Oman Teil 1 - Muscat bis Ras al Jinz


Das Sultanat Oman

Wüste, Wadis, Wehranlagen

- Teil 1 von Muscat bis Ras al Jinz -




Prolog


Das Sultanat Oman – ja, wie kam es eigentlich dazu, dass wir das Sultanat als Reiseziel auswählten? 


Wir hatten zwei Wochen Urlaub zur Verfügung und wollten gerne ein Land bereisen, wohin man keinen Langstreckenflug benötigt. Gleichzeitig hatten wir aber auch keine Lust auf einen reinen Strandurlaub oder eine Städtereise. So kam uns, genauer gesagt vorrangig meinem Mann, in den Sinn, dass eine Bekannte schon seit vielen Jahren immer mal wieder in den Oman reiste und jedes Mal nach ihrer Rückkehr sehr begeistert von diesem Sultanat berichtete. Bisher hatte ich mich noch nicht sonderlich mit diesem Zielgebiet beschäftigt, außer ihr kannte ich auch niemanden, der schon einmal dort war. Selbst in Reiseforen gab es nur wenige Berichte. Entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten, in denen unsere Reiseziele oftmals schon Jahre, manchmal sogar schon Jahrzehnte, in meinem Kopf umherschwirrten, beschäftigte ich mich das allererste Mal aufgrund dieser zuvor erwähnten Begeisterung mit einem Zielgebiet. Wie schon erwähnt, nicht ganz unschuldig daran war auch mein Mann, der schon seit geraumer Zeit (eigentlich schon seit ein paar Jahren) sagte, dass wir uns den Oman doch einmal anschauen könnten. Ein Land, was zudem gerade einmal nur 6 Flugstunden entfernt liegt und wo wir uns in 2 Wochen sehr viel anschauen könnten.


Ein bisschen etwas wusste ich über den Oman, aber nicht annähernd genug, um aus dem Stehgreif eine Route zusammen zu stellen, wie bei manch anderen Gebieten. So wurden Reiseführer angeschafft und nach wenigen Tagen hatte ich mir einen Überblick über den Oman als Reiseland verschafft. Besonders gut gefielen mir, dass es noch ein Ziel abseits des Massentourismus ist und die Weltoffenheit des Sultans sowie nicht zuletzt die Sicherheitslage im Land, die ein individuelles Reisen mit dem Allradmietwagen möglich macht. 


Schnell war dann die Route ausgearbeitet. Aufgrund der zur Verfügung stehenden Reisedauer von 2 Wochen sowie der vorgegebenen Reisezeit mussten wir uns für den nördlichen oder den südlichen Teil des Omans entscheiden. Mir erschien der nördliche Teil der interessantere für uns. Sehr gerne hätte ich noch Musandam mit eingebaut, nur wäre das zeitlich nicht mehr möglich gewesen, wollten wir nicht zu viel hetzen. Auch die Unterkünfte waren dann nach eingehender Recherche recht schnell gewählt. Somit stand dann unserer Reise ins Land von Sindbad, dem Seefahrer, nichts mehr im Wege.


Tag 1 – Anreise Frankfurt - Muscat

Willkommen im Sultanat Oman – Arabia Felicia


Es ist Karfreitag. Unsere Anreise zum Flughafen Frankfurt verläuft reibungslos und so haben wir genug Zeit bis zu unserem Abflug um 22:00 Uhr. Die Maschine der Oman Air startet mit etwas Verspätung. Wir fliegen Economy Class und ich bin sehr positiv überrascht von dem wirklich breiten Inflight-Entertainment Angebot. 


Nach 6 Stunden und 15 Minuten Flug landen wir am nächsten Morgen mit 2 Stunden Zeitverschiebung in der Hauptstadt des Sultanats Oman, in Muscat. 


Tag 2 – Muscat

Mietwagen, wo bist Du?


