Ecuador Galápagos Teil 1 - Quito bis Latacunga


Ecuador Festland und Galápagos Inseln

Der Evolutionstheorie auf der Spur



Prolog


Ich mag keine Kreuzfahrten, zumindest nicht auf diesen riesigen Schiffen mit Passagierzahlen, die mehrere Hundert oder gar Tausend(e) umfassen. 

 

Dies ist einfach nicht die Art von Reise, wie ich sie mir vorstelle. Wir haben einmal in Buenos Aires gesehen, wie Passagiere ein Schiff zum Landgang verließen und in gut mehr als 20 Busse verfrachtet wurden. Während ich diesem Schauspiel zusah, stellte ich aufs Neue fest, dass dies wirklich nichts für mich ist.

 

Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren Grund, der, auch wäre er nicht da, mich trotz allem nicht dazu bewegen könnte, meine Urlaubszeit auf so einem großen Dampfer zu verbringen. Es ist eine ausgeprägte Seekrankheit, gegen die auch nicht alle möglichen Mittelchen helfen, geschweige denn, dass ich mich nach mehreren Tagen daran gewöhnen würde, keinen festen Boden unter den Füßen zu haben.

 

Ich mag keine Kreuzfahrten auf diesen riesigen Schiffen – ich glaube, das erwähnte ich bereits – aber bei kleineren, und ich hoffe umweltfreundlicheren, die einem die Schönheit unserer Erde zugänglich machen, sehe ich es etwas anders. Ob dies letztendlich so ist oder nur Wunschdenken, ich weiß es nicht. 

 

Es gibt aber nun einmal die eine oder andere Destination, die man mit kleinen Schiffen mit gut ausgebildeten Guides und Wissenschaftlern an Bord nebst zugehörigen bildenden Fachvorträgen einfach am besten bereisen kann. Wer mit offenen Augen, Ohren, einfach mit allen Sinnen reist und die Schönheit (und auch das Hässliche) sieht, der kann dazu beitragen, dass die Natur geschützt wird - im Kleinen wie im Großen.

 

Zu diesen Destinationen gehört für mich unter anderem die Antarktis. Oft nennen sich Schiffe, die diese Region mit Touristen befahren, Expeditionsschiff. 

So haben wir uns auch vor einigen Jahren einen lang gehegten Traum erfüllt mit einer wundervollen Reise nach Südgeorgien und zur antarktischen Halbinsel. Diese wurde von hervorragenden Wissenschaftlern begleitet, u. a. einem Pinguinforscher. 

 

Durch diese Reise weiß ich nun 100 %-ig, dass ich auch selbst nach mehr als zwei Wochen die Seekrankheit nicht besiegen kann, so gerne ich auch möchte.

Bei einer dreitägigen Flußkreuzfahrt auf dem Chobe River im südlichen Afrika war es nicht ganz so schlimm mit der Übelkeit, aber trotz Pflaster war Mr. Seasick spürbar da und hing mir quasi immer im Nacken.

 

Nun gab es schon seit sehr vielen Jahren noch eine weitere Destination, die ich einfach zu gerne sehen wollte: die Galápagos Inseln.

 

Im Zuge der Reiseplanung habe ich mich dann ausgiebig damit auseinandergesetzt, ob wir uns auf den Inseln eine feste Unterkunft suchen sollten und von dort dann jeweils Tagesausflüge – meist mit Boot – machen oder doch gleich eine Kreuzfahrt buchen sollten. Wie zumeist, gab es Pros und Cons für beides. 

 

Bei der ersten Variante wäre mir zum einen nicht die ganze Zeit übel gewesen, zum anderen wäre es auch eine deutlich günstigere Angelegenheit geworden. 

 

Allerdings hätten wir von einer zur anderen Standortinsel fliegen müssen, da eine Überfahrt mit den kleinen Transferbooten über das offene Meer aus gesundheitlichen Gründen nicht in Frage gekommen wäre. Dies wäre zum Beispiel auf der Strecke von San Cristóbal nach Santa Cruz der Fall gewesen.

 

Für eine Kreuzfahrt sprach, dass man auch entferntere Ziele und Inseln ansteuern konnte und nicht den Großteil eines Tages mit Transferzeiten auf Land verbunden mit längeren Transfers in einem kleinen Boot verbringen muss, um dann wiederum nicht viel Zeit auf der zu besuchenden Insel zu verbringen. Außerdem hörte ich immer wieder, dass auf den Kreuzfahrtschiffen zumeist die viel besser ausgebildeten Guides beschäftigt werden. 

 

Ins Grübeln brachte mich zudem, als ich immer mal wieder von doch etwas mehr oder weniger enttäuschten Touristen las, die Galápagos verbunden mit Tagestouren besucht hatten, jedoch bei nahezu allen, die dies mit einem Kreuzfahrt- (oder Expeditions-) Schiff taten, hellauf begeistert waren. 

So fiel dann die doch letztlich leichte Entscheidung, für ein paar Tage den festen Boden unter den Füßen aufzugeben und mich wieder in die schwankende Welt zu begeben. Mutig und fest entschlossen wollte ich ein weiteres Mal den - realistisch gesehen aussichtslosen - Kampf mit Mr. Seasick aufnehmen. 

 

Ob dies nun für uns die richtige Entscheidung war, werde ich im Laufe des Reiseberichtes auflösen.

 

Aber bevor wir die Inselwelt betreten, auf der Charles Darwin die Grundlagen für seine Evolutionstheorie legte, wollten wir uns auch einen Teil des ecuadorianischen Festlandes, insbesondere das des Hochlandes, anschauen. 

 

Mein Mann und ich reisten gemeinsam, eine Gruppenreise kam nicht in Frage. Wir wollten selbst die Route, die Unterkünfte und nicht zuletzt unsere Zeitplanung selbst bestimmen. So stellte ich eine Reise zusammen, die auch berücksichtigte, dass bestimmte Regionen aus gesundheitlichen Gründen nicht bereist werden konnten. Die Tage durften zudem auch nicht zu vollgepackt sein. 

 

Wir buchten dann einen Guide mit Wagen, der uns auf Festland Ecuador begleiten sollte. Insgesamt hatten wir 3 Wochen Zeit für die gesamte Reise.


Tag 1 – Anreise

Entspannt nach Südamerika

 

Unser Flug wird bereits um 07:00 Uhr Frankfurt verlassen. Wir fliegen mit der KLM über Amsterdam nach Quito. 

