La Réunion Mauritius Teil 1 - Saint-Denis bis Saint-Leu


La Réunion und Mauritius

Die schöne Unbekannte und die bekannte Schöne oder

Auf der Suche nach dem Dodo

- Teil 1 von Saint-Denis bis Saint-Leu -



Prolog


Sind die Inseln der Seychellen, Malediven oder Mauritius schon lange auf der touristischen Landkarte angekommen, verhält es sich mit La Réunion etwas anders, obwohl dieses grüne Eiland zu Frankreich gehört und man es mit einem Inlandsflug ab Paris erreichen kann. 


Möglicherweise wäre La Réunions Bekanntheitsgrad höher, würde die Insel mit ähnlich vielen und schönen Stränden aufwarten, wie viele andere Inseln im Indischen Ozean. Das wiederum gelingt dieser Insel aber nur stellenweise und auch eher begrenzt entlang ihrer Küste. Stattdessen ist sie im Inneren sehr grün und ausgesprochen gebirgig, ein Paradies für Wanderer im Indischen Ozean. Meine Aufmerksamkeit erlangte dieses Kleinod aber weder aufgrund seiner Wandermöglichkeiten noch wegen der Möglichkeit eines Badeurlaubs unter südlicher Sonne, sondern aufgrund seines nicht zu verleugnenden vulkanischen Ursprungs, dessen heißblütige Ergüsse auch heute immer noch an vielen Stellen präsent sind.


Das erste Mal überhaupt hörte ich von dieser Insel im Jahr 1991, nicht lange, nachdem Katia und Maurice Krafft bei einem Vulkanausbruch in einem pyroklastischen Strom am Unzen in Japan umkamen. In diesem Zusammenhang sah ich einen Bericht über die beiden weltbekannten, französischen Vulkanologen. Darin spielte auch der Piton de la Fournaise eine Rolle. Ich war fasziniert und fortan fand sich die kleine Insel auf meiner Wunschreiseliste. Immer wieder standen in den Folgejahren andere Reiseziele im Vordergrund, ohne jedoch La Réunion zu vergessen. Im Jahr 2011 sollte es dann endlich soweit sein. Wie immer begann ich bereits im Vorjahr mit den Planungen. Schwierig gestaltete sich die Flugsuche und die Frage, wie wir am besten auf die Insel gelangen sollten. Die eigentlich naheliegende Verbindung über Paris mit einem Flughafenwechsel sprach uns nicht an. Dann kam mir die Idee, einen Flug via Mauritius einzuplanen und als wir dann tatsächlich Meilenflüge in der Business Class über Johannesburg nach Mauritius ergattern konnten, stand der Reise nichts mehr im Weg. Schnell waren auch die beiden Flüge von/bis Mauritius auf das französische Eiland reserviert.


Gebunden an die gebuchten Daten der Flüge hatten wir nun knapp 3 Wochen zur Verfügung. Das war uns allerdings zu lange, um sie nur auf der Insel zu verbringen, wollten und konnten wir doch keine ausgiebigen Wanderungen machen. Daher entschieden wir, die Gunst der Stunde zu nutzen und die von der Planung übrig gebliebene Reisezeit für Mauritius einzuplanen. Weder mein Mann noch ich hatten bisher große Ambitionen, nach Mauritius zu reisen, irgendwie interessierte uns diese Insel nicht sonderlich. Aber nun, nachdem es sich geradezu anbot, dieser Insel eine Chance zu geben, waren wir uns schnell einig darin, einige geruhsame Tage ohne großes Programm auf Mauritius im Anschluss an unsere Zeit auf La Réunion zu verbringen. Da es auf Mauritius an Unterkünften wahrlich nicht mangelt, war ein passendes schönes Hotel, noch dazu durchaus bezahlbar, obwohl im 5-Sterne-Bereich angesiedelt, schnell gefunden. Der Grund für einen wirklich guten Preis lag wohl hauptsächlich darin begründet, dass wir für Mauritius in der absoluten Nebensaison reisten, die jedoch gleichzeitig für La Réunion eine vorzügliche Reisezeit für eine Mietwagenreise darstellt. Für uns stand von Beginn an fest, dass wir La Réunion individuell mit einem Mietwagen bereisen wollten. In kurzer Zeit war eine passende Route ausgearbeitet und ein Kleinwagen wegen der oftmals sehr engen Straßen gebucht. Nun hieß es nur noch warten, bis unser Flugzeug gen Johannesburg abheben sollte. 


