Ecuador Galápagos Teil 2 - Latacunga bis Guayaquil


Ecuador Festland und Galápagos Inseln

Der Evolutionstheorie auf der Spur

- Teil 2 von Latacunga nach Guayaquil -



Tag 8 – Latacunga – Riobamba

Dünne Luft auf dem Vulkan


Wir erzählen am Morgen natürlich gleich Pablo von den Vorkommnissen des Vorabends. Ich glaube, er denkt zuerst, wir würden ihn auf den Arm nehmen, sodass wir die Geschichte noch einmal eindrücklich wiederholen. Er übersetzt dann die ganze Geschichte für Manolo und beide schütteln nur mit dem Kopf. Dann verschwindet Pablo in die Hacienda und bleibt eine ganze Weile dort. Als er zurückkommt, erzählt er uns, dass er sich beschwert hat, man aber absolut uneinsichtig war und mehr oder weniger meinte, wir sollten uns nicht so anstellen und überhaupt, wir seien doch einverstanden gewesen. Pablo will das Ganze auf alle Fälle der Agentur melden. Wir möchten uns nicht weiter aufregen und die Reise wieder genießen. 


So setzen wir unsere Fahrt Richtung Parque Nacional Cotopaxi fort, dessen Namensgeber der noch aktive Vulkan Cotopaxi (5.897 Meter) ist. Der Parque liegt nicht sonderlich weit entfernt von der Filmlocation der letzten Nacht. Der Weg im Park gleicht mal wieder einer Rüttelpiste und das letzte Stück bis zum Parkplatz ist übersät von ziemlich großen Löchern; nichtsdestotrotz ist die Straße hier in einem besseren Zustand als die Zufahrt zum „El Angel“. Aber auch im Parque Nacional Cotopaxi sollte man besser mit einem Fahrzeug mit hoher Bodenfreiheit unterwegs sein. 


Auf dem Weg zum Parkplatz passieren wir auf einer Höhe von 3.870 Metern die Laguna Limpiopungo, wo wir auf dem Rückweg noch einmal halten werden. Zuerst soll es soweit hoch wie möglich auf den Vulkan gehen, denn der Cotopaxi zeigt sich zwar nicht ganz wolkenfrei, gibt jedoch immer wieder die Sicht auf ihn ein gutes Stück frei. Das möchten wir selbstverständlich ausnutzen, zumal die Wettervorhersage für später am Tag eine Verschlechterung des Wetters meldet. 

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Wir fahren bis zum Parkplatz am Ende des noch befahrbaren Weges. Dieser liegt nun schon auf 4.600 Metern, ab hier geht es nur noch zu Fuß weiter. Es gibt keinen Weg, man muss sich den Pfad mehr oder weniger selbst suchen und das ist unglaublich anstrengend, denn unter den Füßen befindet sich fast überall nur Vulkanasche. So setze ich in dieser sehr sauerstoffarmen Höhe zwei Schritte vorwärts, um gleich darauf wieder einen zurück zu rutschen. Will man den Vulkan nicht ganz besteigen, kann man sich bis zum Refugio José-Rivas auf 4.800 Metern vorarbeiten. Aber selbst die Aussicht auf eine heiße Schokolade im Refugio kann mich nicht motivieren. Es ist unglaublich anstrengend, hier oben auf der Vulkanasche vorwärts zu kommen, eine Bergsteigerin werde ich wohl nicht mehr werden. Etwas mehr als 100 Höhenmeter schaffe ich, sehe auch das Refugio, mache viele Fotos vom Cotopaxi und den Gletschern, die seinen Vulkankegel umgeben, kapituliere dann aber angesichts des nicht vorhandenen Sauerstoffes, bin aber trotzdem stolz auf meine Leistung, weil mein Höhenmesser bereits die Marke von 4.700 Metern überschritten hat.