Da ich von einer Reise nach Israel einen entsprechenden Stempel in meinem Reisepass habe, hatte ich vorsorglich einige Wochen zuvor die Botschaft des Omans per E-Mail angeschrieben, ob dies ein Problem darstelle. Ich wollte sicher gehen, denn in die VAE kann man damit nicht einreisen. Für die Einreise in den Oman ist dies jedoch kein Hindernis, so wurde mir schnell bestätigt, trotzdem bin ich erleichtert, als der Einreisestempel auf meinen Pass gedrückt wird, nachdem wir zuvor noch das Visum für 20 OMR pro Person erstanden haben. Unsere Reise durch das Land von Sindbad, dem Seefahrer, kann nun also starten. Wir steuern direkt und frohen Mutes den Schalter des Mietwagenverleihers an, um unser Fahrzeug der Kategorie Toyota Prado o. ä. in Empfang zu nehmen.


Durch den Nachtflug mit sehr wenig Schlaf sind wir beide müde, werden dann aber am Schalter schlagartig hellwach, als wir hören, dass man zwar unsere Buchung vorliegen habe, jedoch keinen Wagen; auch keinen anderen Wagen aus einer anderen Kategorie. Wir fassen es nicht! Monate vorher hatten wir, wie zumeist auf unseren Reisen, gebucht und nun das. Wir diskutieren eine ganze Weile, die Schlange hinter uns wird länger und länger. Zum Glück werden wir die nächsten drei Nächte in Muscat bleiben, nicht auszudenken, welche Probleme wir jetzt hätten, würden wir gleich weiter reisen wollen. So müssen wir uns nun mit der Zusage zufrieden geben, dass uns der Wagen in unsere Unterkunft bis 13:00 Uhr zugestellt wird.


Also fahren wir nun nicht wie geplant selbst zu unserer Unterkunft, der Lana Villa, sondern nehmen ein Taxi. Da es früh am Tage ist, ist unser Zimmer noch nicht bezugsfertig. Der wirklich sehr nette Inhaber der Lana Villa bietet uns an, seinen von ihm bevorzugten Taxifahrer zu bestellen, damit er mit uns in ein Einkaufszentrum fährt. Alles andere hat um diese Zeit noch geschlossen. Einkaufszentren sind normalerweise nicht die von uns bevorzugten Orte, dennoch entscheiden wir uns, das Angebot wahrzunehmen und im Konsumtempel ein bis zwei Stunden Wartezeit zu überbrücken. Wir kaufen eine Halskette und ich steuere noch auf das Postamt zu, um Briefmarken für den Versand von Postkarten zu erstehen. Der Mann, der mir diese verkauft, schaut mich nicht an und sein Blick geht direkt an mir vorbei, wenn ich mit ihm spreche. Ich hatte bereits davon gelesen, dass es als unschicklich gilt, Frauen direkt anzuschauen, jedoch ist es für mich äußerst gewöhnungsbedürftig. 


Mit einer Halskette und Briefmarken ausgestattet kehren wir zur Lana Villa zurück. Dieses gemütliche Guesthouse mit nur wenigen Zimmern und einer wunderschönen Dachterrasse gefällt uns sehr gut. Hier fühlen wir uns wohl in unserem Seaview Zimmer mit Balkon. Ein wenig neidvoll schauen wir von der Dachterrasse auf das Nebengebäude, das über einen ausgesprochen schönen Pool verfügt.

Um 13:00 Uhr kommt natürlich – wir haben es bereits befürchtet – kein Mietwagen. Wir geben der Firma noch ein wenig Zeit und versuchen dann, jemanden telefonisch zu erreichen, was leider nicht gelingt. Um 14:30 Uhr schließlich entscheiden wir, dass uns „unser“ Taxifahrer wieder zum Flughafen fahren möge. Er ist unglaublich freundlich und will auf uns warten, falls wir wieder unverrichteter Dinge umkehren müssen. Ich hoffe jedoch, dass wir nicht gleich wieder seine Dienste in Anspruch nehmen müssen. 


Am Schalter kommen wir nicht umhin, dem Gespräch der beiden Touristenpaare, die vor uns in der Reihe stehen, zuzuhören. Ihnen widerfährt das gleiche Schicksal wie uns. Auch für sie hat man keinen Wagen, noch schlimmer, ihnen teilt man zudem mit, dass sie auch in den nächsten Tagen nicht mit einem Wagen rechnen können. Irgendwann ziehen auch diese Touristen ohne Mietwagen ab.