In der Zwischenzeit stellte ich mir die nicht unbedingt ernstgemeinte Frage, ob wir wohl die sensationelle Möglichkeit erhalten sollten, einen Dodo zu sehen. Auf alle Fälle nahm ich mir vor, Augen und Ohren immer offen zu halten, ob nicht doch noch mehrere - oder zumindest einer - der flugunfähigen und als etwas plump beschriebenen Vögel, die Jahrhunderte im verborgenen Dickicht der Inseln überstanden hatte. Der Dodo lebte nur auf diesen beiden Inseln, die wir besuchen wollten. Da dieses plumpe Federvieh zudem recht zutraulich gewesen sein soll, galt es für die ersten Seefahrer, die auf den Inseln anlandeten, als ausgesprochen leicht zu erbeutende Nahrungsquelle und so dauerte es nicht lange, bis wohl auch der letzte von ihnen verspeist wurde. Seit 1660 gilt der Dodo offiziell als ausgestorben. Wie wir im Laufe der Reise erfahren sollten, trugen die Holländer einen nicht unwesentlichen Anteil dazu bei und haben sich dadurch unter Einheimischen den nicht ganz rühmlichen, etwas scherzhaften Beinamen „Dodokiller“ erworben. Ob es mir trotzdem gelingen wird, einen der putzigen, nicht besonders schlanken Vögelchen auf einer der beiden Inseln zu entdecken, werde ich im Laufe des Berichtes auflösen.


Tag 1 – Flug Frankfurt - Johannesburg

Lange Anreise


Unsere Anreise nach Frankfurt verläuft problemlos, ebenso der Check-in. Die Business Class der South African Airways gefällt mir sehr gut, nicht auch zuletzt wegen des sehr freundlichen Services, des fast flachen Bettes und der angenehmen Decken, die nicht so dünn sind, dass man frieren muss. Ich verschlafe einen Großteil der Reisezeit über den Wolken, die buchstäblich wie im Fluge vergeht. Ob ich von einem flugunfähigen Vogel geträumt habe, daran kann ich mich am Morgen nicht mehr erinnern. 


Tag 2 – Flug Johannesburg - Mauritius

Von einem Flug zum nächsten 


Pünktlich landet die Maschine der South African Airways nach mehr als 10 Stunden frühmorgens in Johannesburg. Die Kontrollen sind zum Glück rasch hinter uns gebracht und die 2 ½ Stunden Aufenthalt am Flughafen sind genau passend, um unseren Weiterflug nach Mauritius zu schaffen. Nun liegen noch knapp 4 weitere Stunden Flugzeit vor uns, die jedoch in einer ebenso komfortablen Business Class in einem sehr neu wirkenden Fluggerät schnell vorbeigehen. 


Unser gebuchter Transfer ist vor Ort und bringt uns zum nahe gelegenen Hotel Preskil Beach. Die Fahrtzeit beträgt nur 15 Minuten. Die Lage unserer Unterkunft ist perfekt, da wir dieses Hotel lediglich als Zwischenübernachtung gebucht haben. Morgen werden wir ein weiteres Mal fliegen müssen, bevor wir dann endlich unser Ziel für die nächsten Tage erreicht haben werden. Wir spazieren ein wenig auf dem Hotelgelände umher, gehen zum Strand und fallen dann recht früh ziemlich müde von der langen Anreise ins Bett. 


Tag 3 – Flug Mauritius – La Réunion (Hell-Bourg)

Nach dem Flug ist vor dem Flug


Den Morgen lassen wir entspannt angehen, da wir reichlich Zeit haben. Unser Flug wird erst um 15:00 Uhr die Insel verlassen. Wir fliegen mit einer Airbus A340-300 der Air Mauritius und erhalten tatsächlich ein Upgrade in die Business Class. Das ist sehr nett, aber bei einer Flugzeit von 40 Minuten ist es sicherlich auch in der Economy Class nicht allzu anstrengend. Es ist wahrlich ein Katzensprung von der Tropeninsel nach Europa.


Jeder, der sich ein wenig für Tennis interessiert, hat bereits den Namen Roland Garros gehört. Nach ihm ist das jährlich stattfindende Grand-Slam-Turnier auf Sandplatz in Paris benannt. Aber wer war dieser Roland Garros? Roland Garros war ein französischer Luftfahrtpionier und ein Kind dieses Eilands, auf das ich gerade meinen Fuß setze. Er wurde am 6. Oktober 1888 in St.-Denis geboren und nach ihm wurde nicht nur ein berühmtes Tennisturnier benannt, sondern auch der internationale Flughafen von La Réunion.