Kaum sitzen wir im Auto und fahren los, ziehen dunkle Wolken auf und der Cotopaxi wird sich den Rest des Tages vollständig vor uns verstecken. Es war die richtige Entscheidung, erst jetzt zu der Lagune Limpiopungo zu fahren. Auf der Lagune tummeln sich einige Wasservögel und wir machen eine kleine Wanderung, die hier unten unter 4.000 Metern gleich gar nicht mehr so anstrengend ist. 

Eigentlich wollten wir am Nachmittag noch die Hacienda Tilipuli besuchen. Unsere Agentur hatte dazu einen Besuch vereinbart. Diesen sagen wir dann aber ab, als uns Pablo als Alternativprogramm eine Panoramafahrt auf der alten Panamericana Richtung unseres Übernachtungsstopps in Riobamba anbietet. So fahren wir auf einer sehr kurvigen Strecke, mal einen Berg hoch, um dann auf der anderen Seite wieder herunterzufahren, so geht es eine ganze Weile. Die Ausblicke auf die zerklüftete Szenerie in diesem Gebiet sind tatsächlich den Umweg wert. Wir nehmen jedoch den Unterschied zu den von uns bisher besuchten Ländern in Südamerika wahr. Ecuador ist in vielen Regionen, die wir besucht haben, sehr zersiedelt. Bis auf die Region um den El Angel sind wir niemals länger durch wirklich einsame Gebiete gefahren, wie wir das aus anderen südamerikanischen Ländern kennengelernt haben. Das Amazonasgebiet ist da sicher noch einmal eine andere Nummer. 


Auf dieser Strecke gefällt uns ganz besonders der Streckenabschnitt am Fuße des sehr aktiven Stratovulkans Tungurahua (5.023 Meter). An seinen Flanken ziehen sich unglaublich viele Lavaströme entlang, weiter unten am Fuße des Vulkans sehen wir unzählige Gewächshäuser. Einen besonders großen Ausbruch gab es zuletzt im Jahr 2008. Der Tungurahua sieht zwar einerseits wunderschön aus, strahlt aber gleichzeitig eine enorme Bedrohlichkeit auf uns aus. Die hier lebenden Menschen müssen ständig mit der Bedrohung eines weiteren verheerenden Ausbruchs leben. Ich kann mir das kaum vorstellen, wie es sein muss, tagein, tagaus diese Ungewissheit aushalten zu müssen. 


Zur Allee der Vulkane zählt auch der Chimborazo, mit 6.310 Meter Höhe der höchste Gipfel Ecuadors. Während unserer Fahrt nach Riobamba und auch später aus dem Garten unserer Unterkunft können wir hin und wieder einen Blick auf diesen majestätischen Vulkan erhaschen. Leider verbirgt er sich aber zumeist hinter Wolken. Als Alexander von Humboldt gemeinsam mit Aimé Bonpland diesen im Juni 1802 bestieg, galt der Chimborazo gar als höchster Gipfel weltweit. Es muss eine unglaubliche Anstrengung zur damaligen Zeit gewesen sein, wenn man bedenkt, mit welcher Kleidung und Ausrüstung sie dieses Unterfangen gewagt haben.

Am späten Nachmittag erreichen wir Riobamba, wo wir für eine Nacht die Hosteria La Abraspungo gebucht haben. Das Zimmer ist okay, das Bad wirkt sehr neu und die Außenanlage gefällt uns sehr gut. Nach einem sehr guten Essen inklusive einer wie immer leckeren Kartoffelsuppe als Vorspeise gehen wir früh schlafen, denn der Wecker wird bereits um 04:00 Uhr klingeln.


Tag 9 – Riobamba – Cuenca

Eine Kaffeefahrt kann ich auch zuhause machen


Wir sind recht müde, als der Wecker mitten in der Nacht klingelt. Im Hotel ist man auf die Gäste eingestellt, die hier übernachten und dann in aller Frühe mit dem Ziel Alausí losfahren. So können wir zumindest noch ausreichend frühstücken. Vor uns liegen zwei Stunden Fahrt, die uns durch ländliche Gebiete führen. Überall sind schon die Kleinbauern auf den Feldern. Sie bebauen diese noch mit reiner und sehr mühseliger Handarbeit. Unsere Welt mit großen Traktoren ist unendlich weit entfernt.

