Chile T1 - Buenos Aires bis Curacautín


Chiles Mitte und Rapa Nui

Von uralten Araukarienwäldern und (rauchenden) Vulkanen zur Insel mit den geheimnisvollen Statuen

- Teil 1 von Buenos Aires bis Curacautín -



Prolog


Ein Jahr zuvor hatten wir auf einer ähnlich geplanten Route Chile besucht. Leider entwickelte sich diese Reise so ganz anders und aus ursprünglich geplanten 4 ½ Wochen Reisezeit wurden etwa 10 Tage, von denen wir nur wenige wirklich genießen konnten. 


Wir waren den dritten Tag in Chile und machten eine Privattour mit einem Guide in eine abgelegenere Region der Anden im Valle Hurtado. Dort gab es keinerlei Mobilfunkempfang und außer uns war weit und breit keine Menschenseele, als es passierte. Mein Mann stürzte und zog sich zwei komplizierte Brüche zu. Nachdem wir nach mehreren Stunden Fahrt endlich ein kleines Centro de Salud erreichten, hatte unsere Odyssee damit leider noch kein Ende gefunden. Nach der Erstversorgung in einer Klinik, in der auch die Ärzte kein Englisch sprachen, mussten wir ein paar Tage auf einer Hacienda bleiben, bis der Heimflug von unserer Versicherung organisiert wurde. Das hatte alles wunderbar geklappt und zuhause konnte mein Mann dann über viele Wochen genesen.


Bereits kurz nach unserer Rückkehr stand für uns fest, wir wollen diese Reise nachholen, spätestens im Folgejahr im gleichen Zeitraum. Ich plante die Route ein wenig um, lies den nördlicheren Bereich des Valle del Elqui sowie die seinerzeit geplante Gegend um Copiapó weg und plante stattdessen mehr Zeit sowie weitere Besuchspunkte für die restliche Route ein. Wir wollten eine Reise machen, in der wir uns mehr Zeit lassen würden, viel weniger umziehen müssten und viele Ziele besuchen würden, die eher selten auf den gängigen touristischen Routen stehen. Fest stand jedoch, Araukarien, das wir bereits während unserer ersten Reise nach Chile vor einem Jahrzehnt besuchten, musste in der Route berücksichtigt sein. Schon damals fanden wir diese Gegend wunderschön, dabei hatten wir lediglich ein paar Tage hineingeschnuppert.


Ebenso stand für uns fest, dass wir den Besuch der Osterinsel im Reiseplan beibehalten würden, nur diesmal um eine Nacht verlängern würden.


Mit der Lufthansa würden wir nach Buenos Aires fliegen. Die Flüge ab/bis Buenos Aires sowie die innerchilenischen Flüge auf die Isla de Pascua oder auch Rapa Nui, wie sie von den Nachfahren der ersten polynesischen Einwohnern genannt wird, buchte ich einmal mehr bei meiner bevorzugten Airline in Südamerika, der LAN - oder wie sie seit noch nicht langer Zeit hieß, der LATAM. 


Wie immer, war die Vorfreude auf diese Reise enorm, auch wenn sich dieses Mal ein flaues Gefühl im Magen hin und wieder meldete. Ein klein wenig war die Erfahrung des Unfalls und alles, was sich drumherum dadurch an Problemen auftat, doch in unseren Hinterköpfen. Zum großen Glück lies dieses unwillkommene Gefühl aber immer mehr nach, je näher die Reise rückte. 


Tag 1 – Flug Frankfurt – Buenos Aires

Wir wollen nach Chile, aber zuerst reisen wir nach Argentinien


Wir haben einmal mehr unsere bevorzugte Verbindung gebucht, den Direktflug nach Ezeiza mit der Lufthansa. Der Kranichflieger hebt pünktlich ab und dank Plätzen in der Business Class vergehen die knapp 14 Stunden recht schnell.


Tag 2 – Buenos Aires

Lediglich ein Zwischenstopp, um anzukommen 


Um 08:15 Uhr landen wir in der Stadt der guten Lüfte. Nachdem wir das Einreiseprozedere, das sich durchaus einmal hinziehen kann, hinter uns gebracht haben, lassen wir uns mit einem Remise von Manuel Tienda León ins Ilum Experience Hotel bringen. Vor vier Jahren wohnten wir das erste Mal in diesem Hotel, im letzten Jahr wählten wir es erneut für die Nacht nach unserer Ankunft und so auch in diesem Jahr. Hier gefällt es uns sehr gut, für uns passt einfach alles und die Angestellten sind sehr freundlich. Da wir nicht in das Zentrum Buenos Aires fahren wollen, ist für uns die Lage auch kein Problem. 