Nun sind wir an der Reihe. Ich bin mittlerweile nicht nur müde, sondern auch stinksauer. Meine Laune bessert sich natürlich nicht, als uns gesagt wird, man habe immer noch keinen Wagen für uns. Ich erinnere noch einmal an unsere Buchung und die Zusage, dass wir den Wagen bis 13:00 Uhr zugestellt bekommen sollten. Aber das alles hilft nichts. Ich frage mich, wie wir ohne fahrbaren Untersatz unsere Reise durchführen sollen und kündige dem Mitarbeiter am Schalter an, dass ich mich keinen Fleck von diesem Schalter weg bewegen werde, bevor wir ein Auto erhalten. Zuerst kommt wieder nur eine Entschuldigung, aber dann stellt er fest, dass ich es ernst meine und setzt sich ans Telefon. Wir verstehen natürlich kein Wort, von dem, was er sagt, aber anhand des Tonfalls nehmen wir an, jetzt werden endlich alle Hebel in Bewegung gesetzt, damit wir einen Wagen erhalten.


Dann endlich gegen 16:30 Uhr vernehmen unsere Ohren die Nachricht, dass man einen Wagen für uns hätte. Na geht doch, denke ich bei mir. 

Das Fahrzeug, das man für uns aufgetrieben hat, zeigt 140.000 Kilometer auf dem Tacho an, ist sowohl innen wie außen verdreckt und verfügt zudem gleich über zwei kaputte Rücklichter. Wir sind zwar nicht sonderlich begeistert beim Anblick des Vehikels, das uns durch Sindbads Heimatland transportieren soll, entscheiden uns jedoch recht schnell, diesen Wagen zu nehmen, bevor der nächste hartnäckige Anmieter zugreift und wir möglicherweise doch wieder auf die Dienste „unseres“ Taxifahrers zurück greifen müssen. 


Wir hätten uns wirklich einen anderen Start in den Urlaub gewünscht, aber sind nun erst einmal erleichtert, das Problem gelöst zu haben und fallen nach unserer Rückkehr in unser Guesthouse todmüde ins Bett und schlafen bis zum nächsten Morgen durch.


Tag 3 – Muscat (Nakhl, Wadi Abiyad, The Chedi)

Ein sandfarbenes Fort, ein Wadi in Grautönen und ein weißes Hotel


Der Morgen beginnt mit einer erneuten Fahrt zum Flughafenschalter unseres Autovermieters – nicht, weil es uns dort so gut gefällt, nein, wir haben gestern keinen Mietvertrag mehr erhalten. Leider gibt es heute wieder nahezu endlose Diskussionen bis wir endlich einen Vertrag in der Hand halten. Es ist eine solche Zeitverschwendung unserer kostenbaren Urlaubszeit.


Nun gut, wir beschließen, uns nicht weiter darüber zu ärgern und die Reklamation auf die Zeit nach unserer Rückkehr zu verlegen. Stattdessen freuen wir uns auf die erste Besichtigung und fahren zum Fort in Nakhl. Die Temperaturanzeige verkündet derweil bereits 42 Grad Celsius, die mir außerhalb des Fahrzeuges in langärmeliger Bluse und langer Hose noch höher vorkommen. Auf dem Parkplatz des Forts angekommen wundere ich mich über Touristinnen, die in kurzen Hosen und Shirts mit Spaghetti-Trägern umher laufen. 


Das Fort liegt in der Batinah Ebene zu Füßen des Jebel Nakhl. Es ist eines der größten des Omans und verfügt über 6 Wehrtürme. Errichtet wurde es im 9. Jahrhundert, danach mehrmals umgebaut und im Jahr 1990 restauriert. Mir gefallen besonders gut die sandfarbene, je nach Lichteinfall auch ein wenig ins Gelbe oder ins Orange gehende, Bauweise sowie einige der Innenräume, die mit vielfarbigen Kissen ausgestattet sind.