Nach diesem kleinen geschichtlichen Exkurs steuern wir dem Mietwagenschalter entgegen. Wir sind die Einzigen, die einen fahrbaren Untersatz übernehmen wollen. Dagegen haben wir keine Einwände und die Übernahme geht in einem Sprachgewirr von Franzenglisch recht zügig vonstatten. Wir erhalten die gebuchte Kategorie in Form eines Chevrolet Aveos. 


Derzeit ist Winter auf der Insel und die Sonne geht recht früh unter. Früher als ohnehin auf einer Insel, die wesentlich näher am Äquator liegt, als das dazugehörige Festland. So sind wir froh, mit dem letzten Abendlicht nach etwa 90 Minuten Fahrtzeit Hell-Bourg zu erreichen, wo wir für eine Nacht das Hotel Relais de Cimes gebucht haben. Das Hotel ist eines der besten Unterkünfte im Ort, trotzdem eher einfach, jedoch sauber und durchaus in Ordnung für eine Nacht. Das Abendessen im dazugehörigen Restaurant mit kreolischer Küche wurde sehr gelobt, wie ich bei meinen Recherchen immer wieder feststellte, sodass wir uns entschließen, dort einzukehren. Endlich sind wir angekommen, es ist wahrlich eine lange Anreise für ein europäisches Reiseziel. 


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Tag 4 – Hell-Bourg – Plaine de Cafres

Von einem der schönsten Dörfer Frankreichs zum aktiven Vulkan 


Die Wege auf La Réunion sind nicht sonderlich weit. Insgesamt liegt heute keine große Fahrstrecke vor uns, aber die Straßen sind oftmals sehr eng und kurvig, sodass man wesentlich mehr Zeit für wenige Kilometer einkalkulieren muss, als man es von Zuhause im Normalfall gewohnt ist. 


Hell-Bourg, so habe ich immer wieder gelesen, wird als eines der schönsten Dörfer Frankreichs bezeichnet. Es liegt in einem der drei Cirques der Insel, im Cirque de Salazie. Tatsächlich stehen in Hell-Bourg hübsche kreolische Häuser, die nicht selten in farbenfrohen Anstrichen daherkommen. Schnell haben wir die wenigen Straßenzüge des Ortes erkundet. 

Bevor wir jedoch Hell-Bourg verlassen, wollen wir uns Maison Folio anschauen. Die Villa Folio wurde im 19. Jahrhundert erbaut und verfügt über einen sehr schönen Garten. Gerne würden wir an einer Führung teilnehmen. Leider wird diese nicht in Englisch angeboten und unsere Französischkenntnisse sind nicht so gut, als dass wir einen großen Nutzen von all den Erklärungen hätten. Zu unserer Überraschung erhalten wir einen Preisnachlass auf den Eintrittspreis, weil wir die Führung nicht nutzen können und so laufen wir alleine durch das Gebäude und den Garten.

Nach dem Besuch dieser zauberhaften grünen Welt fahren wir auf einer scheinbar nicht enden wollenden Anzahl von Kurven in Richtung Grand Ilet tiefer in den Cirque de Salazie hinein. Die Blicke in die grüne Bergwelt mit ihren Wasserfällen hier und auch auf dem Weg zur Küste sind faszinierend.

In Küstennähe angekommen setzen wir unsere Reise nicht gleich südwärts fort, sondern fahren ein kleines Stück zurück auf der Strecke, auf der wir gestern gekommen sind. Wir wollen nach St.-André, wo wir uns in einer Bäckerei mit Verpflegung für den heutigen Tag eindecken. Dann suchen wir den Le temple du Colosse, einen Hindutempel, und werden auch schnell fündig. Mir gefällt das farbenfrohe Gebäude sehr, es strahlt regelrecht inmitten dieser Welt aus Grün.

Kaum verlässt die Straße die Küstennähe, windet sie sich wieder in unzähligen Kehren nach oben. Die Ausblicke in die schluchtenartige grüne Bergwelt sind wunderschön, ebenso die eindrucksvollen Wolkengebilde und die Fernsicht hinunter zum tiefblauen Meer. Große Farne stehen am Wegesrand, immer wieder fühle ich mich erinnert an Eindrücke unserer Reisen nach Neuseeland und Hawaii. 