Die letzten Tage waren anstrengend und so sind wir sehr froh, dass wir trotz der frühen Ankunft bereits unser Zimmer beziehen können. Wir sind hundemüde und werden nur noch einmal am Nachmittag in das in der Nähe liegende kleine Restaurant einkehren, das wir ebenfalls zweimal besucht haben. Es ist sehr familiär und zur großen Überraschung erkennt man uns wieder und einer der Eigentümer kennt sogar noch meinen Namen; was für eine nette Überraschung.


Da ich an diesem Tag keine Bilder gemacht habe, stelle ich Fotos vom Ilum Experience Hotel von vorherigen Aufenthalten ein.


Tag 3 – Buenos Aires – Santiago de Chile - Algarrobo

Länderwechsel und zu Besuch bei einem großen Dichter und Sammler


Gestern hatten wir bereits unseren Transfer bei Manuel Tienda León bestellt. Pünktlich um 03:30 Uhr steht unser Fahrer vor der Tür und bringt uns zum innerstädtischen Flughafen Aeroparque Jorge Newberry, der nach einem argentinischen Ingenieur und Luftfahrtpionier benannt ist. 


Selbst zu dieser unchristlichen Zeit bilden sich lange Schlangen vor den Check-ins. Pünktlich um 05:50 Uhr hebt die Maschine der LAN ab. Der Flug ist sehr ruhig und wir genießen ein weiteres Mal die wundervollen Ausblicke, während wir die Cordillera de los Andes mit Sicht auf den höchsten Berg des amerikanischen Kontinentes, den Aconcagua, überqueren. 


Die Einreise nach Chile verläuft zügig und am Mietwagenschalter müssen wir zum Glück auch nicht lange warten. Der Papierkram zieht sich wie üblich in die Länge, aber dann endlich können wir unseren Mietwagen entgegen nehmen. Wir haben leider schon einige Probleme in diesem Prozess kennenlernen dürfen, trotzdem werden wir auch dieses Mal überrascht. Auf den ersten Blick sind wir zufrieden mit dem Subaro New Forrester Allrad, der noch keine 10.000 Kilometer auf dem Tacho verzeichnet. Wir laden unser Gepäck ein, setzen uns auf unsere Sitze und beim Blick nach draußen kann ich es kaum glauben. Direkt in meinem Sichtfeld auf der Windschutzscheibe befinden sich erhebliche Reste eines Klebestreifens, so lang und groß wie ein DIN A4 Blatt. Nachdem wir vergeblich versuchen, die Reste selbst zu entfernen, spreche ich den Mitarbeiter von der Mietwagenverleihfirma an. 


Die Diskussionen gehen damit los. Zum Glück kann ich dem Mitarbeiter auf Spanisch recht deutlich machen, dass diese Klebestreifen entfernt werden müssen. Das trifft natürlich auf alles andere als Gegenliebe. Als dann noch das Argument kommt, wir müssten jetzt gleich losfahren, denn die Karte, um das Gelände zu verlassen, würde ablaufen und sich der Mitarbeiter umdreht, um zum nächsten Kunden zu gehen, muss ich doch kurz schlucken. 


Ich gehe zurück ins Flughafenterminal zum Schalter, schildere das Problem und beschwere mich. Es scheint, als ob das Ganze sein Ziel nicht verfehlt hat und der Mitarbeiter nun mit Wasser, Seifenlauge oder was auch immer anrückt. Gut eine halbe Stunde ist er damit beschäftigt, für eine klare Sicht zu sorgen. Das Ergebnis zeugt zwar immer noch nicht von 100 %-iger Durchsicht, aber damit kann ich nun leben. 

Gegen 10:00 Uhr verlassen wir den Flughafen in Santiago. Zwei Stunden Fahrt liegen vor uns, wir wollen nach Algarrobo. Eine längere Strecke habe ich heute nicht eingeplant, hatten wir doch bei nahezu jeder Mietwagenübernahme bisher Probleme, die zu einer Verzögerung führten. 