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Nach dieser schweißtreibenden Besichtigung steuern wir das nächste Ziel an, das Wadi Abiyad, das bisher nur von wenigen Touristen besucht wird. Die Fahrt führt uns durch kleinere Ortschaften, aber leider finden wir die Abzweigung zum Wadi nicht. Die Straßen zwischen den Lehmbauten sind wie ausgestorben – bis wir einen Wagen vorfahren sehen. Zwei Schulkinder steigen aus und wenige Zeit später der Fahrer. Ich gehe direkt auf ihn zu, begrüße ihn höflich und frage ihn freundlich nach dem Weg, der uns ins Wadi bringen soll. Er schaut mich nicht an und zeigt stattdessen auf die Tür eines Hauses, die sich einen kleinen Spalt weit öffnet, gerade so, dass die beiden Kinder hindurch schlüpfen können, um sich dann hinter diesen wieder nahezu ganz zu schließen. Trotzdem bemerke ich kurz im Schatten des Türeinganges eine Frau. Während der Mann auf die Tür zeigt, antwortet er mir nur kurz, aber bestimmt mit „Talk to her“. Okay, denke ich bei mir, dann spreche ich mit ihr. Er gibt der Frau ein Zeichen, woraufhin sie wieder weiter die Tür öffnet und ich gehe auf sie zu. Die Frau ist sehr freundlich zu mir und erklärt mir den Weg. Ich bedanke mich für die Beschreibung und wir fahren weiter. 


Gar nicht weit entfernt befindet sich die wirklich nur rudimentär ausgeschilderte Zufahrt zum Wadi Abiyad. Wir sind ganz alleine im Wadi unterwegs und nun sehr dankbar über unseren, wenn auch bereits jetzt schon verschmutzten, aber treuen Geländewagen, der sich durch das zuerst noch ausgetrocknete Flussbett seinen Weg sucht. Wir fahren mehrere Kilometer entlang oder auch teilweise durch das Flussbett. Je tiefer wir ins Wadi hinein fahren, umso mehr nehmen die Wasserstellen zu. Unsere Blicke gehen gen Himmel, der sich ganz plötzlich mit dunklen Wolken zugezogen hat. Ein Gewitter mit Regen in den Wadis ist äußerst gefährlich und kann lebensbedrohlich werden, daher entscheiden wir, dass es Zeit wird, die Rückfahrt anzutreten. Viel weiter in das Wadi hätten wir ohnehin nicht fahren können. Wir haben wohl gerade den richtigen Zeitpunkt für die Umkehr gewählt, denn kaum sind wir aus dem Wadi heraus gefahren, setzt kräftiger Regen ein. 

Nicht weit entfernt von unserem Guesthouse Lana Villa befindet sich das Hotel Chedi. Dieses luxuriöse, ganz in Weiß gehaltene Hotel hatte ich mir in Vorbereitung auf die Reise angesehen, weil mich die Architektur sehr angesprochen hat. Die Preise, die für die Übernachtung aufgerufen wurden, jedoch weniger. Aber Anschauen wollen wir uns das Chedi auf alle Fälle. Wir essen etwas an der schönen Poolbar und machen einige Fotos. Das Chedi ist einerseits wirklich sehr schön, andererseits wirkt es jedoch auf mich recht steril. Nichtsdestotrotz, den wunderschönen Pool würde ich nun doch gerne nutzen. 


Tag 4 – Muscat

Alte und neue Architektur in der Hauptstadt


Den heutigen Tag wollen wir Muscat und Mutrah widmen. Um der größten Hitze zu entgehen, fahren wir gleich im Anschluss an das Frühstück zur Sultan-Qaboos-Moschee, die sich im Stadtteil Al Ghubrah befindet. Diese Moschee darf auch von Nichtmuslimen besichtigt werden. 


Ich bedecke meine Haare und stelle schnell fest, dass dies bereits bei 30 Grad Celsius um 10:00 Uhr morgens eine schweißtreibende Angelegenheit ist. Aber kaum haben wir die Anlage betreten, ist das sofort vergessen. Die Moschee und ihre Außenanlagen sind grandios. Eine faszinierende Architektur, die unzählige Fotomotive ermöglicht. Ich kann mich nicht satt sehen, es ist einfach nur wunderschön. 

Insgesamt bietet die Moschee in den Innenräumen und den Außenanlagen Platz für 20.000 Gläubige. Es gibt einen großen, prächtig mit Leuchtern ausgestatteten Gebetsraum für Männer, den auch Frauen betreten dürfen. Der gigantische, von Swarovski hergestellte Kronleuchter wiegt 8 Tonnen und gilt als einer der größten weltweit. Der Gebetsbereich für Frauen befindet sich in einem separaten Raum.