Auch in Bourg-Murat ist die Auswahl an Unterkünften nicht gerade üppig und so haben wir für die beiden folgenden Nächte das L’Ecrin gebucht. Diese Unterkunft ist ebenfalls eher einfach, aber wieder sehr sauber und absolut okay, genau genommen sind wir sogar positiv überrascht. Wir checken in Windeseile ein, da wir uns entschieden haben, noch heute zum Piton de la Fournaise zu fahren. Eigentlich stände diese Tour erst morgen auf dem Programm, aber das Wetter könnte nicht besser sein und diese Gunst der Stunde müssen wir nutzen, denn nicht selten soll man Pech haben, am Kraterrand stehen und nichts sehen.


Die Fahrt über die Plaine de Sables ist wunderschön. Vulkanlandschaften faszinieren mich einfach sehr und ich kann mich nicht satt daran sehen. Als wir am Kraterrand ankommen, könnte das Wetter kaum besser sein und uns bieten sich beeindruckende Blicke vom Pas de Bellecombe zum Piton de la Fournaise und in den Krater. Der Formica Leo (2.218 Meter) sieht irgendwie niedlich aus, wie er sich als kleiner Babyvulkan aus der Asche erhebt. Der Piton de la Fournaise verfügt gleich über zwei Krater, ein wenig wie „Good Guy and Bad Guy“. Während der Bory, der große „Good Guy“ Krater, seit einigen, wenigen Jahrhunderten ruht, hat der kleinere Dolomieu den Part des Bad Guys übernommen. Na ja, Vulkanologen würden die Zuordnung möglicherweise genau anders herum vornehmen. 


Der Piton de la Fournaise ist 2.631 Meter hoch und gehört zu den aktivsten Vertretern seiner Art. Er ist während der letzten Jahrzehnte mehrfach ausgebrochen. Allerdings zählt er nicht nur zu den aktivsten Vulkanen, sondern gilt auch als nicht ganz so gefährlich, soweit man das überhaupt über einen eruptierenden Vulkan sagen kann. Der Grund ist in seiner Vulkan-DNA zu finden. Wie bei den Vulkanen auf Hawaii, handelt es sich auch beim Piton de la Fournaise um einen Schildvulkan, witzigerweise gibt es sogar zwei Lavaströme, die auf hawaiianische Namen getauft wurden.

Recht spät zurück in Bourg-Murat essen wir mangels Alternativen im Restaurant des Hotels zu Abend. Außer uns ist nur noch ein weiterer Tisch besetzt. Das Essen ist sehr gut. 


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Tag 5 – Hell-Bourg (Trou de Fer)

Ein grünes Höllenloch


Nachdem wir gestern die karge Hochebene des Vulkans besucht haben, werden wir uns heute einem kompletten Kontrastprogramm in Form eines grünen Märchenwaldes widmen. Wir wollen zum Höllenloch, zum Trou de Fer. Zumindest ist das unser Plan. Wir sind uns noch nicht sicher, ob wir die Wanderung zum Höllenloch schaffen werden. Zu unterschiedlich und zu unkalkulierbar erscheint mir der Plan. Quellen beschreiben die Wanderung von moderat bis sehr schwer. Wir entscheiden uns dennoch, es zumindest zu versuchen, zu verlockend klingt die Belohnung am Ende der Wanderung. 


Wir fahren auf einer Forststraße bis zur Gîte Bélouve. Dort können wir unseren Wagen parken. Hier im Wald ist es merklich feuchter, ohnehin ist das Wetter heute nicht mehr so gut wie am Vortag, und wir sind froh, dass wir bereits gestern den Piton de la Fournaise besucht haben. Da es zwischendurch immer wieder regnet, entschließen wir uns, nur die kleine Kompaktkamera mitzunehmen. Dadurch haben wir darüber hinaus auch weniger zu schleppen. 