Zwei Dänen betreiben das La Mirage Parador mit nur sehr wenigen Zimmern. Unsere Unterkunft liegt ländlich und etwas außerhalb von Algarrobo in Tunquen. In Algarrobo mit seinen Betonklötzen und dem längsten Swimmingpool könnten wir uns eher weniger einen Aufenthalt vorstellen. Wir sind mit unserer Auswahl hochzufrieden. Auch hier werden wir sehr freundlich empfangen und können vor der offiziellen Check-in-Zeit unser Zimmer beziehen, wo wir uns erst einmal eine Stunde Ruhe gönnen, bevor wir später zu einem Besuchspunkt aufbrechen wollen.

Wer sich mit der Literatur Chiles beschäftigt, wird neben Isabel Allende auf zwei weitere Namen stoßen: Pablo Neruda und Gabriela Mistral. Beide wurden mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet. 


Pablo Neruda besaß gleich drei Häuser, La Chascona in Santiago de Chile, das wir während unserer ersten Chilereise angeschaut haben, La Sebastiana in Valparaíso, dessen Besuch vor vier Jahren folgte und Isla Negra, das etwas weiter südlich an der Küste zu finden ist. Dies, so hatte ich immer gelesen, soll das schönste Haus sein und da aller guten Dinge drei sein sollen, steht die Besichtigung von Isla Negra für heute auf unserem Programm.


Alle drei Häuser gehören zur Fundación Pablo Neruda und sind, wie ich später am Tag sagen kann, unbedingt sehenswert.


Pablo Neruda, der eigentlich Neftalí Reyes Basolto hieß, lebte von 1904 bis 1973. 

Im Garten von Isla Negra fanden in den 1990er Jahren Pablo Neruda und seine dritte Ehefrau, Matilde Urrutia (1912 – 1985), dann endlich ihre letzte Ruhestätte. 


Geboren am 12. Juli 1904 im wunderschönen Araukarien als Sohn eines Eisenbahners wurde er zu einer der bekanntesten Personen Chiles. Wie Gabriela Mistral, deren Spuren wir auf unserer zweiten Reise nach Chile im Valle del Elqui folgten, erhielt auch er den Literaturnobelpreis (1971). Ich muss zugeben, gelesen habe ich bisher von ihm nur seine mit autobiografischen Zügen durchsetzten Memoiren „Ich bekenne, ich habe gelebt“. 


Pablo Neruda war nicht nur ein großer Dichter, sondern auch politisch sehr aktiv. Als enger Freund von Salvador Allende wurde nach dem Militärputsch vom 11. September 1973 sein Haus, La Chascona, in Santiago de Chile verwüstet. Wenige Tage später, am 25. September 1973, verstarb Pablo Neruda. Bereits in jungen Jahren vertrat er Chile als Diplomat und Konsul in Südostasien, Mittelamerika und Europa. Später machte er weiter Karriere in der Kommunistischen Partei und verzichtete zugunsten seines Freundes Salvador Allende auf die Präsidentschaftskandidatur. 


Er galt zudem als Sammler und seine Häuser, das eine mehr, das andere weniger, sind vollgestopft mit einem Sammelsurium verschiedenster Dinge. Das konnten wir bereits im verzaubert wirkenden Stadthaus, La Chascona, bewundern. La Sebastiana hatte auch einige Sammlungen zu bieten, wirkte jedoch von allen drei Häusern als das geradlinigste auf mich – zumindest, wenn man den Maßstab des Pablo Neruda Stils anwendet. Verwinkelte Räume und die manchmal etwas verwunschene Bauweise sahen wir auch in diesem Haus.

Isla Negra besticht zuerst durch seine wunderschöne Lage oberhalb des tosenden Meeres, auf das man von jedem Zimmer blicken kann. Alleine daran erkennt man als Besucher, wie sehr der Dichter das Meer liebte. Die Wellen brechen sich an den Felsen, das sonnige Wetter tut sein Übriges, dass mich dieser Ort sofort für sich einnimmt. Die Räume sind vollgestellt mit Statuen, Figuren, Porträts, Muscheln, Schmetterlingssammlungen, einem Waschbecken und einfach allem Möglichen. Wie in den beiden anderen Häusern, ist das Fotografieren im Inneren des Hauses nicht gestattet.


Den für mich schönsten Blick aufs Meer hat man von der Sitzgelegenheit in der Bar. Den Saal des Pferdes finde ich äußerst amüsant. Pablo Neruda errichtete einen Raum nur für dieses Pferd. Es stammt aus Araukarien, so wie er, und bereits als Kind soll er gesagt haben, dass er dieses Pferd eines Tages kaufen würde, was er dann später auch in die Tat umsetzte. Nur mittlerweile war es nackt, sein Fell fiel einem Brand zum Opfer. 