Um 08:00 Uhr wird unsere gebuchte Andenbahn Alausí verlassen und die bekannte Nariz del Diablo (Teufelsnase) befahren. Viel hatte ich im Vorfeld und in Fernsehdokumentationen darüber gelesen und gesehen. Die Strecke ist zweifelsohne eine Meisterleistung der Ingenieure und der Menschen, die diese erbaut haben. Diese ist so steil, dass die Schmalspurbahn die Strecke nur im Zick-Zack-Kurs befahren kann und die Weichen am Berg mehrmals umgestellt werden müssen. Alles klang so interessant, dass ich diese Bahnfahrt als Pflichtprogramm für die Reise ansah. Die Bahnfahrt selbst finden wir zu Beginn noch recht interessant, das lässt aber dann ganz schnell nach. Von den Ausblicken haben wir uns definitiv mehr versprochen. Sind wir mittlerweile zu verwöhnt, frage ich mich manchmal. 


Die 30-minütige Hinfahrt endet, bevor es dann die gleiche Strecke wieder zurück nach Alausí geht, an der 300 Meter tiefer gelegenen Bahnstation von Simbabe. Hier haben wir jetzt sage und schreibe 1 Stunde Aufenthalt. Die in- und ausländischen Touristen verlassen scharenweise den Zug, um direkt zu einem überdachten Bereich zu gehen, wo bereits eine Tanzgruppe alle erwartet. Unsere Stimmung ist im Keller, es ist dermaßen touristisch, eine Kaffeefahrt hätten wir auch zuhause unternehmen können. Decken kann man auch kaufen, leider jedoch ohne Heizfunktion. Wir stellen fest, dass sich eine Stunde enorm lang hinziehen kann … und sind unendlich froh, als wir dann die Rückfahrt antreten können. 

Vielleicht sind wir eine Ausnahme, aber diese sogenannte Attraktion hätten wir uns definitiv sparen können, eine Foto-Aufnahme der Bahn von der gegenüberliegenden Straße hätte es vollkommen getan. 

Der nächste obligatorische Stopp auf 3.100 Metern auf der Strecke Richtung Cuenca ist dann wesentlich interessanter: die Inkastätte Ingapirca. Dies ist die bedeutendste Ausgrabungsstätte der Canari und Inka in Ecuador. Wir schauen uns alles in Ruhe an und erkennen auch das eine oder andere Gesicht aus der zum Glück hinter uns liegenden Bahnfahrt wieder, aber insgesamt sind nicht so viele Touristen in dieser Ausgrabungsstätte unterwegs. Natürlich ist die Anlage für uns nicht so beeindruckend wie die, die ich bereits in Peru gesehen habe, aber einen Besichtigungsstopp auf der Strecke ist sie allemal wert. 

Von hier sind es jetzt immer noch zwei Stunden Fahrt bis Cuenca, wo wir die nächsten zwei Nächte im Hotel Santa Lucia gebucht haben. Dieses sehr zentral gelegene Hotel befindet sich in einem alten Stadtpalast und verfügt über einen wunderschönen Patio, wo man im sehr guten Restaurant des Hotels essen kann. 

Im 1. Stockwerk gibt es wunderschöne Ruhebereiche und einen mit alten Möbeln sehr geschmackvoll eingerichteten Raum, der auch sehr schöne Fotomotive hergibt.


Hier stellen wir fest, dass wir eindeutig an der falschen Stelle gespart haben. Wir hatten uns für die Standardkategorie entschieden. Das Zimmer ist zwar sauber, aber sowohl das Bad als auch das Zimmer selbst sind klein, schlicht und ohne irgendeinen besonderen Flair eingerichtet, den ich mir in solch einem Stadtpalast wünschen würde. Wir werfen einen Blick in eine der Suiten und ärgern uns, dass wir nicht gleich diese Kategorie gebucht haben. Wir fragen an, ob wir nicht umziehen können, aber leider sind die Suiten ausgebucht. 


