Südgeorgien & Antarktika 2014 Teil 4 - Antarktika via Feuerland nach Buenos Aires


Südgeorgien und Antarktika

Die Appendix-Trilogie, Teil 2:

Ohne Herrn Appendix auf Sir Ernest Shackletons Spuren

- Teil 4 Antarktika via Feuerland bis Buenos Aires -




Tag 15 – Passage Lemaire Kanal, Petermann Island, Drake Passage

Windstärke: 8

Seestärke: 6-7

Temperatur: bis 1° Celsius, teils heiter, teils wolkig

Sonnenaufgang: 03:34 Uhr, Sonnenuntergang: 22:55 Uhr


Gestern Abend haben wir noch weiter Kurs Richtung Süden genommen, wo wir dann auch beim 65. Breitengrad den südlichsten Punkt unserer Reise erreichen werden. 


Auch heute heißt es wieder früh aufstehen, denn wieder liegt eine Fahrt durch einen Kanal vor uns. Gegen 06:00 Uhr fahren wir in den Lemaire Kanal ein. Die Fahrt durch diesen Kanal soll eine der spektakulärsten Schiffspassagen der Welt sein, wie ich gelesen habe. Der Lemaire Kanal ist 15 km lang und wir werden knapp eine Stunde benötigen, um hier durchzufahren. Zwischendurch frage ich mich immer wieder, hoffentlich passt soweit alles, denn die Felswände links und rechts ragen wieder bis zu 1.000 m hoch und kommen ausgesprochen nah. Wir genießen die Durchfahrt, gut verpackt, in vollen Zügen. 

Dann haben wir auch schon Petermann Island erreicht. Für unseren letzten Landgang sind wir heute die erste Gruppe, die an Land gehen darf. Das Schiff liegt auf Reede, aber es ist recht wackelig geworden und die See ist auch nicht mehr spiegelglatt. Eine Durchsage kommt, dass sich der Landgang noch verzögert, die Verhältnisse sind nicht so, dass wir mit den Zodiacs übergesetzt werden können. Wir warten und warten und warten, aber leider wird es nicht besser und aus Sicherheitsgründen wird dann entschieden, dass die Anlandung auf Petermann Island abgesagt werden muss. Als Ersatz werden Zodiacfahrten angeboten, die bis zu der Insel führen, auf der sich die ukrainische Forschungsstation Vernadsky befindet. Es ist zwar schade, dass wir jetzt Petermann Island nicht besuchen können, aber wer sich für eine Reise in die Antarktis entscheidet, weiß in der Regel darum, dass man hier nicht einen Programmpunkt nach dem anderen abspulen kann. Zu ungewiss sind die Wetterbedingungen. Wir haben bisher sehr großes Glück mit unserem Programm und dem Wetter auf der Reise gehabt, und ich denke, es hätte kaum besser sein können. 

Dann nimmt die MS Delphin auch schon Kurs auf Ushuaia, Tierra del Fuego/Feuerland. 698 Seemeilen (= 1.293 Kilometer) liegen vor uns. Wir gehen zum Mittagessen. Noch fahren wir in den geschützteren Gewässern der antarktischen Halbinsel und wir sind gespannt, wie uns die berühmte und noch berüchtigtere Drake Passage empfangen wird. Direkt nach dem Mittagessen gehen wir auf die Kabine und wir hören über die Bordlautsprecher, dass wir gleich in die Drake Passage einfahren werden und sprichwörtlich, als hätte man einen Schalter umgelegt, ist es vorbei mit der ruhigen Fahrt. 


Obwohl uns die Drake Passage mit einem für ihre Verhältnisse ziemlich harmlosen Wellengang empfängt, wird mir sogleich dermaßen schlecht, dass ich mich übergeben muss und später ein weiteres Mal. Die Zäpfchen kommen nun wieder zum Einsatz. Seetauglich ist wahrlich etwas anderes. Abendessen fällt für mich definitiv aus und das erste Mal muss auch mein Mann zu einer Reisetablette, die aber die einzige für ihn auf dieser Reise sein wird, greifen. Auch das nette Hamburger Paar, selbst hartgesottene Segler, haben jetzt ein wenig zu kämpfen, wie wir später von ihnen erfahren werden.