Zu Ehren des Pferdes veranstaltete er eine Party und die Gäste wurden gebeten, verkleidet zu erscheinen und ein Geschenk mitzubringen. Drei Schweife waren unter den Geschenken. Da er niemanden verärgern wollte, bekam das Pferd zwei Schweife und der dritte wurde umfunktioniert für die Mähne. Er soll immer gesagt haben, dies sei das glücklichste Pferd auf der Welt. 


Bei all diesen Geschichten, die ich staunend und amüsiert zur Kenntnis nehme und allem, was ich in Isla Negra sehe, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Pablo Neruda verstanden hat, sein Leben in vollen Zügen zu genießen, wie auch wir unseren Ausflug nach Isla Negra.


Tag 4 – Algarrobo – Santa Cruz

… und noch ein Sammler …


Im Colchagua Tal werden viele der bekannten Weine Chiles angebaut. 200 Kilometer trennen uns am Morgen von unserer Unterkunft in der Nähe von Santa Cruz. Vier Stunden fahren wir durch eine sehr ländliche, wunderschöne Landschaft bei herrlichstem Sonnenschein. Besonders gut gefällt uns die Gegend entlang des Lago Rapel.



Das Terra Viña wird von einer sehr freundlichen Dänin geführt und wir fühlen uns sofort wohl. Wir erhalten ein Zimmer im ersten Stock und sind ringsum umgeben von Weinfeldern. Ist das hier herrlich. 

Nach einem leichten Lunch fahren wir nach Santa Cruz, wo wir das Colchagua Museum besuchen wollen. Das Museum der Fundación Cardoen wurde im Oktober 1995 eröffnet und beherbergt eine Ausstellungsfläche von 4.000 qm. Auch hier war ein Sammler am Werk. Der Privatmann Carlos Cardoen hat in diesem Museum Allerlei zusammengetragen. Noch recht neu ist die Abteilung, die dem Wunder der 33 geretteten Minenarbeiter in der Nähe von Copiapó gewidmet ist. Wir sind uns einig, dies ist ein wirklich tolles Museum, das sich in keine Schublade stecken lässt. 

Am Abend laufen wir durch die Weinfelder zu einem erstklassigen italienischen Restaurant, wo wir sehr gut essen. Es hat seinen Preis, aber das Essen ist es wert.


Tag 5 – Santa Cruz

Land des Weins


Wir lassen es am Morgen gemütlich angehen, bevor wir von einem Fahrer für unser heutiges Tagesziel abgeholt werden. Wir haben eine Tour und Verkostung im Weingut Viña Viu Manent gebucht. Da macht es durchaus Sinn, dass wir uns fahren lassen. 


Während wir uns die alten Gebäude des Weingutes anschauen und auf unsere Führung warten, hören wir „Grupo Aleman“ und fragen uns, wo die anderen Teilnehmer für diese Gruppe sind. Dann stellt sich heraus, die Grupo Aleman besteht lediglich aus uns beiden. Sehr schön, so kommen wir in den Genuss einer Privattour. 

Wir werden durch moderne Produktionsanlagen geführt, können kosten und bekommen auf Englisch eine wirklich gute Führung. Die Verkostung findet anschließend in einem Raum statt mit 5 verschiedenen Weinen: einem Chardonnay aus 2015, einem Carménère aus 2014, einem Pinot Noir aus 2013, einem Malbec aus 2013 sowie einem Syrah aus 2013. Wie üblich, ist unser beider Favorit einmal mehr der Chardonnay, wobei mir auch der Carménère recht gut gemundet hat.

In dem an das Weingut angeschlossene Restaurant essen wir zum Abschluss des Besuches. 


Auch wenn wir keine großen Weinkenner und -trinker sind, der Aufenthalt im Colchagua Tal hat uns sehr gut gefallen und wir sind einer Wiederholung keinesfalls abgeneigt.


Tag 6 – Santa Cruz - Lago Colbún

Ein wenig Altiplano in Chiles Mitte


Chilenen scheinen Langschläfer zu sein. Das ist mir normalerweise sehr sympathisch, nur auf Reisen etwas hinderlich, wenn es Frühstück erst ab 09:00 Uhr gibt. Zum Glück ist es im Terra Viña anders. Bereits um 08:00 Uhr kann man das Mahl zu sich nehmen und pünktlich um diese Uhrzeit sind wir im Frühstücksraum, denn wir wollen heute eine längere Strecke zurücklegen. 