In Amsterdam ist die Hölle los, und wir kämpfen uns durch Menschenmassen, sogar die Business Class Lounge ist wegen Überfüllung geschlossen. Egal, wir haben ohnehin nicht viel Zeit und die Wege in Schiphol sind lang. 

 

Wir fliegen Business Class und sind beide vom Service der KLM absolut begeistert. Nach 11,5 Stunden Flug landen wir dann am späten Nachmittag in Quito. Pünktlich werden wir von unserem Guide Pablo in Empfang genommen und stellen fest, er hat noch einen Fahrer dabei. Das Ganze wird sich im Laufe der Reise für uns als Vorteil entpuppen, da wir nicht immer wieder zum Auto zurücklaufen müssen, sondern wir an einer Stelle aussteigen und später an einer anderen wieder einsteigen können. 

Außerdem ist der Wagen sehr geräumig und hätte Platz für 4 weitere Personen. Kostenloses Wasser ist ebenfalls für die Reise an Bord. 

 

Einige Zeit vor unserer Abreise erhielten wir von unserer Agentur die Anfrage, ob wir ohne Aufpreis in das vor einem Jahr eröffnete Boutiquehotel Illa Experience (10 Zimmer) umbuchen möchten. Da das Illa sehr zentral liegt, wie auch das von uns ursprünglich gebuchte Patio Andaluz, und die Recherche ergab, dass die Umbuchung keinesfalls ein Fehler ist, lautet unsere Antwort: Na klar, wollen wir. 

 

So langsam, nachdem man sich schon so mit dem Schiff ins Zeug gelegt hatte, aber dazu später im Bericht mehr, regt sich bei mir ein Verdacht: Im letzten Jahr hatten wir über die gleiche Agentur die Bolivien Reise gebucht und da gab es zwischendurch ein paar Beschwerden von uns, die dann zwar alle zügig behoben wurden, aber scheinbar wollte man es dieses Mal besonders gut machen. Dies ist gelungen.

 

Das Boutiquehotel Illa Experience ist super!

 

Wir fallen müde ins Bett, vielleicht macht das nicht nur der Flug und der Schlafmangel der vorhergehenden Nacht, sondern auch die Höhenluft in Quito, das auf 2.850 Metern liegt.


Tag 2 – Quito, 

die höchstgelegene Hauptstadt Südamerikas

 

Wir müssen (und wollen) es ruhig angehen lassen. Außerdem wollen wir uns langsam auf der Höhe von 2.850 Metern akklimatisieren, sodass wir für heute auch kein Programm mit Guide gebucht haben. Für heute wollen wir uns einfach ein bisschen durch die Stadt treiben lassen. Einfach wieder fühlen, dass wir in Südamerika sind. 

 

Nach einem gemütlichen Frühstück gehen wir los und erobern alleine das Zentrum Quitos. Das Stadtbild wird von vielen Indigenen des Hochlandes sowie kolonialen Prachtbauten geprägt. Oft habe ich schon gehört, dass Quito für viele als eine der schönsten Städte Südamerikas gilt. Auch uns gefällt Quito gut und es wundert uns nicht, dass die UNESCO die Altstadt als Weltkulturerbe ausgezeichnet hat. 

 

Da für den Folgetag noch eine Stadttour mit unserem Guide gebucht ist, aber dann am Sonntag die eine oder andere Kirche nicht besichtigt werden kann, habe ich mir im Vorfeld schon einmal rausgesucht, welche wir uns unbedingt heute anschauen müssen. 

So besichtigen wir zuerst die Iglesia de la Compañía de Jesús. Tatsächlich wird hier sogar Eintritt genommen (USD 5). Innen erschlägt uns fast die Pracht und das Gold. Die Kirche des Jesuitenordens wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts erbaut. Als Vorbild diente für diesen Nachbau San Ignacio in Rom. Die Iglesia de la Compañía de Jesús gilt als die prächtigste Kirche Quitos, manchen meinen sogar, es sei die prächtigste in ganz Südamerika. Wir können uns hier nur anschließen. Wir haben schon die eine oder andere Kirche in Südamerika besucht, aber diese hier ist die prächtigste, die wir bisher gesehen haben. Im Inneren wurden Unmengen Blattgold verwendet und über 100 Gemälde und Skulpturen kann man entdecken. Wenn man genau hinschaut, stellt man fest, dass sich nicht nur spanische Elemente in der Kirche befinden, sondern auch eine Darstellung der Sonne eines indigenen Stammes.

 

Wir schlendern noch einige Zeit durch die Straßen des historischen Zentrums, genießen die Eindrücke, verweilen ausgiebig auf dem Plaza de la Independencia, an der auch der Regierungspalast liegt, bewundern die Uniformen der Regierungswachen und schauen uns immer mal wieder eine Kirche von innen an. Selbst wenn eine Kirche von außen einmal unscheinbar wirkt, innen ist beinahe jede dermaßen prächtig ausgestattet, dass wir uns fragen, wieviel Reichtum hier vorhanden sein muss. 

 

Auch wenn dies jetzt nichts mit dem überbordend dargestellten Reichtum in Form von Blattgold und sonstigen Gütern der Kirchen zu tun hat, kommt mir wieder in den Sinn, dass wir bereits schon gestern auf der Fahrt vom Flughafen den Eindruck gewonnen hatten, dass dieses Land nicht ganz so arm wirkt wie der Nachbar Peru oder Bolivien, die ich beide von früheren Reisen kannte. 

 

Vielleicht liegt es daran, dass Samstag ist, vielleicht aber auch nicht … an vielen Stellen sehen wir Straßenkünstler, die oft ein ganz anderes Programm darbieten als das, was wir von zuhause kennen. Immer mal wieder verweilen wir daher an der einen oder anderen Straßenecke und schauen einfach nur zu, was gerade gezeigt wird.

 

So langsam kehren wir dann in unser Hotel zurück und wollen in dem hochgepriesenen Restaurant des Hotels essen. Das Hotel hatte am Morgen Instandhaltungsarbeiten verrichtet, bei denen ganz kurz ein Alarm ausgelöst wurde. Wir hatten das Ganze kaum wahrgenommen und uns in keiner Weise gestört gefühlt, umso erstaunter waren wir, als wir kurz darauf ein Schreiben des Hotels erhielten, in dem man sich dafür entschuldigte und uns als Wiedergutmachung zu einem Essen im Hotelrestaurant einlud. 