Was uns dann erwartet, ist einfach nur zauberhaft, eine passende Beschreibung für einen Zauberwald. Der Weg ist größtenteils zwar sehr unwegsam und führt mitunter über Stock und Stein; der immer wieder aufkommende Regen lässt uns mehr als einmal an ein Umkehren denken, aber die uns umgebende grüne Märchenwelt motiviert uns dann doch immer wieder zum Weitergehen. Endemische Tamarindenbäume und große Farne im Forêt de Bébour-Bélouve geben mir das Gefühl, ich befinde mich in einem Wald, wo hinter jedem Baum, Strauch und Farn jederzeit ein Dinosaurier, oder noch viel besser, ein Dodo, hervorkommen könnte. Solch einen Zauberwald habe ich zuvor noch nie betreten. Es ist so schön hier, auch wenn wir befürchten, am Ende der Wanderung nicht mit einem Ausblick ins Höllenloch belohnt zu werden. Aber damit haben wir bereits beim Start gerechnet, hatte ich doch im Vorfeld gelesen, dass es hier eigentlich immerzu nass und neblig ist und man großes Glück benötigt, um diesen Blick erhaschen zu können. Beinahe genauso viel Glück, wie für die Sichtung eines Dodos, denke ich augenzwinkernd im Stillen.

Irgendwann haben wir es dann tatsächlich geschafft und stehen oberhalb des Aussichtspunktes. Vor uns liegt das Höllenloch, Trou de Fer. Zumindest theoretisch, denn wir sehen, nichts, rein gar nichts außer Nebel und davon nicht gerade wenig. Wir beschließen, nicht gleich wieder umzukehren, sondern ein wenig zu warten, denn das Wetter kann hier auch in Minutenschnelle umschlagen. Nach etwa 15 bis 20 Minuten des Wartens lichtet sich tatsächlich der Nebel nach und nach. Wir werden belohnt und können in das Höllenloch hineinschauen. Wasserfälle, die teilweise eine Höhe von 300 Metern erreichen, fallen in die Tiefe, es ist spektakulär und auch nur für wenige Minuten sichtbar. Dann legt sich bereits der Schleier des Nebels wieder über die Szenerie. Was hatten wir dennoch für ein Glück, diesen Blick erhaschen zu können. 

Der Rückweg führt uns über die gleichen Pfade durch den Zauberwald an unseren Ausgangspunkt. Diese Wanderung hat definitiv gelohnt. Zudem sind uns während der ganzen Zeit keine 10 Personen begegnet. Ich nehme an, dass es in Ferienzeiten hier sicherlich wesentlich belebter zugeht. 


Eigentlich wollten wir uns heute noch das Vulkanmuseum in Bourg-Murat anschauen, aber bis wir zurück im Ort sind, ist es bereits so spät, dass es nicht mehr lohnt. Wir werden den Besuch morgen früh nachholen.


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Tag 6 – Hell-Bourg – Sainte Anne

Vom Hochplateau zur Küste und eine Wildlife-Sichtung


Heute wollen wir unbedingt dem Maison du Volcan in Bourg-Murat einen Besuch abstatten. Allerdings öffnet das Museum erst um 09:30 Uhr. Wir entschließen daher, den angebrochenen Morgen zu nutzen und nach Bois Court zu fahren. Hier schaut man von einer Plattform in die Tiefe auf eine kleine Ortschaft, die zwischen den gewaltigen grün bewachsenen Berghängen auf einem kleinen Plateau liegt. Die Menschen dort unten werden lediglich über eine Lastenseilbahn versorgt. 

Im Vulkanmuseum dürfen wir keine Fotos machen. Die Ausstellung finden wir hochinteressant. Vieles hier ist den Arbeiten von Katia und Maurice Krafft zu verdanken. Leider ist alles in diesem Museum ausschließlich in französischer Sprache beschildert, auch die sehr interessanten interaktiven Vorführungen und Filme erklingen einem nur in dieser Sprache entgegen. Hier hätten wir uns definitiv gefreut, Informationen auch in englischer Sprache erhalten zu können. Nichtsdestotrotz verbringen wir eine ganze Weile im Maison du Volcan und können uns das eine oder andere zusammenreimen.


Entlang von Wäldern, in denen Baumfarne wachsen, führt uns die Straße wieder zurück an die Ostküste der Insel, jedoch nicht ohne einen Abstecher zur Takamaka-Schlucht zu machen. Wasserfälle fallen in die Tiefe inmitten der tiefgrünen Bergwelt und die Ausblicke sind einfach nur spektakulär. 