Normalerweise ist die direkte Verbindung zum Lago Colbún in weniger als 3 Stunden machbar, aber wir wollen einen Andenpass bis fast zur argentinischen Grenze fahren. In Talca verlassen wir die Ruta 5 und fahren Richtung Osten. Die Strecke wird immer schöner. Wie oft in diesen beiden Ländern üblich, findet sich auch hier am Paso Pehuenche die chilenische Grenzkontrolle weit vor der eigentlichen Grenze. Der nächste größere Ort auf der argentinischen Seite ist Malargüe, an den wir wunderschöne Erinnerungen haben, waren wir doch vor 3 ½ Jahren dort und haben eine unglaubliche Landschaft sehen können. Wen dies interessiert, findet die Beschreibung dazu in meinem Bericht zur Reise Argentinien 2012. Wir erklären dem Mitarbeiter, dass wir gerne zur Laguna del Maule fahren würden. Er sagt uns, das sei kein Problem, wir dürften nur keinesfalls die Grenze nach Argentinien ohne Ausreise aus Chile übertreten und schon können wir unsere Fahrt fortsetzen. 


An der Laguna del Maule angekommen, kommen wir aus dem Staunen kaum mehr heraus. Wir befinden uns mittlerweile in einer Höhe von 2.200 Metern und die Landschaft erinnert uns ein wenig an das Altiplano. Die wunderschöne Lagune mit ihrem je nach Sonneneinfall schimmernden Wasser in Grün, Türkis und Tiefblau trägt nicht unerheblich dazu bei. Dieser Abstecher in die Anden hat definitiv gelohnt. 

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Die Rückfahrt führt uns wieder entlang des größten Stausees Chiles, dem Lago Colbún. Dank einer funkelnagelneuen Straße, die wir finden, nachdem ich jemanden frage, können wir direkt am westlichen Seeufer südlich fahren und müssen nicht wieder zurück nach Talca. Unsere Unterkunft liegt so versteckt am südlichen Seeufer, dass wir uns während einer fast einstündigen Fahrt auf engsten Pisten und teils abenteuerlich anmutenden Brücken mehr als einmal fragen, ob wir hier tatsächlich noch richtig sind. Dann stehen wir vor dem Chez L’Habitant, einer Ecolodge, die direkt am Seeufer liegt. Die Zimmer sind eher einfach, aber sauber. Unsere Cabin trägt den passenden Namen „Rustica“. 


Wir werden freundlich begrüßt und bekommen, obwohl das Restaurant geschlossen hat, eine Pizza. Weit und breit hätten wir nichts essen können. Das finden wir einen prima Service.

Beim Blick auf den Tacho sind wir erstaunt. Wir sind heute tatsächlich 450 Kilometer gefahren. 


Tag 7 – Lago Colbún - Pucón

Schöner Wohnen im Baumhaus


Heute liegt eine lange Etappe vor uns. Wir werden nach Pucón fahren, der südlichste Übernachtungspunkt auf dieser Reise. Im Anschluss an unseren Aufenthalt in Pucón werden wir uns wieder langsam nordwärts Richtung Hauptstadt vorarbeiten. 


Da es sich um eine lange Strecke handelt, die wir zurücklegen müssen, wählen wir die meiste Zeit die Ruta 5 und biegen lediglich beim Salto del Laja ab. Jetzt am Ende des Sommers führt Chiles größter Wasserfall, der normalerweise 55 Meter in die Tiefe stürzt und eine Breite von 100 Metern aufweist, nur wenig Wasser. Später beim Durchschauen der Fotos stelle ich fest, dass wir gar keine Aufnahme gemacht haben. 


Nach mehr als 7 Stunden Fahrt sehen wir den Villarica und den gleichnamigen See. Pucón und unsere Unterkunft für die nächsten vier Nächte ist jetzt nur noch einen Katzensprung entfernt.

Als ich in der Planungsphase auf die Tree Lodge Nidos de Pucón stieß, gab es keine Alternative, diese Lodge würden wir buchen. Die Rezeption und das Restaurant befinden sich in einem großen Baumhaus, ebenso wie die weit auseinanderliegenden, sechs, sehr privaten Baumhäuser, die alle über Wege in den Bäumen verbunden sind und Vogelnamen tragen. Wir sind von der Realität genauso begeistert, wie von den Bildern, die wir zuvor gesehen haben. Unser Baumhaus mit dem Namen Choroy ist einfach nur bezaubernd und das Ganze konnten wir tatsächlich zu einem wirklich sehr guten Preis buchen. Wir zahlen weniger als 140 Euro mit Frühstück für zwei Personen. Da kann man nicht meckern.

