Oman Teil 2 - Ras al Jinz bis Nizwa


Das Sultanat Oman

Wüste, Wadis, Wehranlagen

- Teil 2 von Ras al Jinz bis Nizwa -




Tag 6 – Ras al Jinz – Wahiba Sands

Regen in der Wüste


Bisher dachte ich, dass es in dieser Ecke des Omans äußerst selten regnet und will man Regen, fliegt man in den Süden nach Salalah. Nun gut, ich will nicht vorweg nehmen, was uns an diesem Tag noch erwarten wird. 


Die heutige Tagesetappe soll uns zu einem Höhepunkt unserer Reise führen, auf den wir uns im Vorfeld bereits sehr gefreut haben: die Nacht in der Wüste. 


Von Ras al Jinz wählen wir den ersten und damit längeren Streckenabschnitt entlang der Küste und nicht den kürzeren durch das Landesinnere. Auf dieser Route scheinen wenige Touristen zu reisen. Wir fahren vorbei an schönen Sandstränden, auf denen kleine Boote liegen, noch schöner wären die Strände allerdings ohne (angespülten?) Müll. Interessant finde ich die Ortschaften, die scheinbar allesamt ein Sandproblem haben. Überall an den dem Meer zugewandten Häuserwänden liegen Sanddünen. Ich stelle mir beim Anblick dieser vor, so wie wir im Winter Schnee schieben, die Omanis hier Sand schieben – dies dafür aber unabhängig von Jahreszeiten. 

Welche immense Kraft Wasser hat, wird uns auf dieser Strecke einmal mehr vor Augen geführt, insbesondere wenn der Regen auf die ausgetrocknete Erde fällt oder aus dem Hinterland kommend hier abfließt. Mehr als einmal müssen wir Stellen umfahren, an denen ganze Teile der Asphaltstraße weggebrochen sind und meterhohe Gräben hinterlassen wurden. Die Sturzfluten scheinen gewaltig zu sein. Wir sind aufs Neue froh, dass wir einen adäquaten fahrbaren – wenn auch nicht sonderlich sauberen - Untersatz haben.


Dank der üblichen konfusen oder nicht existierenden Ausschilderung verfahren wir uns im von überwiegend Beduinen bewohnten Ort Bani Bu Hassan und finden uns plötzlich, jedoch absolut ungeplant, mitten in Downtown Bani Bu Hassan wieder. Herrschte in Muscat doch recht viel Verkehr, war dieser mit entsprechender Konzentration des Fahrers im Großen und Ganzen okay, ist es nun jedoch ein einziger großer Stressfaktor im Ortskern von Bani Bu Hassan. Mehrere Fahrzeuge auf einer Spur, links und rechts werden wir überholt und zur Krönung kommen uns auf unserer Fahrspur mehrere Fahrzeuge entgegen, denen es scheinbar auf ihrer Spur nicht gefällt. Wir fragen uns kurzzeitig, sind wir im Oman oder doch eher in Indien? Da aber weit und breit keine knochigen Kühe zu entdecken sind, sind wir doch recht schnell sicher, nicht auf dem Subkontinent gelandet zu sein. Wir sind heilfroh, als wir diesen Ort ohne Schaden an Mensch und Vehikel hinter uns lassen können.


Im Ort Al Wasil steuern wir die Tankstelle an. Hier parkt man den Wagen, um die Transfers zu den Wüstencamps wahrzunehmen, wenn man nicht selbst fahren möchte. Da wir leider in Namibia einige Jahre zuvor keine guten Erfahrungen mit Tiefsand gemacht hatten und auch im Oman keinerlei Lust verspüren, unser Fahrzeug wieder ausbuddeln zu dürfen, haben wir uns für die Variante „Parken an der Tankstelle“ entschieden und einen entsprechenden Transfer gebucht. Dieser soll uns zu unserem Camp in der Wahiba Sands bringen, dem Desert Nights Camp.


Unser gebuchter Transfer fährt früher als zur vereinbarten Zeit vor, nur leider ist der Wagen bereits voll besetzt. Mein Mann und ich schauen uns fragend an, währenddessen der Fahrer des Transferfahrzeuges bereits auf uns zusteuert und, an uns gerichtet, verlautbaren lässt, es sei kein Platz mehr im gebuchten Fahrzeug und überhaupt sei die Fahrt über die Sandpiste überhaupt kein Problem, wir müssten noch nicht einmal den Reifendruck reduzieren. Da wir gebrannte Kinder sind, diskutieren wir zuerst, geben dann aber nach, weil wir einsehen müssen, dass für uns einfach kein Platz im anderen Fahrzeug ist. 


