Ecuador Galápagos Teil 4 - San Cristóbal bis Santa Cruz


Ecuador Festland und Galápagos Inseln

Der Evolutionstheorie auf der Spur

- Teil 4 von San Cristóbal nach Santa Cruz -



Tag 17 - Isla Española (Punta Suárez & Gardner Bay)

Albatrosse, Albatrosse, Albatrosse und Albatrosküken


Der gestrige Tag hatte schon meine Erwartungen an Galápagos erfüllt, vielleicht sogar übertroffen. Sollte der Besuch von Española, deren Besuch das Muss für uns im Vorfeld war, unseren Erwartungen gerecht werden? Es ist immer schwer, wenn man bereits schon mit solch großen Erwartungen ein Ziel ansteuert, die latente Gefahr enttäuscht zu werden, ist allgegenwärtig. Die Frage, die mich umtreibt, lautet: Werde ich Albatrosse sehen?

Der Landgang am Punta Suárez erfordert bereits beim Einstieg ins Panga höchste Aufmerksamkeit, da der Wellengang wieder zugenommen hat, und auch der Ausstieg auf den Steg gestaltet sich nicht ganz einfach. Zum Glück sind die Guides und die Crew vor Ort und helfen allen sicher ins und wieder aus dem Panga zu kommen. Auch heute werden wir unterschiedliche Touren machen, es gibt eine kürzere, die mein Mann mitmachen wird und eine längere, für die ich mich entschieden habe. Meine Tour wird heute zwar keine Aufstiege haben wie in Punta Pitt, jedoch immer mal wieder kleinere Abschnitte, wo man alle Hände und Füße frei haben sollte. Zudem muss man die ganze Zeit genau auf seine Schritte achten, weil der Untergrund oftmals über sehr unebenes Lavagelände führt oder über Steine balanciert werden muss. Kurzum, ich muss auch dem Terrain hin und wieder eine entsprechende Aufmerksamkeit entgegenbringen, was mir leider nicht ganz leicht fällt, wenn ich erst einmal in Verzückung über die Tierwelt gerate. Die kürzere Variante hingegen führt entlang eines ordentlich angelegten Pfades.

Alles, was ich jetzt schreiben werde, kann nur einen kurzen Einblick geben. Der äußerst seltene Galápagos Albatros ist die einzige Albatrosart, die im Bereich der Subtropen lebt und brütet fast nahezu nur auf Española. Will man sie sehen, muss man auch die richtigen Monate zur Beobachtung der Vögel auswählen, denn sie verlassen die Insel während des Jahres für mehrere Monate.

Mein großer Wunsch wird erfüllt, ich sehe Albatrospaare, die miteinander flirten, einzelne Albatrosse und ganz entzückend, Albatrosküken, die, auch wenn sie teilweise schon die Größe der Eltern erreicht haben, noch ganz zottelig in ihrem Nest hocken. Mit ihrem zotteligen Aussehen erinnern sie mich an den ebenfalls so zottelig aussehenden Nachwuchs der Königspinguine. Sie sehen zugleich unglaublich süß, aber auch witzig aus. Sie zaubern mir immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht. Eines der Albatrosküken hockt da und schaut mich ganz groß an, ich bin hin und weg und kann mich kaum losreißen. Unnötig zu sagen, dass ich mal wieder die letzte in der Gruppe bin, allerdings ist eine Schweizerin ebenfalls so begeistert, sodass wir oftmals zu zweit die Nachhut bilden. 

Aber die Albatrosse sind hier nicht die einzigen Sichtungen, die mir voller Begeisterung die Tränen in die Augen treiben. Große Kolonien von Nazcatölpeln und anderen Seevögeln bevölkern die Klippen, dazwischen liegen immer wieder, regelrecht übereinander gestülpt in mehreren Schichten, die bunten (hier auf der Insel zumeist rot/schwarzen) Meeresechsen. Aus diesen Haufen spritzt einem regelmäßig Meerwasser aus den Nasenlöchern der Echsen entgegen. 

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Ich muss aufpassen, wohin ich trete. Ich fotografiere und fotografiere, kann mich nicht losreißen und könnte, wenn es denn ginge, den ganzen Tag hier verbringen. Sogar eine der auf Galápagos ungiftigen Landschlangen erspähe ich, weil sie sich wenige Zentimeter vor mir über den Pfad drängelt. 

Irgendwann zurück am Strand in der Nähe des Bootssteges liegen oder robben unzählige Seelöwen, teilweise mit frisch geborenen Babies. Die Nachgeburten liegen oftmals noch direkt daneben. Die Klippen werden überall von den großen roten Klippenkrabben bevölkert, die mich mit ihren großen bunten, hervorstehenden Augen anblicken. Teilweise sind diese Krabben im vorderen Kopfbereich blau gefärbt. Ich bin hellauf begeistert und kann mit Worten nur versuchen zu beschreiben, wie unglaublich toll ich es auf dieser Insel finde. 