Tag 10 – Cuenca

Panamahüte & Meerschweinchen-Kulinarik


Heute haben wir Pablo nur für den Vormittag gebucht. Zuerst fahren wir zur etwas außerhalb des Stadtzentrums liegenden Panamahutfabrik Homero Ortego. Ich denke, es ist mittlerweile größtenteils bekannt, dass der Panamahut nicht aus dem namensgleichen Land kommt, sondern aus Ecuador.


Homero Ortego hatte schon einige äußerst bekannte und international prominente Kunden aus Film und Sport, wie zahlreiche Fotos in einem der Ausstellungsräume zeigen. Es ist sehr interessant zu sehen, wie solch ein Panamahut hergestellt wird. 

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Für die Herstellung mancher Exemplare wird bis zu einem Jahr benötigt. Als Ergebnis erhält man dann einen Hut mit einer beeindruckend präzisen und äußerst filigranen Flechtarbeit. Dies ist in der Herstellung so anspruchsvoll, dass man diese Arbeit nicht länger als 4 Stunden pro Tag machen kann. Solche Stücke, gefertigt aus den Fasern der Toquilla-Palme, können dann auch mehrere Tausend Euro kosten. Um die Hüte auf Form zu bringen, werden diese für 3 Minuten bei 90 Grad gepresst. Da wir den ganzen Herstellungsprozess sehr anschaulich dargestellt und interessant finden, halten wir uns auch ein bisschen länger in der Fabrik auf. Zum Schluss besuchen wir den Verkaufsraum und verlassen diesen natürlich nicht, ohne einen Kauf zu tätigen. Wir suchen uns aber Hüte aus, die nur einen zweistelligen Betrag kosten. Jetzt müssen wir nur noch sehen, wie wir die guten Stücke für den Rest der Reise transportieren werden. Um es vorweg zu nehmen, unsere Souvenirs sind unbeschadet in Deutschland angekommen. 

Als nächstes fahren wir auf den Mirador del Turi, von dem man einen grandiosen Blick über ganz Cuenca hat. Wir genießen diesen ein wenig und spazieren anschließend an den Ständen vorüber, an denen sich für kleines Geld der in Cuenca so beliebte Snack auf Spießen dreht – Cuy. Auch wenn diese Meerschweinchen ein wenig größer sind als viele unserer liebgewonnenen, oft mit Namen versehenen Haustiere, viel Fleisch scheint nicht dran zu sein. Das sieht man erst so richtig, wenn das Fell ab ist. Natürlich müssen einige dieser vor sich hin brutzelnden Cuys für Fotozwecke herhalten, aber probieren mögen wir sie beide nicht. Pablo wird uns später erzählen, dass er froh ist, dass wir nicht mit ihm zum Meerschweinchenessen gehen wollen. Er mag sie nicht, Manolo hingegen schon, wie wir bei einem sehr lustigen Austausch über dieses Thema erfahren. 

Wieder unten in der Stadt angekommen, steigen wir am Rio Tomebamba aus und bewegen uns zu Fuß weiter. Pablo führt uns in die Markthalle „Mercado 10 de Agosto“. Was gibt es hier alles zu sehen! Ganze Schweine, die zerlegt werden, Gemüse in Sorten, wie wir es kennen, aber ganz oft auch uns unbekanntes Gemüse. Die schiere Auswahl der Kartoffelsorten ist überwältigend. Radieschen, die gut dreimal so groß sind, wie die größten, die wir bisher bei uns zuhause gesehen haben, Karotten, die regelrecht orange leuchten und das wohlgemerkt ohne Gentechnik. Überall sitzen Einheimische mit überquellenden Tellern, voll mit allem Möglichen. Es ist ein einziges Gewusel, aber ein hochinteressantes, wir wissen kaum, wo wir zuerst hinschauen sollen. Wir wundern uns ein wenig, dass wir hier keine anderen Touristen sehen. Außen werden Schuhe der Marke Adibas zum Kauf angeboten …

Nicht weit entfernt vom Mercado befindet sich unter freiem Himmel der Blumenmarkt. Im Land der Blumen ist auch hier das Angebot einfach nur überwältigend und so farbenfroh, das ich regelrecht merke, wie es ein Glücksgefühl in mir auslöst. Den wunderbaren Duft spüre ich gerade wieder in der Nase, während ich diesen Text schreibe. 