Nachdem wir uns eine gefühlte Ewigkeit in diesem prächtigen Bauwerk aufgehalten haben, fahren wir über die Schnellstraße nach Mutrah. Wider Erwarten finden wir schnell einen Parkplatz und laufen entlang der Corniche, die von alten Handelshäusern mit Holzbalkonen gesäumt wird. Die zumeist weißen Handelshäuser bilden einen schönen Kontrast zu dem Blau der etwas versetzt dahinter liegenden Lawati-Moschee.

Nicht weit entfernt liegt der Eingang zum Mutrah Souq. Im Land des Weihrauches dominiert dessen Duft die Gänge. Viele Menschen drängen sich in den engen Gassen, Waren, die mir fremdartig erscheinen, von denen ich oftmals gar nicht weiß, um was es sich handelt, werden mal in geordneten, mal in weniger geordneten Auslagen angeboten. 

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Nach diesem alle Sinne beanspruchenden Besuch steigen wir wieder in unser Auto und fahren in den Süden der Stadt, ins Regierungsviertel. Dieses Viertel wirkt unglaublich sauber, ordentlich, neu und geradezu auch ein wenig steril - aber nicht im Sinne von nicht schön, nein, ganz im Gegenteil, hier gefällt es mir, auch wenn die Hitze noch einmal kräftig zugelegt hat. 


Der Besuch des Bait Al Zubair Museums ist meiner Meinung nach absolut empfehlenswert. Es handelt sich um ein im Jahr 1998 eröffnetes, privates Museum und umfasst vier separate Bereiche (einer davon ein Gift Shop) sowie einen Garten. Viele ethnografische Exponate sind ausgestellt, von ausgefallener Kleidung hin zu Weihrauchgefäßen, Türen und Fenstern, Küchengeräten, handgeschnitzte kleine Dhaus und Waffen. Normalerweise bin ich nicht sonderlich begeistert von Waffenausstellungen, aber die in diesem Museum gezeigte zieht mich doch in ihren Bann. Das Wohnhaus verfügt über große Räume mit einer offenen Galerie, die sehr imposant ist und trotz der Größe eine herrliche Gemütlichkeit ausstrahlt. 

Der Abschluss unseres Muscat und Mutrah Besuches bildet dann der Regierungspalast, der Al-Alam Palast. Viele Bilder hatte ich im Vorfeld von diesem Bauwerk gesehen, aber wie das oftmals ist, keines der Bilder wird diesem gerecht, man sollte es selbst gesehen haben. Der Al-Alam Palast wurde seit 1970 erbaut und im Jahr 1974 eingeweiht.

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Die Besichtigungen in dieser Hitze machen uns müde und wir fahren zurück zur Lana Villa. Kurz vor Sonnenuntergang gehen wir noch einmal an den Strand, der sich vor unserem Guesthouse befindet. Morgen werden wir Muscat verlassen.


Tag 5 – Muscat – Ras al Jinz

Was eine Autobahnbrücke mit Wadis zu tun hat und eine äußerst fragwürdige Tour …


Auf der mit Straßenlampen flankierten Schnellstraße verlassen wir am Morgen Muscat. Unser erstes Ziel ist das Wadi Tiwi. Leider müssen wir auch hier wieder etwas suchen, um die passende Abzweigung zu finden und ganz ohne Hilfe von freundlichen Einheimischen hätte es wohl noch länger gedauert bis wir unser Ziel gefunden hätten. Die Ausschilderung ist teilweise eine Katastrophe, oftmals fehlt sie ganz, wird aber auch nicht viel besser, wenn sie vorhanden ist. Die Schreibweise der Orte und sehenswerten Spots unterscheidet sich jedes Mal ganz erheblich voneinander, sodass wir mehrmals eher nach dem Prinzip geleitet werden, diese Ausschilderung könnte uns möglicherweise zum Ziel führen, da die Schreibweise eine gewisse Ähnlichkeit aufweist. Reiseführer und Karten sind zudem nicht sonderlich hilfreich, auch darin sind der Phantasie hinsichtlich der Schreibweisen keine Grenzen gesetzt. Überhaupt besteht bezüglich der Ausschilderung noch sehr viel Luft nach oben. Wenn wir uns im Laufe der Reise zu diesem Thema mit anderen Touristen austauschten, stimmten sie uneingeschränkt mit uns überein. 