Nach der langen Fahrt wollen wir uns nicht erneut ins Auto setzen und buchen daher das Abendessen im Restaurant der Baumhauslodge. Das ist bedauerlicherweise sowohl geschmacklich als auch bezüglich Service ausbaufähig; leider oder zum Glück, das einzige Manko in dieser ansonsten so zauberhaften Unterkunft. 


Tag 8 – Pucón

Bilderbuchvulkane, uralte Araukarienwälder und Wasserfälle


In der Tree Lodge Nidos de Pucón gibt es erst um 09:00 Uhr Frühstück. Im Anschluss fahren wir in den Parque Nacional Villarica, dessen Namensgeber hier in der Gegend mit seinen 2.840 Metern über allem thront. Wie bereits auf unserer ersten Reise qualmt es aus seinem Schlund. Damals waren wir zu einer anderen Jahreszeit hier und der Vulkan war von einer weißen Schneehaube eingehüllt.


Leider existieren von dieser Reise nur eingescannte Dias:

Was sich jedoch nicht geändert hat, ist die Gefahrenlage. Auch im Hotel, das in der absoluten Gefahrenzone bei einem Ausbruch liegt, gab man uns verschiedene Instruktionen mit auf den Weg. Derzeit befinden wir uns in der gelben Stufe, ein Ausbruch könnte folgen, muss aber nicht. Während der Fahrt durch Pucón schauen wir uns an, wohin wir uns im Falle eines Ausbruchs begeben müssten, hoffen gleichzeitig, dass es nicht soweit kommen möge und wenn doch, dass wir ausreichend Zeit hätten, um uns in Sicherheit zu bringen. In den letzten fünf Jahrhunderten soll er mehr als vier Dutzend Mal ausgebrochen sein, die letzte größere Eruption liegt gerade einmal ein Jahr zurück. 


Seitdem ich aus wenigen Metern Entfernung auf unserer Hawaii-Reise Lava ins Meer habe fließen sehen, finde ich Vulkane unglaublich fasziniert und wenn sie dann noch solch eine Vorzeigekegelform aufweisen, wie der Villarica, bin ich im absoluten Happy-Modus.

Um diese Jahreszeit können wir bis zum Parkplatz auf etwa 1.400 Metern Höhe fahren. Wir haben eine grandiose Sicht. Über dem See Villarica, es gibt darüber hinaus auch noch einen Ort, der ebenso heißt, liegt eine Wolkendecke und in der Ferne können wir den 3.125 Meter hohen Stratovulkan Llaima sehen. Dieser Vulkan gilt als einer der aktivsten Chiles und das will etwas heißen in diesem Land, das alles andere als arm an Vulkanen ist. In wenigen Tagen werden wir im Parque Nacional Conguillo sein und den Llaima erneut aus der Nähe sehen. Darauf freue ich mich bereits heute.


Hier oben spazieren wir ein wenig umher und genießen diese wunderbaren Ausblicke.

Etwas versteckt an den Hängen des Villaricas liegen zwei Wasserfälle, auf die ich mehr zufällig in einer TV-Dokumentation aufmerksam wurde. Wir müssen wieder hinunter nach Pucón fahren und dann ostwärts. Wir finden den Abzweig und fahren eine Piste entlang, bis wir beim Ausgangspunkt zum Salto El León angekommen sind. Es ist nicht allzu weit und dann stehen wir vor diesem schönen, ganze 92 Meter hohen Wasserfall und werden erst einmal nass. 

Um zum zweiten Wasserfall zu gelangen, müssen wir ein weiteres Stück fahren. Vom Parkplatz laufen wir etwa 500 Meter zum Salto La China. Dieser ist nicht ganz so hoch, wie der Salto El León, aber ebenso sehenswert. 