Die nun folgende Strecke von 11 Kilometern zu unserem Camp, was soll ich sagen, wir empfinden sie absolut einfach zu befahren. Unzählige, weitaus schwierigere Strecken haben wir auf früheren Reisen bereits bewältigt. 


In der Wahiba Sands gibt es mehrere Touristencamps. Wir haben uns für das luxuriöse Desert Nights Camp entschieden und stellen gleich bei Ankunft fest, dass es für uns die richtige Entscheidung war. Ein wirklich wunderschönes Camp mit entsprechendem Komfort haben wir gewählt.

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Den Nachmittag verbringen wir in der Dünenlandschaft der Wahiba Sands, auf die wir zuvor mit einem Camp-eigenen Fahrzeug gefahren werden. Oben angekommen laufen wir in den Dünen umher, erklimmen noch die eine oder andere und genießen diese Wohltat für Augen, nein, für alle Sinne. Es ist wirklich sehr schön. Leider gibt es einen kleinen Wehrmutstropfen hinsichtlich der Fotoaufnahmen, der Himmel ist komplett bewölkt und keinerlei Blau will sich zeigen. Bei strahlendem Sonnenschein ist diese Welt aus Sand vermutlich noch weitaus imposanter. 


Nachdem sich das Grau des Himmels immer mehr in ein tiefes Dunkelgrau verwandelt, beginnen wir den Abstieg und kaum unten im Camp angekommen, passiert das dann doch für mich Unglaubliche: Ein enormes Gewitter mit monsunartigem Regenfall geht für mehr als eineinhalb Stunden nieder. Später beim Abendessen sagt man uns, das letzte Mal hätte es ein wenig im November geregnet, aber so einen starken Wolkenbruch wie heute, daran könne man sich gar nicht erinnern. 


Sehr spät am Abend klart es dann wieder auf und wir staunen über diesen frei von Luftverschmutzung, wunderschönen Sternenhimmel über der Wüste. 

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Tag 7 – Wahiba Sands - Nizwa

Tierische Begegnung im Wadi


Der Morgen begrüßt uns wieder mit strahlend blauem Himmel. Wir genießen noch ein wenig die Zeit in diesem schönen Camp, machen die obligatorischen Fotos von einer Kameldame sowie eines Kamelherrn und unterhalten uns mit einem sehr netten Paar aus der Schweiz.

Über die Sandpiste für Anfänger fahren wir zurück zur Tankstelle, an der wir wieder mit Genuss volltanken. Ein Liter Super kostet ca. 0,25 Cent, Tankservice selbstredend inbegriffen. Bei diesen Preisen ist es fast schon ärgerlich, dass am Ende unserer Tour der Tacho unseres Prados gerade einmal 2.000 Kilometer mehr anzeigen wird. 


Am Vortag wollten wir jede Minute einsparen, um genug Zeit für die Wahiba Sands zu haben, daher müssen wir heute ein kleines Stück der Strecke zurückfahren, die uns am Tag zuvor in die Welt aus Sand geführt hat. Wir wollen uns das Wadi Bani Khalid anschauen. Viel hatte ich bereits in der Vorbereitungsphase zur Reise über dieses Wadi gelesen, vor allem, dass es das schönste aller Wadis im Oman sein soll. Entsprechend hoch sind natürlich unsere Erwartungen.


Gleich zu Beginn befindet sich die große farbige, wunderschöne Lagune Muqal, in der sich die Dattel-Palmen spiegeln. Um diese Lagune herum kann man die mit großem Geschick angelegten Bewässerungskanäle, das Aflaj-System, entdecken. Es ist wirklich bemerkenswert, wie mit einfachen Mitteln so etwas Großartiges geschaffen wurde. 

Im weiteren Verlauf des Wadis, das sich ebenfalls verengt, sehen wir mit Wasser gefüllte Pools in der Felsenlandschaft, leider aber auch immer wieder Müll, der in diesen schwimmt. Einheimische Jugendliche, allesamt männlich, baden hier; in einiger Entfernung auch Touristen, von denen einige der Damen knappste Bikinis tragen. Im Laufe der Zeit, die wir im Wadi verbringen, wird es voller. Es ist Donnerstagnachmittag und die Omanis läuten langsam ihr Wochenende ein. 

Bevor wir unsere Fahrt nach Nizwa fortsetzen, gehe ich noch einmal auf die Toilette und wechsle gleich die Kabine, da es sich in der Kabine meiner ersten Wahl eine handtellergroße (Wolfs?)Spinne gemütlich gemacht hat. Ganz vorsichtig inspiziere ich daher eine andere Kabine und nachdem es so ausschaut, als nutze diese niemand außer mir, wähle ich dann diese aus.


Das Wadi Bani Khalid hat uns sehr gut gefallen, das Wadi As Shab bleibt aber unser Favorit von all den Wadis, die wir im Oman besucht haben.