Ich freue mich schon auf festen Boden unter den Füßen oder zumindest schon einmal auf die Gewässer des Beagle Kanals. 



Mr. Seasick hat heute bei mir mit aller Macht zugeschlagen, er will es mir zum Ende der Reise wohl noch einmal zeigen, was ihm leider auch sehr deutlich gelingt. Auch wenn es mir nicht gefällt, 2 Punkte für Mr. Seasick …


Mr. Seasick – ich = 9:9


Tag 16 – Tag auf See (Drake Passage, antarktische Konvergenz)

Windstärke: 6

Seestärke: 5 (Dünung 4 = was immer das genau bedeutet, aber ich glaube, Mr. Seasick hat da irgendwie seine Finger im Spiel)

Temperatur: bis 4° Celsius, wechselhaft

Sonnenaufgang: 04:20 Uhr, Sonnenuntergang: 22:06 Uhr


Wie wir hörten, soll der eine oder andere Platz beim gestrigen, feierlichen Abschiedsabendessen leer geblieben sein. Ansonsten gibt es zu diesem Tag aus meiner Sicht nicht allzu viel zu berichten. Die Drake Passage zeigt sich von ihrer gnädigen Seite, wobei die Worte gnädig und Drake Passage in einem Satz nicht so richtig passen wollen. Für mich und auch viele andere Passagiere ist selbst die gnädige Seite viel zu viel. Mir helfen nur Zäpfchen und mein lieber Mann ist Stammgast in der Küche, um für mich Tee und Zwieback zu holen. Dort scheint man aber darauf eingestellt zu sein; auch jede Menge Spucktüten hängen mittlerweile auf dem Gang vor unseren Kabinen aus.


Einmal schaue ich gerade zur Tür hinaus, da sehe ich meinen Mann wieder zurückkommen, sich wiegend mit der einen Hand am Geländer festhaltend und mit der anderen kunstvoll schwingend das Tablett mit Tee und Zwieback balancierend. Dieses Bild später vor Augen zaubert immer noch ein Lächeln auf mein Gesicht, besonders wenn ich daran denke, als er mir im Anschluss sagte: „Es wäre schön, wenn wir das nächste Mal wieder eine Reise machen könnten ohne Krankenhausaufenthalt oder den Steward geben zu müssen“. Ich möchte gar nicht wissen, wie es ist, wenn die Drake Passage nicht so gut gelaunt ist … 


In Anbetracht dessen muss ich, jedoch widerwillig, Mr. Seasick 2 Punkte geben.


Mr. Seasick – ich = 11:9


Tag 17 – Ushuaia

Temperatur: bis 5° Celsius, wechselhaft

Sonnenaufgang: 05:14 Uhr, Sonnenuntergang: 21:51 Uhr


Genauso plötzlich wie ich die Einfahrt auf die Drake Passage gemerkt habe, so merklich ruhig wird es, als wir in den Beagle Kanal einfahren, der uns mit einem wunderschönen Sonnenaufgang begrüßt.

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Wir verfolgen von Deck aus die Anfahrt auf den Hafen von Ushuaia. Die Stadt liegt wirklich sehr schön vor einer imposanten Bergkulisse. 

Nach dem Anlegen gegen Mittag werden viele Mitreisende mit Bussen zu einer Tour in den Feuerland-Nationalpark abgeholt. Wir haben uns gegen diese organisierte Tour entschieden und wollen uns heute Nachmittag in Ushuaia umschauen und dort eine Privattour für den morgigen Tag in den Park buchen. 


Kein allzu leichtes Unterfangen, wie wir feststellen müssen. Wir klappern mehrere Veranstalter ab, aber alle haben nur noch Plätze in großen Gruppen, es ist Hochsaison. Dann bekommen wir einen Tipp, der uns in eine Seitenstraße führt und tatsächlich, dort kann man uns für morgen Nachmittag eine Privattour organisieren. Das wäre geschafft. 