Das war uns bisher auch noch nicht passiert, für so eine Kleinigkeit solch eine Gegenleistung von einem Hotel zu erhalten.


Tag 3 – Quito 

… und (eine?) Äquatorlinie

 

Nach einem gemütlichen und leckeren Frühstück werden wir um 8:30 Uhr von unserem Guide Pablo und unserem Fahrer Manolo abgeholt. 

Unser erstes Ziel führt uns auf den Panecillo. Der Stadthügel wurde auf dem ehemaligen Sonnentempel der Inka errichtet. Aus Sicherheitsgründen wird davon abgeraten, den Weg zum Panecillo zu Fuß zurückzulegen. Es gab wohl schon den einen oder anderen Überfall. Wobei es ohnehin steil hinauf ausschaut und auf dieser Höhe wird aus steil ganz schnell sehr steil.

 

So fahren wir mit dem Auto auf eine Höhe von 3.100 Metern mit umwerfendem Blick auf Quito und die am Horizont liegenden Vulkane. Dort oben auf dem Panecillo befindet sich eine Marienstatue, deren Sockel eine Schlange darstellen soll. Ich kann mich anstrengen, wie ich will, für mich sieht diese Schlange aus wie ein Drache oder ein Krokodil oder eine Mischung aus beidem. Das Tier- oder Fabelwesenmysterium werde ich für mich nicht mehr auflösen. Mein Mann scheint da mehr Fantasie zu haben, er erkennt eine Schlange.

 

Die Aussicht vom Mirador el Panecillo ist auf jeden Fall grandios, man sieht von oben auf die Altstadt und kann sehr gut erkennen, wie die Stadt schachbrettartig angelegt wurde. Gekrönt wird das Ganze mit drei Vulkanen im Hintergrund: Cayambe (5.790 Meter), Antisana (5.704 Meter) und Cotopaxi (5.897 Meter). Wir haben Traumwetter erwischt. Pablo sagt uns, dass man ganz selten das Glück hat, diese drei Vulkane gleichzeitig zu sehen. Wir genießen noch ein wenig von diesem traumhaften Panorama und schlendern im Anschluss ein wenig auf dem Panecillo umher, bevor wir dann ins Auto steigen und Richtung Quitos Altstadt fahren. 

 

Mit Pablo sehen wir heute noch viele Ecken, die wir uns gestern nicht angeschaut haben, unter anderem die für Quito so bekannte Calle Ronda. Außerdem besuchen wir noch zwei Kirchen, die zu dahinterliegenden Klöstern gehören, in denen heute immer noch Nonnen leben, die keinerlei Kontakt zur Außenwelt haben. Für uns ist das kaum vorstellbar, dass es dieses Lebenskonzept heutzutage noch gibt. 

 

Besonders faszinierend finden wir das Stadtmuseum, das sich in einem wunderschönen, kolonialen Gebäude mit Blumen geschmücktem Patio innerhalb der Altstadt befindet. Dieses Gebäude diente mehr als 400 Jahre als Krankenhaus. Die Ausstellung mit Instrumenten, Betten und allerlei anderen Dingen, die an die Jahrhunderte erinnern, in denen Menschen gegen Krankheiten kämpften, ist ausgesprochen interessant und manchmal auch ein wenig gruselig. 

Wir besuchen noch die Plaza San Francisco und die Plaza Santo Domingo und genießen das quirlige Leben, wo es uns heute die Stände der Straßenverkäufer besonders angetan haben. Dann fährt auch schon Manolo wieder vor, wir steigen ins Auto und setzen unsere Fahrt Richtung Norden durch die Neustadt mit modernen (Hoch-)häusern fort. Die Nord-Süd-Ausdehnung von Quito ist gewaltig. 70 Kilometer muss man zurücklegen, will man von einem Ende zum anderen gelangen. In Quito selbst leben 3 Millionen Menschen, in ganz Ecuador 14 Millionen. 

 

Bereits schon auf dieser Fahrt stellen wir fest, dass wir hier nicht selbst hätten Auto fahren wollen. So lassen wir uns kutschieren, sind nicht gestresst und können die Ausblicke genießen und dem Fahrstil entspannt, manchmal ein wenig kopfschüttelnd, zuschauen. 

 

Unser Ziel ist die Äquatorlinie, genau genommen, eine davon. Wie wir heute und auch später auf der Reise noch erfahren werden, gibt es in Ecuador mehrere davon. Alles eine Frage der Vermessung …

 

Das Museo de Sitio Intiñan soll auf der Äquatorlinie liegen. Auf alle Fälle ist es ausgesprochen informativ und man kann tatsächlich die eine oder andere Übung selbst machen, um zu sehen, wie sich hier die Kräfte verhalten. Wasser läuft ziemlich direkt auf der Äquatorlinie ab. Gar nicht weit davon entfernt sehen wir, wie das Wasser auf der Nordhalbkugel gegen den Uhrzeigersinn und auf der Südhalbkugel im Uhrzeigersinn abläuft. Klar, haben wir das schon auf Reisen gesehen, aber hier nur wenige Meter voneinander entfernt, all dies nahezu gleichzeitig zu beobachten, finden wir schon beeindruckend.

Wir versuchen auch, ein Ei auf einen Nagel zu stellen, uns gelingt es jedoch nicht … dabei sah es recht einfach aus, als man es uns vorführte. Da müssen wir wohl noch üben.

 

Nicht weit vom Museum, ca. 200 bis 300 Meter, befindet sich das Mitad del Mundo, ein großer Bau, wo man noch bis vor einigen Jahren annahm, dass sich hier die Äquatorlinie befindet. Na ja, man hatte sich nur geringfügig vermessen und so wurde das Museo de Sitio Intiñan ins Leben gerufen - und auf die Äquatorlinie gesetzt.

  • Nach gut einer Stunde Fahrtzeit zurück ins Illa Experience, mache ich noch ein paar Fotos vom Hotel. Besonders angetan haben es mir die Gemälde, die besonders im obersten Stockwerk ausgestellt sind. Sie wirken farbenfroh, zugleich modern und stellen zumeist das ländliche Leben in Ecuador dar. Da der Patio des Hotels lichtdurchflutet ist, was in diesen Höhen für mich noch ein wenig eindrucksvoller ist, kommen die Bilder ganz besonders gut zur Geltung.