Das Wetter ist vielversprechend und so entschließen wir uns, einmal mehr in Richtung Argentinien zu fahren, zum Grenzübergang Mamuil Malal, mit 1.210 Metern Höhe einer der niedrigsten zwischen beiden Ländern. Hier thront über allem der wunderschöne Lanín mit seinen 3.747 Metern. Gerne wird dieser auf argentinischem Gebiet gelegene, aber von chilenischer Seite gut sichtbare, Vulkan wegen seiner Schönheit mit dem Fujiyama verglichen. Was allerdings das gut sichtbar betrifft, ist es alles andere als selbstverständlich, dass man ihn auch tatsächlich sieht. Damals sind wir über den Paso Mamuil Malal von Chile nach Argentinien gefahren und hatten beste Sicht auf diese kegelförmige Schönheit und auch heute ist uns das Wetterglück wohlgesonnen. War damals die Strecke noch komplett Schotter, ist sie heute asphaltiert, aber das, was mich damals schon so ungemein beeindruckt hat, ist noch genauso vorhanden, es sind die uralten Araukarienwälder, die dieser Region ihren Namen gab. 


Wir stehen jetzt hier, vor uns liegt der Lanín mit seiner nahezu perfekten Kegelform und im Vordergrund perfektionieren die uralten Araukarienwälder das Bild. Es ist einfach nur unbeschreiblich schön und doch sind wir die meiste Zeit ganz alleine unterwegs. Hin und wieder fährt ein Auto die Straße entlang. 

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Zurück in Pucón decken wir uns in einem Supermercado fürs Abendessen ein, setzen uns auf unseren Baumhausbalkon und schauen in den Wald. Ein perfekter Reisetag neigt sich dem Ende zu. 


Tag 9 – Pucón

Wasser, der allgegenwärtige rauchende Villarica und Wildlife am Abend


Die Ojos de Caburgua werden vom gleichnamigen See gespeist. Fünf Kilometer fließt das Wasser vom See, bis es bei den Ojos de Caburgua an die Oberfläche tritt und über Wasserfälle in Becken fließt. Dies ist ein netter Zwischenstopp mit einigen kleinen Wegen durch dicht wachsendes Grün zum eigentlichen See. 

In Seenähe im ebenfalls mit dem gleichen Namen, Caburgua, bedachten Ortes ist das erste Mal mehr los und überall wird tüchtig Eintritt verlangt. Ich nehme an, dass dieser See so populär ist, liegt daran, dass er als einziger in der Seenregion mit einem weißen Sandstrand aufwarten kann. So verlockend sieht das Ganze dennoch für uns nicht aus, sodass wir uns entschließen, lieber dem Parque Nacional Huerquehue einen weiteren Besuch abzustatten. Während unseres ersten Besuches in Chile waren wir bereits in diesem Park, werden aber erneut nur den Lago Tinquilco besuchen. Wir streifen umher, laufen entlang von Pfaden, an den zu beiden Seiten hoher Bambus wächst und gehen immer wieder hinunter zum Seeufer. Hier ist es so viel ruhiger als am Lago Caburgua. Für Wanderer bietet sich eine Tagestour über 14 Kilometer zu höher gelegenen Seen im Park an. 


Alleine die Fahrt mit Blick auf den Villarica aus einer neuen Perspektive hat diesen Ausflug gelohnt, für Vulkanfreunde ein wahrer Leckerbissen.

Als Abschluss unserer heutigen Tour fahren wir zu den Termas de Huife. Hier, wie an weiteren Orten im so vulkanisch geprägten Gebiet rundum Púcon, befinden sich am Río Liucura Thermalbecken. 

Zurück in unserer traumhaften Unterkunft können wir uns drei weitere Baumhäuser ansehen, die heute nicht belegt sind, unter anderem Nequén und Chorisco, das am weitesten entfernt liegt und über einen Jacuzzi auf der Veranda verfügt. Alle Baumhäuser sind unterschiedlich und jedes für sich hat Vorzüge. Nachdem wir nun vier der sechs haben sehen können, stellen wir für uns fest, dass wir das schönste gewählt haben. Dieser Meinung schließt sich auch der nette Angestellte an, der uns die Besichtigung ermöglichte. 


Den Abend lassen wir wieder auf unserem Balkon ausklingen und genießen Wildlife. Zuerst lässt sich ein Reh blicken und später ein Hirsch, der sich wenige Meter unter uns für einige Zeit aufhält. Kurz vor der Dämmerung fliegt eine große Schar von Sittichen mit einem ohrenbetäubenden Lärm über uns hinweg.


Tag 10 – Pucón

Knallige Farben am See


Am Morgen schlendern wir durch Púcon und am See entlang. 

Da wir gegen Mittag in unserem Baumhaus zurück sind, entscheiden wir uns aufgrund des erneut traumhaft schönen Wetters nach Lincan Ray am Lago Calafquén zu fahren und haben einmal mehr eine neue Perspektive auf den Villarica.