Die Fahrt durch das Wadi Tiwi führt uns zu Beginn durch eine Furt, bevor wir dann bergauf weiter fahren auf einer engen Straße, oft nur so breit, dass gerade unser Prado durchpasst, immer in der Hoffnung, dass uns in der nächsten, nicht einzusehenden Kurve, kein Auto entgegen kommt. So fahren wir immer höher mit schönen Ausblicken auf das Wadi und die Berglandschaft.

Sowohl das Wadi Tiwi wie auch das unweit gelegene Wadi As Shab wurden vor einigen Jahren von einem Zyklon heimgesucht und viele Palmenbestände dabei zerstört. Nur langsam erholen sich die Wadis wieder von dieser Naturkatastrophe.


Zudem verschandelt seit einiger Zeit eine Autobahnbrücke den ersten Blick auf das Wadi As Shab. Zum Glück war ich auf diesen Anblick aufgrund der Lektüre einiger Berichte vorbereitet und dringt man weiter ins Wadi As Shab vor, verschwindet diese Brücke auch recht schnell aus dem Blickfeld.


Nun gut, wir parken unter der Autobahnbrücke, zumindest liefert sie etwas Schatten. Wir müssen ans gegenüberliegende Ufer. Je nach Wasserstand kann man diese Strecke schwimmend zurücklegen, was allerdings eine Herausforderung mit Kameraausrüstung oder sonstigen Wertsachen, die man als Tourist mit sich führt, darstellen kann. Also entscheiden wir uns gegen die Variante Schwimmen und gehen zum provisorischen Bootsanleger. Einheimische bieten den Transfer auf die andere Uferseite gegen ein kleines Entgelt, oder besser gesagt Trinkgeld, an. Nirgends ist eine Preisangabe zu sehen und so stellen wir mit einem Gefühl des Fremdschämens fest, dass zwar eine gewisse Anzahl Touristen diesen Transfer in Anspruch nehmen, aber keinen Rial für diesen an den Bootsführer zahlen. 


Der Beginn der Strecke führt bei gefühlt 50 Grad Celsius in der Mittagshitze durch einen Palmenhain, wo wir bei genauerem Hinsehen noch die Spuren des Unwetters, das sich hier vor einigen Jahren austobte, erkennen können. Lieferte der Palmenhain zuweilen Schatten, ist dieser im nun folgenden Kiesbett, das es zu queren gilt, vollkommen verschwunden. Selbst mit meinen Wanderschuhen empfinde ich das Laufen auf dem unebenen und sich unter dem Gewicht meiner Schritte verteilenden Untergrundes sehr anstrengend, mehr jedoch wundere ich mich, wie einige der Touristen, die wir sehen, diese Strecke mit Flip-Flops zurück legen. Aber wer weiß, wie weit sie damit kommen. 


Der Wadi verengt sich am Ende der Strecke durch das Kiesbett immer mehr. Der Kies verschwindet langsam und weicht Felsen, an denen und unter denen wir entlang laufen. Unsere Blicke fallen auf Pools, die in den verschiedensten Blau- und Grüntönen wunderschön schimmern. Leider wird dieser Eindruck mehr als einmal durch (Plastik-)Müll getrübt. 


Gute 45 bis 60 Minuten laufen wir bis zum Ende des Wadis, ab hier kommt man nur noch mit Klettern weiter. Wir genießen noch ein wenig die Szenerie und setzen dann zum Rückweg an.


Mittlerweile hat die Flut eingesetzt und an Passagen, wo wir auf dem Hinweg noch trockenen Fußes laufen konnten, sind nun überspült. Zumeist können wir eine alternative Streckenführung wählen, einmal jedoch müssen wir unsere Schuhe ausziehen und durch gut bereits schon 20 cm hohes - jedoch erfrischendes - Wasser waten. Dies ist der einzige Zeitpunkt, an dem ich denke, dass Flip-Flops auch ihre Vorteile haben, denn die Steine, über die wir laufen müssen, piksen in meine Füße. 