     

    Wir sind froh, dass wir beim Angebot umzubuchen, zugeschlagen haben. Das Hotel gefällt uns ausgesprochen gut und das Personal ist unglaublich zuvorkommend. Allerdings habe ich vor noch nicht allzu langer Zeit gesehen, wie hoch die Preise sind, die jetzt für das Hotel aufgerufen werden. Ich denke, hätten wir das zahlen müssen, wären wir wohl beim Patio Andaluz geblieben. 

     

    Wir lassen den Tag gemütlich bei einem Abendessen ausklingen. 


    Tag 4 – Quito – Otavalo

    Ein nach Meerschweinchen benannter Vulkansee und eine mehrere Jahrhunderte alte Hacienda

     

    Heute verlassen wir Quito. Unser Tagesziel heißt Otavalo. Bevor wir dort jedoch ankommen, stehen noch ein paar Stopps an. 

     

    Zuerst halten wir am Bosque Protector Jerusalem. In dieser äußerst trockenen Gegend gibt es eine einzigartige Vegetation mit Akazien, an denen außerordentlich viele Flechten hängen. Soweit ich weiß, ist dies ein Zeichen für saubere Luft. Zudem leben in diesem geschützten Bereich sehr viele Vögel und der Riesenkolibri. Wir laufen für ca. 1 Stunde umher, können auch den einen oder anderen Vogel erspähen, sehen viele interessante Pflanzen, der Riesenkolibri bleibt uns jedoch verwehrt. 

     

    Unser nächstes Ziel ist der Kratersee Cuicocha (Meerschweinchen-See). In diesem Kratersee, unter dem es immer noch brodelt, gibt es kein Leben. Er liegt auf einer Höhe von 3.070 Metern und ist 170 Meter tief. Der See ist herrlich gelegen, mittendrin befinden sich zwei Inseln, die Isla Teodoro Wolf und die Isla Yerovi. Wer Lust und Laune hat, kann den Kratersee auf einem 12 Kilometer langen Pfad umrunden. Wir gehen ein ganzes Stück den See entlang, drehen dann aber wieder um. Die ganze Umrundung ist uns zu weit. Wir konnten auch bereits schon auf diesem Stück viele Perspektiven des Sees fotografisch einfangen und die Umgebung genießen. Uns gefällt hier auch ziemlich gut, dass nicht allzu viele Menschen unterwegs sind, uns begegnen zwar einige wenige Personen auf dem Pfad rund um den See, aber überlaufen ist hier nichts. Sicherlich war gestern am Sonntag wesentlich mehr los. 

    Der Ort Cotacachi ist bekannt für seine Lederwarenherstellung. Zahlreiche Geschäfte säumen die Straßen mit ihren Auslagen. Wir finden es hier jetzt nicht so spannend (Shopping zählt auch nicht zu unseren Lieblingsbeschäftigungen), sehen zwar keine großen Busladungen mit Touristen, aber irgendwie drängt sich uns der Eindruck auf, das Zentrum des Ortes ist für Hardcore-Lederwarenshopping herausgeputzt. Weitaus interessanter finden wir da das Café, in das uns Pablo führt. Wir suchen uns einen Tisch und essen super leckere Blueberry-Muffins, bevor wir unsere Fahrt zu unserer Unterkunft für die nächsten 3 Nächte antreten. 

     

    Wir wohnen in der Hacienda Pinsaqui. Diese Hacienda existiert bereits seit 400 Jahren und hat auch schon den einen oder anderen Rückschlag erfahren müssen, wie ein Erdbeben Mitte des 19. Jahrhunderts, das viele Gebäude beschädigte oder gar ganz zerstörte. Daraufhin wurde alles wieder nach altem Vorbild aufgebaut. Einer der berühmten Gäste auf der Hacienda war der Freiheitskämpfer Simón Bolívar, der aus dem heutigen Venezuela stammte. Simón Bolívar begegnet einem nahezu überall auf dem südamerikanischen Kontinent, sei es durch Statuen, Namen wie Bolivien, die Währung Venezuelas, der Bolivar, oder in irgendeiner anderen Form. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich eine interessante Verfilmung seines Lebens gesehen. Wer sich für die Geschichte Südamerikas interessiert und gepaart mit Unterhaltung etwas dazulernen mag, dem sei dieser Film empfohlen.

     

    Der Großvater des jetzigen Besitzers der Hacienda Pinsaqui war Botschafter in Mexiko, wo er unter anderem auch Frida Kahlo traf. Von dieser Begegnung hängt eine Fotografie in den Hallen der altehrwürdigen Hacienda. Überhaupt kann man eine ganze Weile durch die Gebäude schlendern und immer wieder sehr interessante Entdeckungen machen. Besonders die vielen Fotografien finde ich spannend. Der Garten ist voll von alten Baumbeständen und im vorderen Bereich befindet sich eine wunderschöne Allee. Zur Hacienda gehört – nicht ungewöhnlich – eine alte Kapelle. Pferdefreunde kommen auch auf ihre Kosten. Im Garten laufen die Pferde der Hacienda frei herum. 

    Wir beziehen unser Zimmer, das Bad scheint recht neu zu sein, alles ist sehr sauber, aber eher einfach. In unserem Zimmer, obwohl recht groß, steht nur ein Schaukelstuhl, aber kein Stuhl. Nachdem ich frage, ob wir noch einen Stuhl bekommen könnten, werden gleich zwei gebracht. Die Frage, ob wir auch noch einen Tisch möchten, beantworte ich mit: „Oh ja, sehr gerne, wenn es nicht zu viele Mühen macht“. Mein Mann verdreht schon die Augen und fragt mich später, ob wir nicht gleich den ganzen Hausstand ins Zimmer holen wollen … 

  • Für den Abend, da es doch recht frisch werden kann in dieser Höhe, wird uns angeboten, den Kamin anzuzünden oder uns Wärmflaschen ins Bett zu legen. Da wir befürchten, dass der Rauch des Kamins zusätzlich Sauerstoff nehmen wird, entscheiden wir uns für die Wärmflaschen, und ich erweitere gleich meinen spanischen Wortschatz mit dieser Vokabel. Zusätzlich erhalten wir noch einen elektrischen Heizkörper, soviel zum Thema, den ganzen Hausstand umziehen …

     

    Das Essen im Restaurant ist gut, die Portionen groß und der Preis angemessen. Das Personal ist dermaßen freundlich und hilfsbereit in der Hacienda Pinsaqui, wir sind begeistert. 