Am Parque Calderón mit seinen schattenspendenden chilenischen Araukarien befindet sich eine der größten Kirchen Lateinamerikas, die Catedral de la Inmaculada Concepción (Nueva Catedral). Obwohl zeitgleich ein Gottesdienst in dieser so prächtigen Kathedrale stattfindet, können wir hinein und uns umschauen. Das scheint hier niemanden zu stören. Überhaupt läuft ein Gottesdienst hier so ganz anders ab als bei uns. Waren die Kirchen in Quito noch mit Gold und anderen Schätzen regelrecht überhäuft und auch eher düster, wirkt diese hier schlichter, aufgeräumter und lichtdurchfluteter auf uns. Mit ihren blauen Kuppeln gibt diese Kirche immer wieder ein beliebtes Fotomotiv für Cuenca her.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Parque Calderóns steht die Iglesia del Sangrario (Vieja Catedral). In dieser Kirche finden keine Gottesdienste mehr statt. In einem Teil des Gebäudes ist jetzt ein Kulturzentrum untergebracht. Witzig finden wir, als Pablo uns zeigt, dass die Säulen ein Fake sind. Diese wirken sehr echt, sind aber nur verkleidet und im Inneren aus Holz. Beide, die Nueva Catedral und die Vieja Catedral, wurden wie auch viele Gebäude in Cuzco, auf alten Inkamauern erbaut. Pablo verabschiedet sich für heute.


Nach einem kurzen Stopp in unserem Hotel gehen wir wieder zurück und suchen das direkt neben der Nueva Catedral liegende italienische Restaurant „Filippo“ auf, wo wir sehr lecker essen. Das war ein Tipp von Pablo, und ein sehr guter Tipp!

Danach lassen wir uns noch ein bisschen durch die Stadt treiben und sind wieder besonders angetan von den Straßenverkäufern, die alles Mögliche auf ihren Köpfen balancieren und sehr oft auch Zuckerwatte in den kräftigsten Neonfarben verkaufen. 


Cuenca gilt auch als Kulturmetropole Ecuadors. Überall im Zentrum findet man kopfsteingepflasterte Bürgersteige, restaurierte Gebäude aus der Kolonialzeit, oft mit schmiedeeisernen Balkonen – kurzum, diese Stadt gefällt uns sehr gut.


Tag 11 – Cuenca – Cajas Nationalpark - Guayaquil

Weltenwechsel - vom Hochland ins Tiefland 


Ecuador ist eines der kleineren Länder Südamerikas. Nichtsdestotrotz beherbergt es unterschiedliche Welten, wie wir heute ganz eindrücklich erfahren werden.

 

Bevor wir morgens Cuenca verlassen, steigt noch ein Guide für den Parque Nacional El Cajas zu. Dieser im Páramo gelegene Park darf nur in Begleitung eines dafür lizensierten Guides besucht werden. 


Die Straße von Cuenca windet sich in die Höhe. Das Wetter verheißt mittlerweile allerdings nicht viel Gutes. Als wir dann fast die 4.000 Meter erreicht haben und somit auch den Park, lichtet sich der Himmel ein klein wenig. So können wir auf jeden Fall einen Blick auf die Lagunen erhaschen und zugleich bedeutet dies natürlich, der Fotoapparat wird gezückt. Hier oben gibt es ein recht modernes kleines Besucherzentrum mit ordentlichen Toiletten. Es tröpfelt ein wenig, der doch recht kühle Wind trägt auch nicht gerade dazu bei, es gemütlich zu finden - gut, wegen der Gemütlichkeit sind wir auch nicht hergekommen. 