In Sur, dem Zentrum für den Bau von Dhaus, machen wir einen kurzen Fotostopp und fahren dann weiter zu unserem heutigen, weiter südlich gelegenen Tagesziel, Ras al Jinz.

Unsere nächste Übernachtung haben wir in der Unterkunft Carapace in Ras al Jinz gebucht. Diese verfügt nur über wenige Zimmer und ist dem Turtle Research Center angeschlossen … und wegen der Turtles fahren wir dorthin. 


Bei unserer Ankunft ist das Restaurant bereits geschlossen, trotzdem öffnet man extra für uns und wir erhalten noch ein Sandwich. Über diesen, nicht selbstverständlichen Service freuen wir uns sehr. 

Wenn man hier übernachtet, ist der Preis zum sehr informativen Museum über Meeresschildkröten eingeschlossen. Dieses schauen wir uns ohne weitere Besucher nach dem Genuss unseres Sandwiches ausführlich an. Ebenso eingeschlossen im Übernachtungspreis ist der Besuch unter Führung zu den Eiablagen der Meeresschildkröten. Der Strandabschnitt, an dem sich das Turtle Research Center befindet, gehört im Indischen Ozean zu dem von Meeresschildkröten für die Eiablage am stärksten frequentierten Bereich. Wir wussten, dass der April zur absoluten „Low Season“ im Hinblick auf die Eiablagen der Meeresschildkröten gehört und eigentlich hatten wir uns daher bereits schon vor Abreise vorgenommen, an keiner Tour teilzunehmen, um dann doch jetzt hier vor Ort unseren gefassten Plan umzuwerfen. So melden wir uns für die Tour an.


Gegen Abend wird es dann laut im doch recht hellhörigen Carapace. Ganze Busladungen voller Touristen aus Sur reisen an. Die Tourteilnehmer werden in vier Gruppen unterteilt. Als Übernachtungsgäste haben wir das Privileg, in der ersten Gruppe zu sein. 


Wären wir doch bei unserem ursprünglichen Plan geblieben und hätten auf die Tour verzichtet, denn das, was jetzt kommt, stimmt uns alles andere als froh. Zwar erhalten wir von dem engagierten Führer genaue Anweisungen, wie wir uns zu verhalten haben, um die Tiere nicht zu stören, u. a. mit genauen Vorgaben, nicht zu nahe an die Tiere heran zu gehen und ganz leise zu sein, nur leider trifft dies scheinbar bei einigen erwachsenen italienischen und indischen Teilnehmern der Gruppe auf taube Ohren, währenddessen wir beobachten, dass sich die teilnehmenden Kinder ausnahmslos an die Vorgaben halten. 


Insgesamt sehen wir ganze zwei (!) Schildkröten, die zur Eiablage an den Strand kriechen, bevor sie mühsam beginnen ihre riesigen Löcher zu buddeln und so kommt es, dass dann doch die vier Gruppen zusammenstehen. Ich schätze, dass sich nun gut eine dreistellige Anzahl von Personen um zwei arme Meeresschildkröten herum versammelt hat. Den Meeresschildkröten scheint mittlerweile die Lust an der Eiablage vergangen zu sein und beide schleppen sich wieder zurück ins Meer. Ob es nun an den Teilnehmern lag, die sich nicht an die Anweisungen hielten, an der einfach schier zu großen Anzahl Beobachter, an beidem oder gar einen ganz anderen Grund hat, ich weiß es nicht und werde es wohl auch nie erfahren. 


Was wir jedoch wissen, wir fanden es einfach nur schrecklich und uns haben die Tiere unendlich leid getan. Bedauerlich ist, dass wir möglicherweise durch unsere Teilnahme dazu beigetragen haben, dass die Tiere ihre Eier nicht abgelegt haben … zukünftig werden wir uns ganz genau überlegen, ob wir noch einmal solch eine Tour mitmachen werden.



„Wer die Abenteuerlichkeit des Reisens ins Blut bekommt, wird diese nicht wieder los.“   - Bruno H. Bürgel

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