     

    Am Abend werden wir noch vom Manager eingeladen. Er hat eine Band organisiert, diese spielt im Weinkeller. Hier gibt es noch ein paar kleine Snacks und wir lassen den Tag bei ecuadorianischer Musik ausklingen.


    Tag 5 – Reserva Ecológica El Angel

    … eine Wunderwelt aus Frailejones

     

    Dieser Tag sollte für mich der Höhepunkt auf unserer Tour durch Festland Ecuador werden.

     

    Pablo sagt mir bereits morgens, dass es eher ungewöhnlich sei, dass sich Gäste dieses Ziel aussuchen und er das letzte Mal vor zwei Jahren dort war. Da er dieses Gebiet in Ecuador auch zu seinen Favoriten zählt, freue es ihn besonders, dass ich „El Angel“ auf der Tour eingeplant habe. 

     

    Als ich mich mit der Routenplanung für Ecuador beschäftigt habe, las ich hiervon, und ich wusste gleich, diese Destination ist gesetzt, auch wenn das Gebiet recht abgelegen liegt. Die Fahrt führt uns zuerst durch das subtropische Chota-Tal, bevor die Strecke mal merklich und dann wieder nur leicht ansteigt. Manolo muss immer mal wieder für mich anhalten, besonders angetan haben es mir die vielen Lupinenfelder. Diese Pflanze gehört zur Familie der Hülsenfrüchte und dank einigen Jahren Schullatein, erkenne ich den Wortstamm Lupus für Wolf. So entdecke ich zum wiederholten Mal, dass mir das früher nicht gerade liebgewonnene Deklinieren und Konjungieren in dieser toten Sprache dann auch beim Reisen hilfreich sein kann. Nichtsdestotrotz weiß ich aber trotzdem nicht, was der Wolf nun mit Lupinen zu tun hat. Egal, wir fahren weiter.

    Die Straße in das Naturschutzgebiet „El Angel“ ist gerade auf den letzten 20 bis 30 Kilometern sehr schlecht. Auf jeden Fall sollte man mit einem Wagen unterwegs sein, der über ausreichend Bodenfreiheit verfügt. 

     

    Für die Hinfahrt benötigen wir fast 3 Stunden, möglicherweise ist man mit ecuadorianischem Fahrstil etwas schneller am Ziel … aber ich bin im Urlaub und nicht auf der Flucht. Alleine auf den letzten 15 Kilometern sind wir 50 Minuten unterwegs, und ich finde, diese allerletzte Passage verdient den Namen Straße nicht wirklich.

     

    Irgendwie hatte ich es erwartet und - zugegeben - eigentlich noch viel mehr erhofft, am Parkplatz am winzigen Rangerhäuschen sind wir die einzigen Besucher. Das gesamte Gebiet des Reserva Ecológica El Angel erstreckt sich auf einer Höhe zwischen etwa 3.500 und 4.700 Metern. Wir sind jetzt auf einer Höhe von +/- 3.800 Metern (lt. meinem zugegebenermaßen nicht professionellen Höhenmesser) angekommen und leichte Steigungen empfinde ich schon als recht anstrengend. Aber das ist einer der ganz großen Vorteile, wenn man individuell unterwegs ist, man kann sein Tempo selbst bestimmen. So machen sich Pablo und ich auf und laufen im Gebiet El Voladero ein paar Kilometer zu den gleichnamigen Lagunen. Die dünne Luft nehme ich nur hin und wieder wahr, insbesondere wenn ich zu schnell gehe, aber das kommt selten vor. Zu oft bleibe ich stehen, fotografiere und genieße nur diese unglaublich schöne Landschaft, egal wohin man blickt, überall sieht man die Frailejones, die Mönchsgewächse. Die Frailejones können bis zu 5 Meter hoch werden, ich habe auch schon 7 Meter gehört. Ich weiß jetzt nicht, was genau stimmt, auf jeden Fall können sie recht hoch werden. Sie stehen hier wahrscheinlich zu Millionen. Diese Gewächse kann man nur hier in einem winzig kleinen Gebiet auf dem Páramo in der Grenzregion von Ecuador und Kolumbien finden. An den Lagunas del Voladero angekommen kann ich den Volcán Chiles (4.752 m) sehen. Dieser Vulkan liegt fast genau auf der Grenze von Ecuador und Kolumbien. Die Grenze Kolumbiens ist von hier nur 20 Kilometer entfernt. Pablo erzählt mir, dass der Volcán Chiles der aktivste in ganz Ecuador sei. Ich kannte diesen Vulkan bis zum heutigen Tag überhaupt nicht. Außerdem erfahre ich, dass er sich normalerweise auch die meiste Zeit in Dunst hüllt, sodass man ausgesprochenes Glück haben muss, um ihn sehen zu können. Umso mehr freue ich mich, dass ich heute dieses Glück habe.

    • Reserva Ecólogica El Angel

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    Für Botaniker muss dieses Gebiet das Paradies sein. Nicht auszudenken, wenn sich jetzt noch ein Brillenbär in dieser unglaublich schönen Szenerie blicken lassen würde, aber ich befürchte, ein Sechser im Lotto ist wahrscheinlicher … Der Ranger erzählt uns später, weil ich wissen will, wie hoch die Chancen sind, einen zu sehen, dass er den letzten Brillenbär vor 3 Monaten in einem anderen Areal des Reservas gesehen habe und das, obwohl er (Ranger) nahezu jeden Tag hier unterwegs sei.

     

    Ich finde es hier im Reserva Ecológica El Angel einfach unglaublich schön. Es ist sehr erstaunlich, dass dieses Gebiet doch bei Touristen nicht sonderlich bekannt ist und so wenig besucht wird. Dies ist für mich der Beweis, dass man auch noch jenseits der Inxxx-Hotspots (und wie sie alle heißen) diese Gebiete finden kann. Soll ich eigentlich hiervon berichten und dazu beitragen, dass dieses Gebiet mehr Touristen anzieht? Dies ist/war schwierig für mich, aber ja ich habe mich dafür entschieden, ich konnte es so ursprünglich genießen und wie ich später vom Ranger erfahre, würde man sich über mehr Besucher/-innen freuen, die durch die Eintrittsgelder zum Erhalt dieses unglaublich schönen Flecken Erde beitragen. 