Alles sieht hier verwunschen aus. Wir laufen ein wenig Richtung der großen Laguna Toreadora, dann wird der Regen stärker, der Wind will ihm nicht nachstehen und frischt noch mehr auf. Die Sicht wird immer schlechter dank einer Nebelwand, die blitzschnell aufkommt. So setzen wir dann unsere Fahrt Richtung Küste fort. 

Die nächsten 90 Minuten fahren wir auf einer sehr kurvigen Straße mit teilweise phantastischen Aussichten auf Meereshöhe. Die Welt um uns herum ändert sich. Die Häuser der Menschen, wirkten sie oftmals im Hochland nicht ganz so ärmlich, sind jetzt teilweise einfache Bretterverschläge. Die Vegetation des Páramos weicht und geht in eine subtropische Vegetation über. Hier kommen also viele unserer Bananen im heimischen Supermarkt her, denke ich bei mir. Die Bananenplantagen sind äußerst weitläufig, ebenso die Zuckerrohrfelder und dazwischen tauchen immer mal wieder Reisfelder auf und Bereiche, in denen Kakao angebaut wird. Wenn ich solche Felder und Anbaugebiete sehe, stelle ich mir immer vor, wie es darin Kreuchen und Fleuchen muss. Pablo, darauf angesprochen, bestätigt, dass es regelmäßig zu gefährlichen Schlangenbissen oder Ähnlichem kommt und leider auch immer wieder Menschen ihr Leben lassen müssen. Was würde der deutsche Arbeitsschutz wohl zu solchen Arbeitsbedingungen sagen? Die Fahrt vom Hoch- ins Tiefland: Es ist ein Weltenwechsel in diesem kleinen Land. 

Guayaquil ist die größte Stadt Ecuadors. Sie hat 4 Millionen Einwohner. Unseren ersten Eindruck von dieser Stadt erhalten wir während der Fahrt durch ein sehr wohlhabendes Viertel, die Häuser sind hier allesamt stark gesichert oder befinden sich gleich in bewachten Wohnanlagen. Es sind kaum Menschen auf der Straße. 

Gerne hätten wir den Parque Histórico Guayaquil besucht, aber dieser ist montags und dienstags geschlossen, und dies sind die beiden Tage, an denen wir in der Stadt sind. Unsere Reiseplanung hat leider nichts anderes erlaubt, da die Tage der Kreuzfahrt die Basis und Vorgabe für das komplette restliche Programm war. 


Wir nähern uns Guayaquils Innenstadt, hier sind jetzt auch wieder mehr Menschen zu Fuß unterwegs. Es wird immer heißer, hinzu kommt noch eine gefühlt sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Sicherlich ist es nur ein rein subjektives Gefühl, aber hatten wir überhaupt kein Problem, uns alleine im Hochland in den dortigen Städten Quito und Cuenca zu bewegen, so beschleicht uns hier der Gedanke ganz genau schauen zu müssen, wo wir morgen den Tag alleine verbringen wollen. Die Aussage von Pablo und Manolo, dass sie beide auch keine großen Fans dieser Stadt sind, verbunden mit mehreren Hinweisen an uns in puncto Sicherheit für den morgigen Tag, trägt auch nicht gerade zu einem Wohlgefühl bei. Der an der Kathedrale gelegene Parque des las Iguanas ist – wie bereits schon der Name vermuten lässt – bevölkert von Leguanen und daher sowohl bei Touristen als auch Einheimischen beliebt. 


An unserem Hotel angekommen verabschieden wir uns von unserem Guide Pablo und unserem Fahrer Manolo. Beide haben für uns einen richtig guten Job gemacht, die Chemie zwischen uns allen hat gestimmt und wir hatten viel Spaß. Mit der Qualität eines Guides und/oder Fahrers sowie den Unterkünften kann für uns eine Reise stehen, aber auch fallen. 