In Nizwa werden wir die nächsten drei Nächte im Golden Tulip Hotel wohnen. Dieses Hotel entpuppt sich für uns als Glücksgriff. Gerade bei dieser Unterkunft war ich im Vorfeld unsicher, weil die Bewertungen sehr unterschiedlich ausfielen. Wir erhalten ein Zimmer, an dem es rein gar nichts auszusetzen gibt. Das Personal, wie fast überall in unseren Unterkünften, ist ebenfalls ausgesprochen freundlich. 


Der Tag 8 – Nizwa (Jebel Akhdar)

Ein royaler Aussichtspunkt in wohltemperierter Höhe 


Wir schlafen etwas länger, die ständige Hitze der vergangenen Tage von konstant mehr als 40 Grad Celsius macht sich bemerkbar. 


Dieser Hitze wollen wir heute für einige Stunden entfliehen und zwar mit einer Fahrt auf das Plateau von Sayq, das sich auf einer Höhe von mehr als 2.000 Metern befindet. Zwar ist die Straße auf das Hochplateau komplett asphaltiert, dennoch darf dieses nur mit einem Allradwagen wegen des starken Gefälles angefahren werden. Auf der einzigen Zufahrtsstraße muss ein Kontrollposten der Armee passiert werden, die dies auch kontrolliert. 


Als uns der Soldat am Kontrollposten sieht und feststellt, da fahren Touris vor, eilt er geschwind zurück in sein Häuschen. Wir wundern uns, warum er bei unserem Anblick verschwindet, stellen dann aber schnell fest, er hat ein Prospekt mit Highlights des Plateaus in der Hand, das er uns nun übergibt. Er, wie fast alle Omanis, mit den wir Kontakt hatten, ist ausgesprochen freundlich und gibt uns mit auf den Weg, dass wir bei der Rückfahrt bergab unbedingt den Allrad einlegen müssen, bevor er uns einen schönen Tag wünscht und verabschiedet.


Wir fahren immer höher und damit in eine gemäßigtere Klimazone. Die Ausblicke werden immer schöner und oben auf dem Plateau angekommen, verkündet die Temperaturanzeige 24 Grad Celsius. Ist das herrlich, hier wollen wir bleiben!


Der Hauptort auf dem Plateau trägt den Namen Sayq. Insgesamt leben 6.000 Menschen hier oben und es handelt sich um eine der fruchtbarsten Gegenden des Landes. Wir fahren einige der Viewpoints ab. Einen besonders schönen Blick hat man von Diana’s Viewpoint. Dieser trägt Prinzessin Dianas Namen. Ob die Prinzessin allerdings jemals hier war, konnte ich nicht herausfinden. Man erzählt sich, sie und Charles hätten an dieser Stelle in den 80-ziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gepicknickt, ebenso jedoch erzählt man sich, sie hätte niemals das Plateau betreten, wäre aber mit dem Hubschrauber über Selbiges geflogen und besonders diese Stelle hätte ihr extrem gut gefallen. Möglicherweise gibt es noch weitere Geschichten, die den Namen des royalen Viewpoints erklären. Ich werde es wohl nie erfahren, ob eine der Geschichten der Wahrheit entspricht. 


Wir sehen viele - einerseits kunstvoll, andererseits auf mich gefährlich gelegene - Terrassenfelder und kleine Ortschaften. Hinter dem Sahab Hotel biegen wir auf eine Straße, die zu weiteren kleinen Ortschaften führt. Diese ist so steil, wie wir zuvor noch nie eine Straße befahren haben. Schnell wird noch der Allrad eingelegt, es ist ein unglaubliches Gefühl, diese Straße zu befahren. 


Wir laufen noch ein Stück zu einem alten verlassenen Ort und lassen uns einfach ein wenig treiben. Bevor wir das Plateau verlassen, stoppen wir bei dem noch sehr ursprünglichen Dorf Al Ayn, von wo aus es wunderschöne Blicke auf Terrassenfelder geben soll. Wir laufen in diesem Ort durch ganz enge Gassen, manchmal kaum breiter als einen Meter mit Decken aus Lehm und Holz, die den Boden des darüber liegenden Hauses bilden. Über allem liegt ein penetranter Geruch von Ziege in der Luft. 


Uns begegnen einheimische Frauen, die mich freundlich grüßen und anlächeln. 

Irgendwann haben wir die Stelle erreicht, die einen wirklich sehr schönen Blick auf Terrassenfelder und den Canyon bietet. 


Die Fahrt hinunter vom Plateau im Allrad-Modus stellt keinerlei Problem dar. Die Strecke, die wir zuvor auf dem Plateau gefahren sind, war um ein Vielfaches steiler.



„Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese nicht wieder los.“   - Bruno H. Bürgel

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