Wir laufen einmal quer durch Downtown Ushuaia, unser Ziel ist das Presidio. In Ushuaia wurde seinerzeit eine Strafkolonie eingerichtet, heute dient das Presidio als Museum. Es gibt recht viel zu sehen und unsere Eintrittskarte wird auch morgen noch gültig sein, als ich danach frage. Prima, dann können wir uns ein wenig Zeit lassen. 


Die Zellen waren winzig klein und wir nehmen auch den modrigen Geruch war. Unglaublich kalt und nass muss es hier gewesen sein. Allein die Vorstellung daran lässt mich erschaudern. In einem Flügel des Presidios sind in den ehemaligen Zellen die Haftbedingungen nachgestellt. Hier sieht man Ausstellungen von politischen, auch berühmten Gefangenen, wie dem Literaturprofessor und Journalisten Ricardo Rojas, die zeigen, wie sie sich hier mehr oder weniger eingerichtet hatten. Im ersten Stock in diesem Zellenflügel gibt es verschiedene informative Ausstellungen zu den Ureinwohnern sowie zu Pionieren, wie z. B. des deutschen Fliegers Gunther Plüschow.

Zum Abendessen sind wir dann wieder rechtzeitig an Bord und verabschieden uns von dem sehr netten Hamburger Paar. Gerne hätten wir noch mehr Zeit mit den beiden verbracht, besonders auf den letzten Seetagen. Leider hat Mr. Seasick aber des Öfteren dazwischen gefunkt. 


Die Bewertung für den heutigen Tag fällt mir ein wenig schwer. Ich denke, ein Unentschieden ist passend.


Mr. Seasick – ich = 12:10


Tag 18 – Ausschiffung, Ushuaia, Feuerland Nationalpark

Temperatur: bis 5° Celsius, wechselhaft

Sonnenaufgang: 05:32 Uhr, Sonnenuntergang: 21:54 Uhr


Heute werden wir unsere schwimmende Unterkunft verlassen und gleichzeitig heißt es freudigen Abschied nehmen von Mr. Seasick, der unseren „Wettbewerb“, auf den ich gerne verzichtet hätte, ganz klar für sich entschieden hat. Abschied nehmen von Mr. S. ist für mich ohne auch nur den kleinsten Funken Wehmut verbunden. Vermissen werde ich diesen Kerl nicht, geschweige denn, ihm auch nur eine Träne nachweinen. 


Die Koffer hatten wir bereits abends vor die Kabinentür stellen müssen und nach einem gemütlichen Frühstück, währenddessen wir beobachten können, wie auf dem Pier die Gepäckstücke schön ordentlich nach Gruppen aufgestellt werden, verlassen wir die MS Delphin. 


Oft hatte ich schon von Kreuzfahrtreisenden gehört, dass sie ein Schwanken verspürt haben, als sie wieder zurück an Land gingen und dieses Gefühl sogar noch einige Tage angehalten hat. Ich hingegen habe dies kein einziges Mal gespürt und werde auch nichts dergleichen in der Folgezeit merken. Ich führe es einfach darauf zurück, dass ich mich nie richtig an die Reise auf Wasser gewöhnt habe. 


Wir sind froh, dass wir unsere Koffer rollen können. Von ganz am Ende des Piers bis zum Ausgang zieht es sich doch. Zudem regnet es. Hier zeigt sich ein kleiner Nachteil, dass wir alles separat gebucht haben, aber dies nehmen wir gerne in Kauf. Ansonsten hätten wir letzte Nacht noch bis Buenos Aires fliegen müssen und wären schon fast wieder zu Hause. 


So haben wir jetzt noch eine Nacht in Ushuaia gebucht und im Anschluss zwei weitere in Buenos Aires. Wir finden ein Taxi und lassen uns zum Hotel fahren. Zum Laufen mit dem Gepäck ist es uns zu weit und die Straßen dorthin sind ausgesprochen steil. Gebucht haben wir das Alto Andino, das uns sehr gut gefällt. Es ist nicht allzu groß und hat ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Vom Frühstücksraum, der über große Glasfronten und eine Terrasse verfügt, hat man einen schönen Blick auf Ushuaia, den Hafen und die umliegenden Berge. 