Die letzten beiden Nächte auf Festland Ecuador werden wir im Hotel Wyndham wohnen. Ursprünglich war hier nur eine Nacht gebucht, da wir aber die Planung ab dem Folgetag nur wenige Wochen vor unserer Abreise nahezu komplett umstellen mussten, haben wir das Vergnügen, noch einen Tag länger in Guayaquil zu verweilen. Warum wir diese Änderung des Reiseplans vornehmen mussten, dazu dann später mehr.


Tag 12 – Guayaquil

Tropische Hitze am Malecón


Im Hotel Wyndham gibt es Zimmer mit Blick auf den dahinterliegenden Hügel mit Las Peñas oder gegen Aufpreis mit Blick auf den Rio Guayas, dessen Mündung hier so breit ist, dass man das Gefühl hat, man befinde sich bereits direkt am Meer. Wir haben uns für diese Aussicht entschieden. 


Unser Zimmer hat zwar jetzt nicht mehr den Charme der Haciendas, sondern eher den klassischen Business Chic, ist aber absolut angemessen hinsichtlich der hohen Kategorie des Hotels. Uns gefällt es sehr gut, außerdem kühlt die Klimaanlage – ohne auf die Betten zu ziehen - so gut, dass man nachts hervorragend schlafen kann. Zudem haben wir ausreichend Platz, um in unseren Koffern Ordnung machen zu können für den anstehenden Flug nach Baltra.


Nach einem ausgiebigen Frühstück und ohne jegliche Wertsachen, selbst unsere einfachen Reisearmbanduhren und Kamera bleiben im Safe, wollen wir uns heute ein wenig von der Stadt anschauen. Jeglicher Schmuck bleibt ohnehin auf diesen Reisen immer zuhause. Wir nehmen auch keine Tasche mit und tragen nur eine Wasserflasche in der Hand. Mit diesen Sicherheitsvorkehrungen gerüstet, starten wir unsere Tour.

Durch die hervorragende Lage unseres Hotels erreichen wir bereits nach wenigen Minuten das untere Las Peñas. Dieses Viertel ist geprägt durch schöne alte, oftmals sehr bunte Kolonialhäuser, in denen sich viele Künstler niedergelassen haben. Immer mal wieder gehen wir in das eine oder andere Geschäft und besuchen verschiedene Ateliers. Einige Objekte gefallen uns sehr gut, leider sind uns diese entweder zu teuer oder wir wissen nicht, wie wir diese ohne Schaden zu nehmen, nach Hause transportieren sollen – manchmal aber auch beides … so wird an diesem Tag unser Reisegepäck kein zusätzliches Gewicht erlangen.


Das untere Las Peñas schließt nahtlos an den Malecón Simón Bolívar an. Diese Uferpromenade führt 2,5 Kilometer entlang des Rio Guayas. Hier gibt es einiges zu sehen. Das Monument Hemiciclo de la Rotonda wurde in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts errichtet und erinnert an das historische Treffen im Jahr 1822 der beiden großen Befreier Südamerikas, Simón Bolívar und José de San Martin. Im Bereich der Plaza de Vagón liegen noch einige Meter Schienen, auf denen ein alter Eisenbahnwagon steht. Der Jardines del Malecón ist eine kleine grüne Oase mit vielen einheimischen Pflanzen, Museumsfreunde können das Museo Miniatura Guayaquil en la Historia besuchen. 


Wir schlendern in tropischer, schwüler Hitze auf dieser Uferpromenade entlang, nehmen immer mal wieder auf einem der Bänke Platz und schauen dem Treiben der Einheimischen zu. Zu unserer großen Überraschung können wir in der ganzen Zeit keine weiteren Touristen, keine Gringas oder Gringos, erkennen, stattdessen aber jede Menge Polizei und Sicherheitskräfte. 


Entgegen unserer Erwartungen vom Vortag haben wir diese Tour genossen und freuen uns nun sehr auf die Inseln, auf denen der große Forscher Charles Darwin seine Grundlagen zur Evolutionstheorie legte.



„Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese nicht wieder los.“   - Bruno H. Bürgel

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