Nachdem wir das Hochplateau verlassen haben, werden die Straßen nicht mehr von Wäldern mit Baumfarnen gesäumt, nun steht links und rechts am Wegesrand immer wieder Zuckerrohr, quasi Zuckerrohranbau in Europa. Der Fahrer, in dem Fall mein Mann, muss äußerst aufmerksam sein, die Straßen werden nicht breiter, dafür weisen sie regelmäßig seitlich tiefere Abflussrinnen auf, dorthinein sollte man seinen Wagen besser nicht steuern. Mehrere Male wird es ziemlich eng, als uns mit rasantem Tempo Lkws, Busse oder auch selbst kleinere Fahrzeuge entgegenkommen, die gerne die ganze Breite der Fahrbahn einnehmen.

Zu unserer riesigen Freude erspähen wir dann tatsächlich ein Chamäleon. Da ist ein Fotostopp natürlich obligatorisch und wir warten, bis das kleine Kerlchen die Straße überquert hat.

Die folgende Nacht haben wir in der recht neuen Diana Dea Lodge, hoch oben über Sainte Anne gelegen, gebucht. Jedoch können wir mit unserem Kleinwagen nicht bis zur Lodge fahren. Wir parken auf dem lodgeeigenen Parkplatz, von wo wir mit einem 4 x 4 Shuttle auf einer äußerst üblen Piste die letzten paar hundert Meter zurücklegen. 

Mit einer Dodo-Sichtung hat es auch heute bedauerlicherweise nicht geklappt, dafür hatten wir aber das Glück, ein putziges Chamäleon zu erspähen, unsere erste Chamäleon-Sichtung überhaupt.


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Tag 7 – Sainte Anne – Entre-Deux

Die wunderschöne Südostküste


In der Diana Dea Lodge hätten wir es auch noch eine Nacht länger ausgehalten, aber unsere Reiseplanung sieht für heute etwas anderes vor, die Fahrt entlang der einsamen Südostküste nach Entre-Deux. Der Tag verspricht lang zu werden, auch wenn ich in meiner Reiseplanung nicht einmal eine dreistellige Kilometerzahl notiert habe, die es zurückzulegen gilt. Aber die Straßen auf diesem französischen Eiland erfordern Zeit, ebenso wie viele Stopps entlang der Strecke. So sitzen wir bereits um kurz nach acht Uhr morgens im Auto.


Sainte Anne selbst wirkt eher verschlafen auf uns, aber die Kirche diente bereits im Jahr 1968 als Drehort für den Film „Das Geheimnis der falschen Braut“ von François Truffaut mit Cathérine Deneuve und Jean-Paul Belmondo in den Hauptrollen. Leider bekommen wir das Gotteshaus von außen nicht so zu Gesicht, wie ich annehme, es in dem Film erschienen ist, denn gesehen habe ich ihn nicht. Die Kirche wird renoviert und ist von oben bis unten eingerüstet. Wir können jedoch hineingehen, was wir natürlich tun. 


Ein weiteres schönes Fotomotiv verspricht die Hängebrücke, die Ende des 19. Jahrhunderts errichtet wurde und nur noch per Pedes überquert werden darf. 

In der Regel reagiere ich eher skeptisch, wenn von Wundern die Rede ist. Beim Anblick der Kirche Notre Dame des Laves im kleinen Dorf Piton Sainte-Rose komme ich jedoch zu der Überzeugung, dass man das hier Geschehene kaum anders als mit dem Begriff Wunder bezeichnen kann. Im Frühjahr des Jahres 1977 sandte der Piton de la Fournaise einmal mehr seine heißblütigen Lavaströme gen Meer und wählte sich für deren Weg dorthin den kleinen Ort Piton Sainte-Rose aus. Viele Häuser wurden zerstört, nicht jedoch die Kirche, was man im ersten Moment auch als Glücksfall oder Zufall bezeichnen könnte, das Erstaunliche aber ist, dass der Lavastrom vor der Kirche stoppte und dann um das Gebäude herumfloss. Ich denke, das Wort Wunder ist sicherlich nicht inflationär angewendet, um das Ereignis zu beschreiben, das hier stattgefunden hat.

Nur ein winziger Hinweis lässt uns ohne große Erwartungen eine kleine Anse ansteuern, um dann einen meiner Lieblingsplätze auf dieser Insel vorzufinden. Nur eine Handvoll Menschen sind vor Ort. Dieser mit einem geradezu mystischen Nebel durchzogener Palmenwald sowie die Boote in Pastellfarben vor dem knallroten Häuschen mit seinen weißen Türen ist einfach nur wundervoll. Ich bin begeistert. 