Noch können wir nicht unser Zimmer beziehen, so stellen wir unser Gepäck unter und machen uns erst einmal auf den Weg zum Presidio, wo wir uns das ansehen wollen, was wir gestern nicht geschafft haben, wie zum Beispiel ein weiterer Zellenflügel, in dem Künstler ihre Werke (Bilder, Skulpturen) ausgestellt haben. Hier kommen wir auch mit einem sehr netten Künstler ins Gespräch. 


Danach gehen wir noch einmal ins „Zentrum“. Mittlerweile regnet es recht stark. Wir stoppen noch in dem einen oder anderen Geschäft, bevor wir zum Hotel zurückgehen, denn bald sollen wir für unsere Tour in den Feuerland Nationalpark abgeholt werden.

Pünktlich steht dann der Wagen vor der Tür. Wir haben einen sehr netten spanischsprachigen Fahrer und einen ebenfalls sehr netten weiblichen Tourguide. Sie spricht sogar ein wenig Deutsch. Damit hatten wir nun gar nicht gerechnet. Es stellt sich heraus, dass sie am Vortag die Busse der Reisenden von der MS Delphin bei ihrer Tour begleitet hatte. So erfahren wir auch später, dass wir wesentlich mehr Zeit haben und kleinere Wege laufen können, die aus zeitlichen Gründen in der Bustour nicht inbegriffen waren. 


Im Gegensatz zum Vormittag wird es den Rest des Tages überwiegend trocken bleiben. Nur hier und da wird es geringfügig nieseln. Aber in Anbetracht des Gebietes, in dem wir uns befinden, haben wir ein weiteres Mal großes Wetterglück. 


Die Fahrt zum Eingang des Parks dauert nicht lange und unser erster Stopp ist an der Bahnstation, wo die kleine Bahn gerade losfährt. Wir schauen uns um und sind sehr erstaunt, dass hier Durchsagen auf Deutsch erfolgen. Das habe ich bisher nirgends sonst in Argentinien erlebt, sehr oft konnte man schon froh sein, wenn etwas in Englisch ausgeschildert war. 


Danach fahren wir zur Ensenada Bucht, wobei diese Bezeichnung eine Doppelung darstellt, denn Ensenada bedeutet Bucht. Wir gehen auf das Pier und schauen uns noch das Innere des hier stehenden Holzhäuschens an, bevor wir zu einer schönen, kleinen Wanderung starten, die uns mit herrlichen Ausblicken aufs Wasser belohnt und durch einen verwunschenen Wald mit Bäumen voller Flechten führt. Die Szenerie strahlt etwas Märchenhaftes aus. Auf unserem Weg sind wir nahezu alleine unterwegs, die Reisegruppen haben hierfür leider keine Zeit. 


Wir fahren weiter zum Besucherzentrum, immer wieder unterbrochen durch verschiedene Fotostopps. Dort angekommen nehmen wir uns kurz Zeit und schauen uns die lehrreich gestaltete Ausstellung zur Geschichte Feuerlands an. Nicht allzu weit entfernt verlassen wir dann gemeinsam mit unserer Reiseleiterin den Wagen. Der Fahrer wird uns später wieder an einem anderen Punkt aufnehmen. Eine Wanderung führt uns durch ein sehr schönes Gebiet, wir erspähen einen Fuchs und erreichen einen Aussichtsbalkon im Wald, der einen unglaublichen Blick auf die darunterliegende Bahia Lapataia und die Bergwelt freigibt. Der weitere Weg verläuft hinunter bis zu dieser bekannten Bucht.

Auch hier findet man kurze, nett angelegte Wege mit schönen Ausblicken. Dann ist auch schon Abend und wir fahren zurück nach Ushuaia. Noch schnell Duschen und schon ist unsere Verabredung da. Wir gehen mit einem Fomi essen, der sich zur gleichen Zeit in Ushuaia aufhält. Dies hatten wir schon vor einiger Zeit verabredet und so verbringen wir einen sehr netten Abend.


