdig an zu riechen und aus einer Leitung über unseren Köpfen tropft eine Flüssigkeit. Nun möchte ich nur noch so schnell wie möglich zurück zum Flugplatz. Wir sind alle drei heilfroh, als wir landen und die Maschine fluchtartig verlassen können. In diesem Moment nehme ich mir ganz fest vor, mir das nächste Mal ganz genau zu überlegen, wo - und ob überhaupt - ich mich noch einmal in ein solches Kleinflugzeug setzen werde. 

Den Nachmittag haben wir ausnahmsweise einmal Freizeit und da wir im besten Hotel, dem Cantayo & Spa in Nazca, auf dieser Reise wohnen, genieße ich das in vollen Zügen am Pool und bei einer Massage.


Tag 13 – Nazca - Arequipa

Eine lange Fahretappe


Der Weg von Nazca nach Arequipa ist lang, sehr lang. Größtenteils führt das Asphaltband in Sichtweite des Pazifischen Ozeans entlang, aber auch immer wieder entlang von Ansiedlungen, die aus Bretterverschlägen bestehen. Hier wird die Armut vieler Menschen in diesem Land für mich so richtig sichtbar.


Den einzigen längeren Stopp am heutigen Tag legen wir an einem antiken Friedhof ein. Grabräuber haben ganze Arbeit geleistet. Zurück ließen sie im Grunde genommen nur die Mumien. 

Sehr spät am Abend, es ist bereits 22:00 Uhr, erreichen wir Arequipa, wo wir die nächsten beiden Nächte bleiben werden. Die Stadt liegt auf 2.335 Metern Höhe und eignet sich hervorragend zur Anpassung an die Höhe, die uns in den folgenden Tagen erwartet. Auch dies war ein Aspekt bei der Wahl meiner Route. Ich wollte unbedingt über Arequipa langsam in die Höhe reisen und nicht direkt von Lima auf Meereshöhe nach Cusco fliegen.



„Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese nicht wieder los.“   - Bruno H. Bürgel

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