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Der folgende Abschnitt entlang der Küste gehört einzig und allein dem Piton de la Fournaise. Viele Kilometer fahren wir auf einer asphaltierten Straßen durch Lavaströme. Inwieweit es sich um einen Schildbürgerstreich handelt, ob sich jemand einen Scherz erlaubte, gar Subventionen aus Brüssel untergebracht werden mussten oder was auch immer der Grund sein mag, dass hier inmitten der Lavaströme auf der durchweg kaum befahrenen Straße ein Zebrastreifen nebst Beschilderung errichtet wurde, ein wenig zum Schmunzeln bringt es uns schon. 

Die Gegend, durch die wir fahren, wandelt sich in eine subtropische Landschaft. Dann erscheinen wieder die ersten bunten, kreolischen Häuser und eine kleine Kirche in knallroter Farbe. Das Zusammenspiel der Farben der menschlichen Ansiedlungen inmitten des Tiefgrüns der Pflanzenwelt, das alles gefällt mir richtig gut.

Nicht weniger schön ist die Küste, dunkles Lavagestein, an dem sich die Wellen des blauen Meeres brechen. Ein absoluter Höhepunkt ist der Stopp am Cap Méchant – und das wirklich Wunderbare an unserer heutigen Tour bisher ist, dass wir fast überall nahezu alleine unterwegs sind, keinerlei Spur von Massentourismus. 

Unweit von Langevin biegen wir für einen Abstecher ins Landesinnere ein. Unser Ziel sind die Wasserfälle des heutigen Tages, die Cascade de la Grand Ravine bei Grand Galet, bevor wir noch einen letzten Stopp vor unserem heutigen Tagesziel am einzigen mit Palmen bestandenen Strand der Insel einlegen, der Grand Anse.

Am Nachmittag erreichen wir Entre Deux, ein Ort unterhalb eines wunderschönen Bergpanoramas, etwas weiter im Landesinneren gelegen. Die nächste Nacht werden wir im Le Dimitile verbringen. Wir haben unsere Unterkunft noch nicht betreten, wissen aber bereits, dass es uns hier gut gefallen wird, so sehr haben uns bereits schon die bunten Häuser der Anlage gefangen genommen. 

Wir hatten heute einen wundervollen Tag. Ich bin sehr froh, dass ich die Fahrt entlang der Südostküste in unsere Reiseroute aufgenommen habe. Diese Tour hat wahrlich gelohnt.


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Tag 8 – Entre-Deux - Cilaos

Unzählige Kurven mit Ausblicken, an deren Ende bunte Häuser auf uns warten


Am Morgen folgen wir der Straße, die sich durch den Ort Entre-Deux schlängelt. Mit Blick auf das gegenüberliegende Plateau findet diese ihr Ende. Wir drehen um und setzen unsere Fahrt zum heutigen Übernachtungsziel fort. 

In zwei der drei Cirques kann man mit dem Auto fahren. Den Cirque de Salazie mit dem pittoresken Dorf Hell-Bourg haben wir gleich zu Beginn unserer Reise besucht. Heute wollen wir in den zweiten mit fahrbarem Untersatz zu erreichenden Cirque fahren, in den Cirque de Cilaos. Unser Ziel ist der gleichnamige Ort im Cirque, wo wir zwei Nächte im Hotel Le Vieux Cep gebucht haben. 


Über unzählige Serpentinen windet sich die Straße hinauf zum auf mehr als 1.200 Metern Höhe gelegenen Ort mit seinen 6.000 Einwohnern. Irgendwo hatte ich von 400 Kurven gelesen, die wir heute bewältigen müssen. Tunnel sind stellenweise so eng, dass man vor Einfahrt schon genau wissen sollte, wie breit das eigene Vehikel ist. Platzangst ist nicht förderlich, wenn sich der Wagen durch die dunkle Röhre schiebt, immer in der Hoffnung, dass einem kein anderes Fahrzeug entgegen kommen möge. Belohnt werden wir auf der Fahrt mit sehr schönen Ausblicken, die einem bei Regenwetter wohl eher verwehrt bleiben.

Der Ort Cilaos empfängt uns einmal mehr mit farbenfrohen kreolischen Häusern. Eines wird gerade mutig in Rosa gestrichen. Ob hier wohl eine Frau Auftraggeberin war? Aber nicht nur die Häuser empfangen uns, sondern auch recht viele der nicht gerade zierlichen Seidenspinnen, die vorzugsweise an den Stromleitungen ihre Netze gebaut haben. Menschen, die von Arachnophobie geplagt sind, sollten wohl eher nicht erwägen, nach Cilaos zu ziehen. Den Nachmittag verbringen wir damit, gemütlich durch den Ort zu schlendern. 