Tag 19 – Ushuaia – Buenos Aires


Wie herrlich, keine Übelkeit mehr zu verspüren. Mr. Seasick hat sich in Luft aufgelöst und ich muss keine Mittelchen mehr einwerfen.


Beim Frühstück genießen wir den herrlichen Ausblick auf die Bucht vor Ushuaia. Über Nacht muss es geschneit haben, die Berge ringsum haben Puderzucker aufgelegt. Dann fährt auch schon das Taxi vor, das uns zum Flughafen bringen wird.

Der Flughafen ist übersichtlich und sehr nett mit viel Holz errichtet. Mit Wehmut verlassen wir jetzt dieses so südlich gelegene Gebiet und fliegen auf einem äußerst ruhigen Flug in 4 Stunden mit LAN Airlines nach Buenos Aires, wo wir auf dem innerstädtischen Flughafen landen. Hier ist ein großes Gewusel, genauer gesagt, wirkt es auf mich schon ein wenig chaotisch. 


Wir fahren zu unserem Hotel in San Telmo. Entschieden hatten wir uns für das Moreno Hotel, das mir besonders aufgrund der schönen Bilder der so gemütlich aussehenden Dachterrasse aufgefallen war. Der Preis bei Buchung war auch absolut okay. Außerdem wollten wir diesmal gerne im Bereich von San Telmo wohnen. Der Eingang mit dem alten Fahrstuhl gefällt uns auf Anhieb, der Empfang leider weniger. Man findet unsere Buchung nicht und sagt tatsächlich, wir müssen uns geirrt haben. Irgendwann nach einer gefühlten Ewigkeit des Suchens wird man letztendlich aber dann doch fündig. Unser Zimmer ist sehr geräumig, aber der Funke springt leider nicht über. Als wir dann mit entsprechenden Erwartungen auf die Dachterrasse gehen, werden unsere Gesichter immer länger. Nichts ist von Kissen auf den Sitzgelegenheiten zu sehen, die zu der gemütlichen Atmosphäre auf den Bildern beigetragen haben. Nichts lädt uns dazu ein, hier länger zu verweilen. Das Frühstück im Raum vor der Terrasse finden wir ebenfalls nicht besonders gut, zudem wirkt der Raum hinsichtlich seiner Atmosphäre sehr kühl auf uns. Hier gefällt es uns nicht sonderlich - schade. Wir haben mittlerweile bereits einige Hotels in Buenos Aires kennengelernt. Im Moreno Hotel werden wir allerdings ganz sicher nicht mehr übernachten.



Während wir zu Abend essen, geht ein starkes Gewitter mit Starkregen nieder. Es ist unglaublich heiß und schwül. Wenn es die Reiseroute nicht unbedingt erforderlich macht, ist der Hochsommer in Buenos Aires nicht unsere erste Wahl.


Tag 20 – Buenos Aires


Nachdem wir auch heute wieder erfahren, dass das Museum unterhalb der Casa Rosada noch immer geschlossen ist, steuern wir direkt San Telmo an. Bisher war ich jedes Mal an einem Sonntag in San Telmo. Dann findet immer die Feria, der Flohmarkt, statt. War der Flohmarkt vor einem Jahrzehnt noch eine wahre Fundgrube, so hatte er sich vor zwei Jahren bei unserem letzten Besuch schon zu einem Touristenort gewandelt.


Heute ist ein Wochentag. Die Straßen sind ungewöhnlich leer. Wir lassen uns Zeit, gehen über Straßen mit Kopfsteinpflaster und lassen uns auf der Plaza Dorrega nieder. Hier findet man heute ohne Probleme einen Platz. Wir schauen den Tangotänzern zu und genießen die Atmosphäre in diesem Stadtteil. 



Später am Tag laufen wir noch die Calle Florida entlang, und ich kaufe noch den einen oder anderen Guía mit Reisezielen in Argentinien. Reiseführer, die man bei uns wohl so nicht oder zumindest nicht so einfach bekommt.