Der kleine Ort Lincan Ray ist tatsächlich so, wie ich in Reiseführern las. Ruhig, ohne Trubel und mit einer unglaublichen Lage am wunderschönen Lago Calafquén. Es ist hier so viel ruhiger als in Pucón. Bunte Tretboote und Kanus am blauen See strahlen einen ganz besonders pittoresken Charme aus. Uns gefällt es.


Tag 11 – Pucón - Curacautín

Nationalpark par excellence


Nach vier Nächten im Baumhaus müssen wir heute Abschied nehmen. Es fällt uns ein wenig schwer.


Bevor wir überhaupt in den Nationalpark hineinfahren, den wir heute auf unserem Weg zum nächsten Übernachtungsziel queren wollen, sehen wir den Llaima, den Vulkan, den wir bereits vor ein paar Tagen von den Hängen des Villaricas in der Ferne erblickten. 

Wir wollen in den Parque Nacional Conguillo, für mich einer der schönsten Parks in Chile, die ich bisher sah. Bereits während unserer ersten Reise entpuppte sich dieser Park als absolute positive Überraschung. Damals konnten wir von Temuco aus lediglich bis zu den Araukarienwäldern fahren. Dann mussten wir umdrehen, da die Straße von Norden her noch gesperrt war. Heute ist sie offen und wir werden von Süden nach Norden durch diesen wunderschönen Park fahren, der von einem weiteren Bilderbuchvulkan Chiles, dem höchst aktiven Llaima, überragt wird.

Im Sektor Truful Truful parken wir den Wagen und laufen zum schön gelegenen Salto Truful mit einer Höhe von 26 Metern. Gut 40 Minuten werden wir unterwegs sein und tatsächlich keiner weiteren Menschenseele begegnen.

Auf einer Piste, die durch Lavafelder führt, setzen wir unsere Fahrt fort. Immer wieder unterbrochen für Stopps. Der Llaima mit seinen 3.125 Metern Höhe gibt hin und wieder die Sicht auf ihn frei, wenn auch nicht ganz, dafür belohnen uns imposante Wolkenformationen um seinen Kegel. Er sieht derzeit recht harmlos aus, aber der Schein trügt. In den vergangenen vier Jahrhunderten brach er etwa 40 Mal aus. Die letzte große Eruption liegt gerade einmal knapp 7 Jahre zurück.


Die Laguna Verde macht ihrem Namen alle Ehre. Ich kann mich erinnern, dass sie damals über einen weitaus höheren Wasserstand verfügte. Das mag allerdings auch an der Jahreszeit liegen. 

Ein paar Kilometer weiter liegt die kleine, wunderschöne Laguna Arco Iris. 

Die Araukarienwälder im Park sind eine Augenweide. Oben auf den Berghängen standen sie damals im Schnee. Was war das für ein Panorama. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie begeistert ich war. Aber auch entlang der Piste wachsen diese faszinierenden, nicht selten uralten Bäume.

In der Nähe der Conaf Station machen wir eine kleine Wanderung, laufen durch einen Märchenwald aus Bambus und vorbei ein Araukarien. Im Hintergrund lässt sich hin und wieder ein Blick auf den Kegel des Llaimas erhaschen. Ich ertappe mich dabei, wie ich vor mich hinmurmele, wie toll es hier ist. 


Vorbei am großen Lago Conguillo erreichen wir die Laguna Captrén, die wir heute das erste Mal sehen. Aus dem See ragen abgestorbene Baumstämme. Diese ertranken, als der See bei einem der vielen Ausbrüche des Volcáns Llaima entstand. 

Die letzten Kilometer Piste im Park haben es noch einmal in sich. Eng, uneinsehbare Kurven und Chilenen, die mit ihren Autos rasen und selten Rücksicht auf Gegenverkehr nehmen. Einer übertreibt es dermaßen, dass er extrem ins Rutschen kommt. Beinahe rutscht er uns in den Wagen, zum Glück reagiert mein Mann geistesgegenwärtig und kann irgendwie im letzten Moment ausweichen. Das war sehr, sehr knapp. 


Außerhalb von Curacautín hat ein Bayer eine schöne Unterkunft für Reisende erschaffen. Sie trägt den passenden Namen Andenrose. Vier Nächte haben wir in diesem bayerisch-chilenischen Domizil gebucht, wo es uns vor allem aufgrund der guten Küche und der großen Gastfreundschaft sehr gut gefällt. 



„Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese nicht wieder los.“   - Bruno H. Bürgel

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