     

    Im Park wächst neben den Frailejones noch ein anderes, sehr interessantes Gewächs – der Polylepis, der Papierbaum. Im Reserva gibt es das Areal „Bosque Polylepis“, wo man noch viel mehr von diesem Papierbaum sehen kann, aber selbst hier sind sie nicht zu übersehen. Dort, wo einmal kein Frailejones steht, steht er, der Papierbaum. Der Papierbaum, so vermutet man, kann bis zu 1.500 Jahre alt werden. Wie einige Wirbellose häutet sich auch der Papierbaum regelmäßig und wirft seine Rinde in Schichten ab. Damit schützt er sich unter anderem gegen Parasiten.

  • Am sehr späten Nachmittag bin ich wieder zurück in der Hacienda Pinsaqui, wo sich Pablo und Manolo bis zum nächsten Tag verabschieden. Das gefällt uns auch sehr gut, mein Mann und ich haben auf dieser Reise genug Freiräume, sodass wir – obwohl wir Pablo und Manolo sehr sympathisch finden – nicht immerzu mit beiden unsere Zeit verbringen müssen. 

     

    Nachdem wir uns verabschiedet haben, sprechen wir noch ein Paar an, das gerade an ihren Motorrädern, die das Kennzeichen Großbritanniens führen, zu Gange ist. Wir unterhalten uns eine ganze Weile, und sie erzählen uns, dass sie eine mehrmonatige Tour durch Südamerika machen und sich für heute Nacht die Hacienda Pinsaqui gönnen wollen. 


    Tag 6 – Rund um Otavalo 

    Buntes Markttreiben, das wir versüßen; Vögel, die ein Zuhause gefunden haben und die Antwort auf die Frage, wie man Rosen züchtet

     

    Der Tag startet nicht ganz früh - so ganz nach meinem Geschmack. Zur vereinbarten Zeit um 09:00 Uhr morgens werden wir abgeholt. Wir fahren direkt nach Otavalo ins Zentrum, wo wir dem Markt einen Besuch abstatten wollen. Um diese Uhrzeit ist hier so gut wie nichts los. Die Stände mit ihren Auslagen sind alle aufgebaut und die Verkäufer warten auf Besucher. Diese werden wohl eintreffen – hauptsächlich als Halb- oder Tagestouren aus Quito gebucht -, wenn wir Otavalo bereits schon wieder verlassen haben. Nur wenige andere Besucher, zumeist Touristen, aber auch ein paar Einheimische, sind hier unterwegs. Der Markt in Otavalo gehört bei organisierten Rundreisen nahezu immer zum Pflichtprogramm. 

    Wir laufen über den Markt, sehen uns um, aber benötigen scheinbar nicht so lange für unseren Besuch. Pablo ist auf jeden Fall überrascht, als wir wieder am Wagen eintreffen. Er hatte noch nicht mit uns gerechnet. Da wir noch ein wenig Zeit haben, bis wir zu unserem nächsten Stopp weiterfahren, schlendern wir gemütlich durch den Ort, besichtigen den Hauptplatz und besuchen den einen oder anderen Shop, in dem ecuadorianische Schokolade verkauft wird. Das ist so ganz nach unserem Geschmack. Selbstredend, dass wir uns hier eindecken, mit dem löblichen Vorsatz auch das eine oder andere Stück zum Verschenken mit nach Hause zu nehmen. Natürlich werden wir die nächsten Tage feststellen, dass dies überhaupt keine gute Idee ist und es der Schokolade sicherlich nicht bekommt, noch mehrere Tage durchs Land zu reisen, sodass selbige schon den Flug nach Galápagos nicht mehr erleben wird. 

    Kurz zusammengefasst: Programmpunkt erledigt, unser Highlight in Otavalo sind für uns die Schokoladengeschäfte.

    Unser nächstes Ziel ist auch wieder so eines, was ich bei kaum einer organisierten Tour gefunden habe: der Parque Cóndor. Dies finde ich sehr schade, ich wünschte, hierhin kämen mehr Besucher, da sich diese Einrichtung durch Eintrittsgelder und Spenden finanziert. Es handelt sich hier um eine Auffang- und Rettungsstation für Vögel. Gegründet wurde sie von einem niederländischen Falkner. 

     

    Im Parque Cóndor finden Kondore, Raubvögel und Uhus ein vorübergehendes oder auch ein, können sie nicht mehr ausgewildert werden, permanentes Zuhause. Die Tiere haben ganz unterschiedliche Geschichten, sie wurden gefunden, waren verletzt und/oder wurden aus der Gefangenschaft befreit. Olafa, ein Vogel, der normalerweise im Amazonasgebiet lebt und sich hauptsächlich von Affen ernährt, fiel aus dem Nest und wurde dann von einem Bauern aufgepäppelt, bevor sie zur Rettungsstation kam. Man versucht hier alle Vögel, bei denen es irgendwie möglich ist, wieder auszuwildern. Die Auswilderungsquote lag bei unserem Besuch bei 50 %. 

     

    Wir laufen durch die Anlage und uns fällt sehr positiv auf, dass die Gehege sehr gepflegt und nicht zu klein sind. Nach einem ausgiebigen Rundgang, der uns wesentlich mehr packt als die Verkaufsstände auf dem Markt in Otavalo, nehmen wir Platz in der Freiluftarena, die hoch erbaut, einen sagenhaften Weitblick vor spektakulärer Kulisse bietet. Hier beginnt gleich die tägliche Flugshow. Für diese werden auch nur die Tiere eingesetzt, bei denen eine Auswilderung ausgeschlossen werden kann. Auf meine Frage, ob denn alle Vögel wieder zurückkommen, weil ich mir das irgendwie nicht vorstellen kann, erfahren wir, dass in den letzten knapp zwei Jahrzehnten nur ein einziges Mal ein Vogel nicht zurückgekommen sei. Eigentlich kaum vorstellbar.

  • Im Areal lebt auch ein Kondorpaar, das nicht mehr ausgewildert werden kann. Das Männchen musste schon drei Mal operiert werden. Die Kondore dürfen nicht an der Flugshow teilnehmen, es ist verboten. Allerdings kann ich mir vorstellen, dass diese sicherlich auch gerne fliegen würden. Einer der Mitarbeiter erzählt uns, dass in Ecuador 100 Kondorpaare leben, aber vor zwei Monaten hätte eine weitere Zählung stattgefunden, die nun auf 150 Paare gekommen sei. Jedoch sei diese Zahl inoffiziell und noch nicht bestätigt. Schön wäre es auf jeden Fall, wenn die Anzahl der Kondore gestiegen wäre.