Dodo-Bier scheint es an allen Ecken im Ort zu geben, wenn man den Schildern glauben mag; nur leider zeigt sich der Namensgeber des hiesigen Gerstensaftes auch heute nicht.

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Tag 9 – Cilaos – St-Gilles-les-Baines

Ein schöner Ausblick und eine Rettungsstation für Meeresschildkröten


Während der Nacht hatte ich wiederholt heftigere Hustenanfälle und da wir ohnehin keine großen Wanderungen geplant haben, entschließen wir uns, diesen Ort früher als geplant zu verlassen, denn im Hotel fühlen wir uns alles andere als wohl. Bereits gestern Abend hatte ich eine Vielzahl Hotels an der Küste durchtelefoniert. Leider hatte ich kein Glück, alle waren ausgebucht. Wir haben Wochenende. Im Novotel konnte ich schließlich noch ein Zimmer zu einem akzeptablen Preis ergattern. Ich hoffe, dass sich meine Bronchien am Meer rasch bessern. 


Oberhalb von Cilaos gibt es einen Aussichtspunkt. Zu diesem fahren wir, nachdem wir unser Gepäck ins Auto gepackt haben. Von oben blickt man nicht nur auf Cilaos, sondern auch auf eine Bergkette, deren Gipfel Namen tragen, wie Grand Bernare Piton Fleurs Jaunes, Tête de Chien, Gros Morne und  Piton de Neiges, der mit seinen 3.070 Metern nicht nur der höchste Berg des Eilands ist, sondern der gesamten Inselkette der Maskarenen. Wir haben heute großes Wetterglück, dass wir einen strahlend blauen Himmel genießen können, bevor wir unseren Rückweg über unzählige Kurven Richtung Meer antreten. Ob es nun 400 Kurven sind oder nicht, kann ich nicht beantworten, da ich diese nicht mitgezählt habe.

Gleitschirmflieger finden sich gerne in St. Leu ein, so wie wir. Nur wollen wir uns nicht in die Lüfte erheben, sondern Kélonia besuchen. 

Kélonia ist eine Auffangstation für Meeresschildkröten. Hier werden verletzte und versehentlich gefangene Tiere aufgepäppelt und nach Genesung wieder freigelassen. Mehrere Becken finden sich in der Anlage und abgerundet wird das Ganze durch eine sehr anschauliche und interessante Ausstellung. Ich bin überrascht, als ich das erste Mal eine Nachbildung in Originalgröße einer Lederschildkröte sehe. So groß hatte ich mir diese wahrlich nicht vorgestellt. Etwa 80 Eier finden sich in einem Gelege und wenn die Kleinen schlüpfen, wiegen sie gerade einmal 45 Gramm, ausgewachsen können sie bis zu 850 Kilogramm auf die Waage bringen. Auszuwachsen schafft aber höchstens nur jede 1.000ste Schildkröte, alle anderen fallen Fressfeinden zum Opfer oder sterben aus anderen Gründen.


Hier in Kélonia gelingt mir eine meiner Lieblingsaufnahmen.

Am Nachmittag erreichen wir das Novotel in St-Gilles-les-Baines, dem Badeort La Réunions. Der Abend belohnt uns mit einem schönen Sonnenuntergang.

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Tag 10 – St-Gilles-les-Baines – St. Leu

Wir lassen es geruhsam angehen


Recht spät checken wir aus. Ich habe nicht allzu gut geschlafen, ich bin immer noch ziemlich erkältet und hatte während der Nacht folgte ein Hustenanfall auf den nächsten. Unser Tagesziel, St. Leu, liegt nur etwa 30 Minuten Fahrtzeit entfernt. Für die letzten 4 Nächte auf La Réunion haben wir uns eine schöne Unterkunft gegönnt, das Blue Margouillat, das ich über einen Veranstalter zu einem Angebotspreis recht günstig gebucht habe. Wir wollen es die nächsten Tage geruhsam angehen lassen. Als einziger Must-Do-Programmpunkt steht nur noch der dritte Cirque der Insel auf unserer Liste. Den Rest des Tages verbringen wir geruhsam auf unserer Terrasse.



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„Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese nicht wieder los.“   - Bruno H. Bürgel

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