In der Kabine sehe ich meinen Mann wieder und freue mich sehr, als er mir sagt, dass auch er Albatrosse und Albatrosküken gesehen hat. Mit eigenen Augen konnte er sogar sehen, wie sie eine einwandfreie Landung hingelegt haben.


Der Nachmittag gehört noch einer weiteren Anlandung auf Española, nämlich der Bahía Gardner. Auch diese verfügt über einen weiteren langen weißen Traumstrand mit türkisfarbenem Meer. Zu sehen gibt es wieder viele der üblichen Verdächtigen, von Seelions, hier auffallend roten Meeresechsen und ganz besonders neugierigen Spottdrosseln. Española ist einfach nur super!



Hinzu kommt, dass außer den Passagieren der La Pinta zeitgleich keine anderen Schiffe an den Anlandeplätzen anlegen dürfen und die Touren immer so von der Crew geplant werden, dass man oftmals die anderen Gruppen überhaupt nicht trifft. Klasse Organisation!

Für den letzten Abend hat sich dann Mr. Seasick noch einmal richtig ins Zeug gelegt. Er schlägt so zu, dass ich nicht zum Abendessen gehe und es nur noch liegend einigermaßen aushalte. So wie es mir jetzt geht, bin ich froh, morgen wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.


Tag 18 – Puerto Ayora (Charles Darwin Station)

Zu Besuch bei Lonesome George


Der Seegang hatte die letzten Tage stetig zugenommen, ebenso auch mein Konsum an Reisetabletten. Mr. Seasick will mich aber nicht ohne letzten Gruß gehen lassen. Ich könnte auch sehr gerne darauf verzichten. Einzig und alleine wegen diesem Kerl sind wir beide froh, die La Pinta verlassen zu können. Alles andere lieferte uns keinen Grund, im Gegenteil, die Kabine ist super, das Essen hervorragend, die Guides unglaublich kompetent und freundlich sowie als Krönung die Landgänge, die unsere ohnehin hohen Erwartungen noch übertroffen haben. Besonders gut fanden wir auch die Steigerung von den kleinen netten Inselbesuchen hin zu den spektakulären bei Punta Pitt, Cerro Brujo, Punta Suárez und der Bahía Gardner. 


Würde ich doch meine unsägliche Begleitung, Mr. Seasick, abschütteln können, könnte ich mir sofort eine weitere Reise auf einer anderen Route durch das Archipel an Bord der La Pinta vorstellen. Aber dieses Mal kündigt mir mein Mann bereits mehrmals auf dem Schiff an, dass dies nun wirklich die allerletzte Schiffsreise mit mir und Mr. Seasick gewesen wäre. Keine schönen Aussichten …


Offiziell haben wir aber noch einen Programmpunkt. So legen wir am Vormittag in der Bucht vor Puerto Ayora an, unser Gepäck wurde bereits zuvor vom Schiff ins Hotel Ikala gebracht. Wir steigen ein letztes Mal ins Panga ein. Vom Hafen fahren wir zur Charles Darwin Station, wo wir mit unserem Guide eine Führung machen. Es ist gar nicht schlecht, hier mit Guide unterwegs zu sein, da wir noch einmal das eine oder andere erfahren, was wir jetzt nicht wüssten, wären wir nur alleine hier durchspaziert. 


Die Panzerformen der Landschildkröten haben sich unterschiedlich entwickelt, je nachdem, von was sie sich ernähren. Schildkröten, die ihre Nahrung auf dem Boden finden, deren Panzer wölbt sich vorne ähnlich wie hinten. Die Panzer derer, die ihre Nahrung eher an Bäumen und Sträuchern finden, sind im vorderen Bereich wesentlich mehr gewölbt, sodass das Tier sich viel besser nach der Nahrung strecken kann – ja, die Evolutionstheorie ist hier hautnah zu sehen. 

Der recht berühmte Lonesome George, einzig Überlebender seiner Art von der Insel Pinta, verstarb im Juni 2012. Lange hatte man gehofft, noch ein Weibchen seiner Art zu finden, um den Fortbestand retten zu können, leider gelang dies nicht. Lonesome George ist aber nicht ganz verschwunden, er wurde präpariert und wird jetzt in einem klimatisierten Gebäude auf dem Gelände ausgestellt. Ich bin mir immer noch unschlüssig, ob ich das gut oder schlecht finden soll. 


Tja und dann gibt es das krasse Gegenbeispiel zu Lonesome George und zwar in Form von Diego. Diego lebt scheinbar glücklich und zufrieden und hat bereits für 800 Nachkommen gesorgt. Es ist geplant, ihn bald wieder zurück auf seine Herkunftsinsel zu bringen. Ich würde sagen, er hat es sich wahrlich verdient. 

Heute haben wir mehr unserem Guide gelauscht, um viele Hintergrundinfos zur Charles Darwin Station zu erhalten. Da wir in den nächsten Tagen noch Zeit haben werden, beschließen wir noch einmal alleine hierher zu kommen, um dann mit dem heute erworbenen Wissen intensiver den Tieren zuzuschauen. 



„Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese nicht wieder los.“   - Bruno H. Bürgel

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