     

    Wir finden es interessant zu sehen, wie unterschiedlich lange die Vögel unterwegs sind, einige ziehen nur kurz unten im Tal oder auch weiter oben ihre Runden, andere lassen sich wesentlich mehr Zeit. Aber zurück kommen sie alle. 

     

    Für uns hat der Besuch im Parque Cóndor sehr gelohnt und ich wünsche ihm, dass er noch wesentlich mehr Besucher anziehen wird.

    Auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel passieren wir auch den Vulkan Cayambe. Hat er sich noch in Quito wolkenlos gezeigt, versteckt er sich heute vor uns. Rund um Cayambe gibt es eine Vielzahl von Rosenfarmen, von denen man auch einige besichtigen kann. Ich habe unseren Veranstalter gebeten, eine Rosenfarm für unsere Tour rauszusuchen, die nachhaltig arbeitet und ihren Mitarbeiter/-innen faire Löhne zahlt. So landen wir in einem kleinen Familienbetrieb und sind die einzigen, die zu diesem Zeitpunkt die Rosenfarm besichtigen. Diese Rosenfarm beschäftigt 45 Mitarbeiter/-innen und züchtet 35 verschiedene Arten Rosen.

     

    Miguel, der zur Besitzerfamilie gehört, begrüßt uns sehr freundlich und wird uns herumführen und alles zeigen. Er spricht nur Spanisch und ich bitte ihn, besonders langsam und deutlich zu sprechen. Normalerweise funktioniert diese Bitte meist nur für die ersten ein bis zwei Sätze, aber Miguel hält sich die ganze Tour daran, sodass ich nahezu alles verstehe, wie ich dann freudig feststelle bei Pablos Übersetzung ins Deutsche. Wir besuchen verschiedene Gewächshäuser, wo wir die unterschiedlichen Rosenarten sehen. Überall wird gewerkelt und gewässert, sodass wir froh über unsere wasserdichten Schuhe sind.

     

    Wir erfahren sehr viel über die einzelnen Produktionsschritte und können uns dann im Verlauf der Tour diese auch genauer ansehen. Sobald 3 Blätter einer Rose ganz leicht geöffnet sind, wird diese geerntet, um dann gleich im Anschluss nach Größe und Qualität per Hand sortiert zu werden. Dazu wird eine große Erfahrung benötigt, so denke ich bei mir, als wir sehen, wie schnell und genau dieser Schritt ausgeführt wird. 

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    Rosen von minderer Qualität verbleiben für den heimischen Markt in Ecuador. 

    Nach der Sortierung werden diese zu jeweils 25 Stück verpackt und am Ende die Stile so abgeschnitten, dass alle die gleiche Länge haben. Die Nachfrage nach Farben und Länge der Rosen variiert in den Zielländern sehr. Die Geschmäcker sind eben sehr unterschiedlich.

    In einem Kühlraum, der eine konstante Temperatur von 4 Grad Celsius aufweist und in dem wir uns nicht lange aufhalten, da doch zu kühl, werden die Rosen zwischengelagert, bevor sie sich in die Lüfte erheben. Täglich verlassen die Maschinen Quito, um die Rosen frisch in Europa anliefern zu können. Ein großer Teil wird von der KLM täglich direkt nach Amsterdam geflogen. So werden wir dann voraussichtlich auf unserem Rückflug auch den Flieger mit einer Vielzahl von Rosen teilen.


    Die ganze Tour war ausgiebig, doch sehr kurzweilig, höchst interessant und ungemein lehrreich. Zu unserer großen Überraschung bekomme ich noch einen riesigen Blumenstrauß mit den unterschiedlichsten Sorten Rosen geschenkt. Sehr schade, dass ich diesen nicht richtig genießen kann. Am Abend passiert mir noch ein ziemlich dämliches Missgeschick mit unserem Zimmerschlüssel. Ein Mitarbeiter der Hacienda hilft mir aus diesem Schlamassel. Ihm werde ich als Dankeschön für seine Frau den riesigen Strauß Rosen schenken, worüber er sich sehr freuen wird. Ich hoffe, seine Frau auch.

     

    Auf der Rosenfarm werden wir zum Abschluss noch ausgesprochen lecker bekocht. Wir konnten dazu am Vortag sogar unseren Essenswunsch durchgeben - auf unserer Menüwunschliste standen definitiv keine Meerschweinchen!


    Tag 7 – Otavalo – Latacunga

    Wohnen wie Alexander von Humboldt, Hollywood Ecuadorwood in Latacunga und die Erde bebt


    Heute verlassen wir die Hacienda Pinsaqui und haben eine längere Fahrtstrecke vor uns. Wir wollen in die Nähe des Vulkans Cotopaxi, genauer gesagt zu unserem nächsten Übernachtungsstopp in die Hacienda La Ciénega in Latacunga.


    Unterwegs halten wir an einem weiteren Äquatorlinienmonument und machen die obligatorischen Fotos, am interessantesten sind für mich hier die Toiletten und die dort abgebildeten Wegweiser.

    Die Strecke durch Quito, obwohl hauptsächlich Autobahn, zieht sich doch und erlaubt uns Eindrücke am Wegesrand über die unterschiedlichen Wohngebiete der Stadt. Wir stellen fest, dass scheinbar im Süden der Stadt die Menschen wohnen, mit denen es das Leben nicht so gut gemeint hat.


    Am frühen Nachmittag treffen wir dann auf der Hacienda La Ciénega ein. 

    Da wir keine weiteren Programmpunkte geplant haben, verabschieden sich Pablo und Manolo für heute. Sie werden wieder woanders wohnen, wie durchgehend auf dieser Reise.


    Die Zufahrt zur Hacienda La Ciénega ist beeindruckend. Die Einfahrt krönt eine wunderschöne Allee, am Ende sieht man das Hauptgebäude. In diesem gibt es zwei Suiten. Wir haben die Humboldt Suite gebucht, benannt nach Alexander von Humboldt, der hier während seiner Studien zum Cotopaxi wohnte und dessen Zeichnungen des Vulkans im Garten der Hacienda entstanden sein sollen. Auch viele andere VIPs der vergangenen Jahrhunderte logierten hier bereits. Heutzutage ist die Hacienda auch für den durchschnittlichen Touristen geöffnet und bezahlbar, wenngleich es doch sehr große Unterschiede in den Zimmerkategorien hinsichtlich der Ausstattung gibt, wie wir feststellen. 