Tag 21 – Heimflug


Der Tag des Heimfluges. Pünktlich kommt das Remise von Manuel Tienda Leon und bringt uns zum Flughafen, wo uns der Kranich-Flieger nach guten 14 Stunden und einem äußerst unruhigen Flug am nächsten Morgen in Frankfurt ausspuckt.



Eine sehr eindrückliche Reise ist zu Ende. 


Fazit


Mit dieser Kreuzfahrt, insbesondere mit Südgeorgien, habe ich mir einen lang gehegten Reisetraum erfüllt. Auch wenn die Reise sehr geprägt war mit dem unsäglichen Mr. Seasick, der unseren Wettbewerb eindeutig für sich entschieden hat. Wie gerne hätte ich darauf verzichtet.


Wenn ich ehrlich bin, habe ich im Vorfeld mit Seekrankheit gerechnet, jedoch nicht in dieser gravierenden Form. Ich dachte, dass ich mich nach wenigen Tagen an das Schwanken gewöhnt haben würde und es gut mit Reisetabletten überstehen würde, aber weit gefehlt. Ich bin definitiv nicht fürs Reisen auf Wasser gemacht. Die meiste Zeit stand ich unter irgendwelchen (stärkeren) Mittelchen, selbst bei sehr ruhiger See, ohne hätte ich höchstwahrscheinlich keinen einzigen Punkt für mich verbuchen können. 


Trotzdem war es für mich all das wert und ich habe – auch wenn mir mal wieder besonders übel war – es kein einziges Mal bereut, diese Reise gemacht zu haben. Diese führte uns in Gebiete, die wir nur vom Fernsehen und von Bildern kannten, so fremd und so wundervoll, mit einer Tierwelt, die alle meine hoch gesteckten Erwartungen weit übertroffen hat. Es war eine tolle Tour, gespickt mit Highlights; meine persönlichen, wenn es überhaupt möglich ist, welche heraus zu picken, waren Südgeorgien, hier besonders der Landgang in der Fortuna Bay, und dann Port Lockroy mit den Baby-Pinguinen sowie Paradise Bay … und, und, und. Jeder Landgang war phantastisch.

 

Nach der Kreuzfahrt haben wir eine Zeitlang gesagt, wir haben drei Kreuzfahrten auf einmal gemacht: Die erste, die letzte und die einzige. Mittlerweile ertappe ich mich dabei, dass ich vielleicht, wenn es sich ergeben sollte, noch einmal in dieses Gebiet fahren würde. Eine andere Kreuzfahrt kommt aber nicht für mich in Frage (zumindest Stand heute), eine Ausnahme würde ich noch für die Inselwelt des Galápagos Archipels machen. Ich könnte mir aber eine Fahrt auf einem großen Schiff mit Unterhaltungsprogramm nicht vorstellen. Definitiv nicht meine Art des Reisens, meinem Mann geht es nicht anders.


Hingegen eine Kreuzfahrt wie diese, mit „Expeditionscharakter very light“, das wäre noch einmal vorstellbar für mich. Dafür würde ich aber wohl noch ein bisschen mehr sparen müssen, denn ich würde mir dann eine Reise leisten wollen, die noch mehr Landgänge beinhaltet, auf einem noch kleineren Schiff. Neidlos muss ich zugeben, dass man auf solch einer Tour sicherlich noch mehr sieht. Aber wer weiß, ob sich das irgendwann einmal realisieren lässt. Träumen sei erlaubt. 


Die MS Delphin hat unsere Erwartungen bezüglich des Preis-Leistungs-Verhältnisses weit übertroffen. Am Service gab es rein gar nichts zu meckern, die Landgänge waren hervorragend organisiert, die Lektoren waren allesamt prima und unsere Kabine war großartig. Wir sind sehr froh, dass wir uns eine bessere Kategorie geleistet haben. 


Im Grunde genommen kann ich es eigentlich nicht in Worte fassen, wie phantastisch wir die Reise fanden. 


Es war einfach eine GRANDIOSE Reise und eine unglaublich wundervolle Erfahrung – auch ohne Herrn Appendix und trotz Mr. Seasick!



„Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese nicht wieder los.“   - Bruno H. Bürgel

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