    Unsere Suite hat auf jeden Fall alles, was man sich in solch einer altehrwürdigen Hacienda vorstellt. Ein sehr geräumiges Badezimmer sowie zwei nicht gerade kleine Zimmer, die mit alten Möbeln ausgestattet sind, passend zum Flair der Hacienda und gefühlt aus der Zeit Alexanders von Humboldt. Außerdem verfügt das Zimmer über einen Balkon, der uns direkt auf die Allee blicken lässt, was sich leider am Abend als großer Nachteil, um nicht zu sagen als schlechter Scherz, entpuppen sollte. Dazu dann später mehr.

    Den Rest des Tages verbringen wir damit, auf dem äußerst großzügigen Gelände der Hacienda herumzuspazieren und viele Fotos zu machen. Dabei entdecken wir im hinteren Bereich Gebäudekomplexe mit Zimmern, die – so unsere Annahme – für Gruppenreisende vorgesehen sind. Wir können den einen oder anderen Blick hineinwerfen und sind sehr froh darüber, dass wir die Suite gebucht haben. 


    Auch diese Hacienda verfügt über eine Kapelle, der Innenhof des Hauptgebäudes ist wunderschön. Es gibt zudem sehr gemütlich gestaltete Aufenthaltsbereiche und ein Restaurant, wo es uns sehr gut schmeckt. Zum Wohlfühlfaktor trägt auch maßgeblich die ausgesprochen freundliche Bedienung bei. Hier teste ich auch die Baumtomate, die wir vorher nicht kannten. Diese scheint es wohl nur in Ecuador zu geben und zumeist wird daraus ein Saft hergestellt. Uns kann dieser jetzt nicht so richtig überzeugen, ist aber sicherlich auch Geschmackssache. Sehr nett finden wir jedoch, dass wir diesen Saft sogar kostenlos testen dürfen. Wir dachten eigentlich, wir bekommen ein klein wenig zum Test, aber uns wird gleich ein ganzes Glas hingestellt.


    Sehr gut schmeckt dann aber die Kartoffelsuppe. Kartoffelsuppe begegnete uns so ziemlich überall im Hochland Ecuadors, und was soll ich sagen, sie schmeckte immer vorzüglich.

    Bis zum Abend fühlen wir uns sehr wohl in unserer Humboldt Suite bis, ja bis es im wahrsten Sinne filmreif wird. Wir liegen bereits im Bett, mein Mann liest und ich vervollständige die Reisenotizen. Es ist sicherlich schon 22:00 Uhr. Zuvor hatten wir draußen schon einige Geräusche wahrgenommen, konnten aber nicht rausschauen, weil alle Fenster mit schweren Holztüren verschlossen sind und wir diese nicht extra öffnen wollten. Plötzlich trommelt es an unserer Tür. Ich gehe hin, davor steht ganz aufgeregt eine Mitarbeiterin der Hacienda. Ich verstehe nur „Filmaufnahmen, ganz wichtig“ und „unbedingt die Fenster öffnen“ sowie „überall Licht einschalten“. Für mich ist das Ganze irgendwie wirr, sodass ich nachfrage, bekomme aber keine Antwort, stattdessen zwängt sich die Frau durch die Tür, läuft aufgeregt zu den geschlossenen Holzverkleidungen der Fenster im ersten Raum, öffnet diese, schaltet jeden Lichtschalter an, den sie finden kann und wiederholt das Ganze dann im Schlafzimmer. Mein Mann schaut mich verwundert an und fragt sich, was hier gerade vor sich geht. Ich frage mich das allerdings auch und renne hinter der Frau her, will die erste Holzverkleidung wieder schließen, sie kommt zurück und greift zur Holzverkleidung und hält mich von meinem Ansinnen ab. Dann sehe ich nach draußen und blicke in riesige, helle Scheinwerfer, nehme allerlei Technik und Menschen wahr, die zu mir hochschauen und stelle fest, hier werden gerade Filmaufnahmen gemacht. Na klasse und ich mittendrin im Schlafanzug!


    Dann kommt noch ein weiterer Mitarbeiter hinzu, ich weiß nicht, ob es sich um den Manager handelt, auf jeden Fall fühlen wir uns unter Druck gesetzt …

    Ich bin stinksauer, das wird auch nicht besser, als die Frau uns dann noch auf Spanisch zuruft, wir sollen uns doch bitte irgendwo hinstellen, wo man uns nicht sieht … sollen wir uns etwa im Bad einschließen? Die Situation ist wirklich kurz vorm Eskalieren, gleichzeitig jedoch so grotesk, dass wir uns so dermaßen überrumpelt fühlen und uns geschlagen geben.


    Das Ganze dauert dann gut eine halbe Stunde, wenngleich gefühlt jedoch die halbe Nacht. Wie aus dem Nichts erscheint die Frau wieder und schließt mit den Worten „Filmaufnahmen, Hacienda, ganz wichtig“ wieder die Fensterläden und verschwindet ohne Gruß.


    Wir sind davon bedient, wie hier mit Gästen umgegangen wird - das krasse Gegenteil zum Illa Experience Hotel in Quito. Sollten wir noch einmal jemals in unserem Leben nach Ecuador reisen, wir wissen auf jeden Fall, wo wir garantiert nicht mehr übernachten werden – in der Hacienda La Ciénega!


    Zu allem Überfluss werden wir dann mitten in der Nacht wach, weil die Erde bebt. Bis wir jedoch aus dem Tiefschlaf aufwachend, so richtig realisieren, dass hier gerade ein Erdbeben stattfindet, ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Dies ist nun schon das zweite Beben auf einer unserer Reisen, das erste, nicht gerade leichte Beben, bei dem es auch einige Zerstörungen gab und dass es bis in die Nachrichten zuhause schaffte, erlebten wir einige Jahre zuvor auf Island. Brauchten wir damals noch eine Weile, bis wir – ebenfalls nachts aus dem Schlaf geweckt – feststellten, dass es ein Erdbeben ist, können wir nun auf die Erfahrung zurückgreifen und begreifen schneller, was hier vor sich geht. Allerdings können wir in diesem Fall definitiv sagen, man muss nicht jede Erfahrung mitnehmen.



    „Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese nicht wieder los.“   - Bruno H. Bürgel

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